Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
wir haben einfach Glück, dass sie uns nicht in die Quere kommen.«
Gerent fragte sich, wie Beguchren den Satz ursprünglich hatte beenden wollen. Er sagte jedoch nur: »Eher sind sie es, die Glück haben.«
Beguchren zuckte ein zweites Mal die Achseln und tat damit alle denkbaren Sorgen wegen Banditenüberfälle ab. Oder vermutlich auch wegen Angriffe durch Wölfe oder Bergkatzen. Selbst der Magier hätte jedoch vielleicht gestockt, wäre ein Drache aus dem Wald zum Vorschein gekommen. Nicht, dass in solcher Nähe zu den Städten der Menschen damit zu rechnen war.
Auf dem Fluss waren keinerlei Boote mehr zu sehen. Sogar während der Frühlingsfluten war die Fahrrinne hier tückisch, wechselhaft und voller treibender Baumstümpfe. Jetzt im Spätsommer war der Fluss zu einem schnellen, schmalen Band geschrumpft, kaum mehr als ein Bach, der nur noch durch die tiefe Mittelrinne seines freiliegenden steinigen Bettes stürmte. Während der Vormittag verging und die Straße unebener wurde, vermutete Gerent, dass es eine ganze Weile länger als fünf oder sechs Stunden dauern würde, um Metichteran zu erreichen.
Sie sahen keine weiteren Greifen. Obwohl zugegeben werden musste, dass angesichts der Art, wie der Wald den Ausblick auf den Himmel behinderte, auch fünfzig Greifen in einer halben Meile Entfernung hätten vorbeifliegen können, ohne von Reisenden auf der Straße bemerkt zu werden. Wahrscheinlich hätte Beguchren jedoch ihre Anwesenheit bemerkt. Wahrscheinlich brach er tatsächlich zusammen, wenn Greifen in seine Nähe kamen. Gerent hielt ein waches Auge auf ihn. Das Verhalten des Magiers verriet jedoch keinerlei Schwierigkeiten. Während der einen oder anderen Rast, die sie einlegten, um einen Schluck gesüßten Wein oder eine Tasse heißen Tee zu trinken und etwas Brot zu essen, stieg er ab und zeigte dabei kaum mehr als seine übliche Steifheit. Soweit Gerent dies feststellen konnte.
Zuzeiten begegneten sie einer Reisegruppe, die nach Süden zog. Keine wirklich großen Gesellschaften waren unterwegs, aber andererseits reiste niemand mit weniger als einem halben Dutzend Begleitern, und alle hatten sich wenigstens mit Armbrüsten bewaffnet. Niemand war von hoher Stellung, und niemand riskierte mehr als ein respektvolles Nicken Richtung Beguchren. Gerent hätte gern den einen oder anderen angehalten und nach neuen Nachrichten befragt. Aber er hielt den Blick immer auf Beguchren gerichtet, und weil der Magier nicht anhielt, tat Gerent es auch nicht.
Am späten Nachmittag ritten sie in Metichteran hinein, sieben Stunden nach ihrem Aufbruch aus Pamnarichtan. Heute war eindeutig ein Markttag gewesen: Auf den Straßen herrschte lebhafter Betrieb von Bauern, die ihre Überschüsse zusammenpackten, um sie zurück auf ihre Höfe zu karren, oder mit den ärmsten Bewohnern der Stadt um die letzten Scheffel Äpfel mit Druckstellen oder um fleckige Steckrüben feilschten. Auch auf der berühmten Brücke über den Teschanken herrschte reger Verkehr, obwohl der Wasserstand so niedrig war, dass Kinder ihren Weg quer durch das Flussbett suchten. Gerent blickte forschend auf die zugeschnittenen Steine des Brückenbogens hinab, während er und Beguchren über die Brücke ritten. Für ihn klang es, als trommelten die Hufe der Pferde auf Historie ebenso wie auf Gestein. Blut und Schlachten und Jahre bildeten den Mörtel der Steine. Er fragte sich auf einmal, ob sie beide vielleicht gerade selbst in eine Erzählung hineinritten; vielleicht blickte irgendein Reisender in einem fernen Jahr auf diese Brücke hinab und dachte: Beguchren Teshrichten hat hier den Fluss überquert, um gegen das Land des Feuers zu kämpfen ... Hoffentlich nicht. Gerent hoffte inbrünstig, dass nichts von den kommenden Ereignissen so aufregend sein würde, um in späteren Erzählungen oder Gedichten erinnert zu werden.
Im Hof des Gasthauses in Ost-Metichteran herrschte noch mehr Betrieb als auf den Straßen. Tatsächlich gab es überraschend viel Betrieb, wenn man bedachte, dass noch nicht die Zeit für Gäste sein konnte, die zum Abendessen kamen ... Und tatsächlich bestellte noch niemand ein Abendessen. Die Gäste aus der Stadt und die noch verweilenden Bauern hatten sich vielmehr an den Tischen versammelt, um Bier zu trinken und sich angeregt zu unterhalten.
Gerent schwang sich aus dem Sattel seiner Stute und half wortlos Beguchren, von seinem Pferd zu steigen. Ob der Magier nun ungewöhnlich erschöpft war oder nicht, es war ein großes Pferd für
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