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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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erholten, sondern zwei Pferde Annachudrans, die ihnen dieser für den Nachmittag geliehen hatte –, drehte sich kommentarlos um und half Beguchren beim Aufsteigen. Gleichermaßen kommentarlos stellte der kleine Magier den Fuß auf die verschränkten Hände Gerents. Dieser richtete sich auf, setzte den Magier mühelos in den Sattel und sagte: »Ein lockerer Ritt hinauf in die Berge, ein lockerer Ritt zurück, rechtzeitig zum Abendessen. Das ist die Idee, nicht wahr?«
    Beguchren nahm die Zügel in die Hand und blickte mit einem spöttischen Fuinkeln in den blassen Augen zu Gerent hinab. »So ist es.«
    »Wir haben heute Nachmittag nichts weiter vor, als einen Blick auf die Wüste zu werfen.«
    »So ist es«, wiederholte Beguchren.
    Gerent schüttelte den Kopf und stellte die rhetorische Frage: »Warum nur zweifle ich an dieser Zusicherung?«
    »Das brauchst du nicht. Sie stimmt völlig.«
    »Ich habe die Greifenwüste schon gesehen«, erklärte Gerent ein zweites Mal.
    »Dann kannst du sie heute Nachmittag noch einmal sehen. Oder machst du einen Rückzieher?«
    »Jetzt? Nein. Vielleicht später. Jetzt ist es entweder zu spät, um noch zurückzuschrecken, oder zu früh.« Gerent schwang sich in den Sattel des anderen Pferdes, eines kräftigen braunen Wallachs von einer Größe, die für einen Mann von Gerents Format passte, und nickte Beguchren kurz spöttisch zu.
    Der Magier zeigte sich von dem Spott unberührt. Er ritt einfach, ohne zu zögern, vom Hof und durch den nahen Obstgarten und nahm Kurs nach Norden, als wüsste er genau, wohin er sich wenden musste.
    Wahrscheinlich wusste er das tatsächlich, überlegte Gerent. Wahrscheinlich spürte Beguchren, wo genau die Grenze verlief, die das Land der Erde vom Land des Feuers schied. Vermutlich wusste er das genau so, wie ein normaler Mensch aus der Ferne einen Sturm über die Ebenen des Südens oder die Linie eines schnellen Buschbrandes heranziehen sah, der sich durch einen Wald fraß: etwas, das offenkundig war, machtvoll und potenziell gefährlich.
    Heute trieb kein roter Staub mit heißem Wind heran, was, wie Gerent vermutete, auf Beguchren zurückging. Die Obstgärten zeigten jedoch die Spuren der zurückliegenden Tage: Die Blätter der Apfelbäume waren an den Rändern vertrocknet und braun geworden, und das Grün verfärbte sich in Braun- und Gelbtönungen, als wäre schon der Herbst angebrochen. Reifes und nahezu reifes Obst war inzwischen geerntet worden, aber die unreifen Äpfel, die noch an den Bäumen hingen, verschrumpelten an den Zweigen.
    Sie ritten am leeren Teich vorbei und folgten dem ausgetrockneten Bett des Flusses bergan, der ihn hätte speisen sollen. Nachdem sie die Hügelkuppe erreicht hatten, stiegen sie auf einem schrägen Weg den Hang des nächsten Hügels hinauf. Schließlich gelangten sie auch auf diese Kuppe. Von dort blickten sie zunächst den Hang hinab und dann hinüber zur nächsten, höheren Hügelkette, die zu den Bergen dahinter führte.
    Die Grenze der Wüste verlief direkt über die Hügelkuppe, weniger als eine Meile westlich des Besitzes von Aben Annachudran. Gerent hatte zwar erwartet, den Wüstenrand schnell zu erreichen, aber nicht so schnell. Er zügelte sein Pferd und starrte entsetzt auf diese Grenze. »Wie kann sie nur so weit vorgedrungen sein?«, flüsterte er. »Sie haben ihre Wüste den ganzen Weg über den Fluss herangeführt. Wie war das nur möglich?«
    »Als wir ihnen Melentser übergaben, lieferten wir ihnen damit einen festen Ausgangspunkt, von dem aus sie ihren Weg durch dieses ganze Land nehmen und es sich krallen konnten«, antwortete Beguchren. »Reiten wir mal hinüber.« Gerent konnte dem feingeschnittenen Gesicht des Magiers keinerlei Regung entnehmen.
    Gerent hatte die seltsame, schreckliche, durch und durch fremdartige Macht der Greifenwüste vergessen gehabt. Er hatte die Grausamkeit der Sonne vergessen, den harten Metallglanz des Himmels, die grimmigen, messerscharfen roten Klippen, die den heißen Wind in Fetzen schnitten. Jetzt erlebte er alles aufs Neue. Flammen tanzten über den roten Sand und erstarben wieder wie Wasser, das auf einen Strand lief, sprangen ohne Zunder empor und brannten ohne Material, das sie verzehrt hätten. Greifen waren nicht zu sehen; weder trieben sie auf dem feurigen Wind, noch lungerten sie auf den roten Klippen. Unweit der beiden Reiter warfen jedoch zwei der Feuerböcke mit den Krummsäbelhörnern erschrocken die Köpfe hoch, als sie Menschen und Pferde entdeckten,

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