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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Eisen. Und das Brüllen im Dunkeln ...
    Gerent fuhr zitternd aus dem Schlaf hoch.
    Er lag in einem Bett – in einem großen luftigen Zimmer mit blassgelber Decke und zarten gelben Vorhängen, die am Fenster wehten. Das wurde ihm fast sofort deutlich. Und er hatte keine Schmerzen; das bemerkte er beinahe ebenso schnell. Die Wange schmerzte nicht. Das Eisen war nur ein Traum gewesen; die Brandmarkung lag Jahre zurück. Dumpf spürte er jedoch, dass er verletzt war und eigentlich Schmerzen hätte haben müssen. Er hatte sie jedoch nicht. Er fühlte sich ... gut. Verwirrt, aber gut.
    Seine Handgelenke waren an die Bettflanken gefesselt und die Knöchel an verzierte Pfosten am Fußende. Das wurde Gerent erst allmählich bewusst, als er sich aufzurichten versuchte. Er wusste nicht gleich, warum ihm das nicht gelang. Dann hob er den Kopf, so weit er konnte, und blickte mit zusammengekniffenen Augen auf die Fesseln, die aus weichem Stoff bestanden. Nichts, was eingeschnitten oder wund gerieben hätte. Kein Wunder, dass er zunächst gar nichts von den Fesseln bemerkt hatte. Dabei konnte er sich gar nicht denken, warum er überhaupt ans Bett gebunden sein sollte ... Na ja, ihm fielen schon ein oder zwei Gründe ein, warum ein Fluchgelübde-Sklave womöglich ans Bett gefesselt wurde, aber das erschien ihm hier unwahrscheinlich ... Warum eigentlich unwahrscheinlich? Ah. Aben Annachudran. Bruchstücke der unmittelbaren Vergangenheit wurden wieder deutlich. Ja. Das hier war sicherlich Annachudrans Haus. Und diese Gründe erschienen ihm wirklich nicht sehr wahrscheinlich, falls er nach wie vor Annachudrans Sklave war ...
    Aber er war nun mal gefesselt ...
    Jemand öffnete die Tür und trat ein. Gerent bekam den Kopf nicht hoch genug, um zu erkennen, wer das war. Zu spät fiel ihm ein, dass es vielleicht klüger gewesen wäre, so zu tun, als schliefe er; aber er dachte nicht daran, bis diese Person einen leisen Laut der Überraschung ausstieß und wieder hinauslief.
    Gerent legte den Kopf ins Kissen zurück und versuchte nachzudenken. Es fiel ihm schwer. Er hatte das seltsame Empfinden dahinzutreiben. Gedanken tauchten nur langsam auf und verblassten wieder, ehe er sie richtig greifen konnte ...
    Die Tür ging erneut auf, und diesmal trat Annachudran persönlich ein. Er kam rasch ans Kopfende des Bettes und blickte stirnrunzelnd auf Gerent hinab. Sein rundliches, freundliches Gesicht schien gar nicht für eine finstere Miene gedacht. Gerent erwiderte den Blick verwirrt und spürte die innere Verlagerung des Fluchgelübde. War Annachudran zornig? Er hatte gar nicht vorgehabt, ihn mit irgendetwas zu verärgern ... Oder doch? Es musste jedoch Annachudran selbst gewesen sein, der die Anweisung erteilt hatte, Gerent anzubinden ... Allerdings hätte er ihm einfach befehlen können, sich hinzulegen und im Bett zu bleiben ... Gerent wandte verwirrt den Blick ab; er fühlte sich schwach und schämte sich irgendwie. Er war tatsächlich schwach, aber er verstand den Grund für die Scham nicht.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Annachudran. Er hob eine Hand. »Wie viele Finger halte ich hoch? Wie lautet dein Name? Wie lautet mein Name?«
    Gerent drehte den Kopf erneut und starrte zu ihm hinauf. »Ich denke, ich schaffe vielleicht ... drei von vieren.«
    »Welche Frage fällt dir schwer?«
    »Ich fühle mich ... sehr seltsam.«
    Der andere lachte, es klang erleichtert. Er runzelte die Stirn nicht mehr. »Gerent ...«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Warum bin ich ...?« Gerent bewegte zur Verdeutlichung die Hände.
    »Du hast dich gegen uns gewehrt. Sehr heftig.«
    »Das Fluchgelübde hat mich nicht daran gehindert?«
    » Nichts hat dich gehindert. Du warst nicht mehr bei Verstand. Ich denke nicht, dass du mich überhaupt erkannt hast. Das war für mich eine Lektion über Verzweiflung und die Grenzen des Fluchgelübdes .« Annachudran holte ein kleines Messer hervor und machte sich daran, Gerent ganz vorsichtig loszuschneiden. Das Messer wollte jedoch den weichen Stoff gar nicht durchtrennen. Wäre es von Gerent hergestellt worden, hätte es viel bessere Arbeit geleistet.
    Gerent betrachtete das Messer. Er verfolgte, wie die Hand Annachudrans vorsichtig versuchte, die Stofffesseln zu durchtrennen. Zögernd fragte Gerent: »Ich war ... Ihr wart ... Erinnere ich mich richtig?«
    »Ich habe keine Ahnung. Woran glaubst du dich zu erinnern?«
    »Hattet Ihr Euch nicht ein Bein gebrochen? Und noch andere Verletzungen?«
    »Und noch andere –

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