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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Schankwirt stets gut versorgt«, sagte Dylas und tätschelte sich
    selbstzufrieden den Bauch. »Ich muß nicht in den Wäldern herumstreunen und erst erlegen, was ich essen möchte. Du und Juhiza, ihr hättet auch eine Taverne aufmachen sollen wie wir. Meine alte Magdalan war zwar nie so schön wie Juhiza, ist vielleicht nicht besonders intelligent oder anmutig, aber sie kann kochen.«
    Als hätte sie auf diese Worte gewartet, kam in einer Wolke herrlichen Essensduftes ein altes, dickes und schmuddeliges Weib aus dem Hinterzimmer. Sie servierte jedem von uns eine große Scheibe Brot mit Sauerkraut, auf dem gekochte Schweinerippen lagen. Dazu brachte sie einen Teller mit verschiedenen Käsesorten der Region: Schweizer Käse,
    Emmentaler und cremig weißen Novum Castellum.
    Zu trinken gab es Wein und große Krüge dunklen Bieres, von dem Dylas stolz behauptete, er habe es selbst gebraut.
    Wir aßen gerade das mit herzhaftem Sauerkrautsaft
    vollgesogene Brot, als wir das Klirren von Metall und das Knirschen von Leder hörten und Paccius in voller
    Schlachtrüstung die Taverne betrat. Wyrd entschuldigte sich bei uns mit einem Schluckauf und ging leicht schwankend mit dem Signifer zu einem sauberen Tisch, um ihm zu
    erklären, wie er am besten zum Lager der Hunnen gelange und wie er es angreifen solle.
    Da ich nicht wußte, worüber ich mit Dylas reden könnte, fragte ich: »Wer ist oder wer war Juhiza?«
    Dylas leerte ein weiteres Trinkhorn und schüttelte den Kopf, ich hätte sie nicht erwähnen sollen. Du hast gesehen, welch harter Ausdruck plötzlich auf Wyrds Gesicht lag. Auch du solltest sie nie mehr erwähnen.«
    Ich wechselte das Thema: »Euren Gesprächen nach kennt
    Ihr Wyrd schon sehr lange?«
    Er wischte sich mit der Hand den fettigen Bart ab und
    sagte gedankenverloren: »Wir kennen uns, seit wir Rekruten der Zwanzigsten Legion in Deva waren. Ich weiß noch, wie er den Namen Wyrd, Freund der Wölfe, erhielt. Wyrd und ich, wir sind durch unseren Kriegsdienst Römer, doch von Geburt Kelten, deshalb sprechen wir manchmal noch das
    Keltische in Erinnerung an die alten Zeiten.«
    »Bis heute wußte ich nicht, woher er kommt. Warum habt Ihr die keltischen Inseln verlassen?«
    »Ein Soldat ist immer da, wo er gebraucht wird. Wyrd und ich waren nur zwei von vielen Tausend, die von Rom nach und nach aus Britannien abgezogen wurden, als die
    Barbaren hier in Europa Kolonien bedrohten, die Rom
    wichtiger waren. Unsere letzte Schlacht fand gegen die Hunnen statt, als wir in den Hilfstruppen der Elften Legion kämpften.«
    »Du trinkst ja gar nichts, Junge«, sagte Wyrd mit einem Schluckauf, als er sich wieder zu uns gesellte und Paccius die Taverne verließ, indem er im römischen Salut die rechte Hand ballte. »Du schläfst mir hier über den langweiligen Erinnerungen alter Haudegen noch ein. Mach' es dir doch in der Kaserne bequem. Doch zuvor - hier habe ich noch etwas für dich.«
    Er löste seine Geldbörse vom Gürtel und schüttete eine Menge Münzen in meine Hand: Kupfer, Messing, Silber und eine gar aus Gold.
    »Was soll ich damit tun, Fräuja«, fragte ich.
    »Was immer du willst. Es ist dein Anteil an dem Erlös.«
    Ich schnappte nach Luft. »Soviel habe ich nicht verdient!«
    »Slaväith. Ich bestimme, was du verdient hast und was
    nicht. Hick. Du solltest dir damit kaufen, was du für die Dauer unserer Reise brauchst oder was auch immer dir
    gefällt.«
    Ich dankte Wyrd aufrichtig für seine Großzügigkeit und Dylas für die kräftige Mahlzeit, wünschte den beiden alten Kameraden noch, daß sie sich weiterhin vergnüglich
    unterhalten und dem Wein zusprechen möchten, und
    machte mich davon. Erst draußen zählte ich mein Geld. Da war ein Goldsolidus, zahlreiche Silbersolidi, viele Sesterzen aus Messing und Kupfermünzen - alles in allem der
    schwindelerregende Betrag von zwei Goldsolidi.
    Als ich mich umsah, bemerkte ich, daß Basilia wieder zum Leben erwacht war. Ich sah Männer, Frauen und Kinder auf der Straße.
    Die Läden hatten geöffnet, und die Bürger gingen darin aus und ein, weil sie nach der langen Barrikade Lebensmittel einkaufen mußten.
    Mir selbst fiel nichts ein, was ich für die Dauer meiner weiteren Reise hätte gebrauchen können. Eher zufällig war ich in den Besitz von Schätzen gekommen, für die andere ein Leben lang arbeiteten: ein prächtiges Pferd mit Sattel und Zaumzeug, Scheide und Schwert, eine Feldflasche und all die Gegenstände, die ich in Vesontio erstanden hatte, darunter

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