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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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erzählt, seine Frau wäre von adliger Geburt? Gerent folgte dem Mann nachdenklich.
    Aben Annachudran wartete in einem Zimmer, das als Schreib- und Musikzimmer gleichzeitig zu dienen schien. Ein zierliches, elegantes Damenspinett nahm den Ehrenplatz ein; eine große Stehharfe ragte in einer Ecke auf. An der gegenüberliegenden Zimmerseite stand ein Schreibtisch, übersät mit Papieren, und Bücher sowie Schriftrollen mit Musiknoten füllten die Wandregale. Annachudran stand am Schreibtisch und sortierte gerade die schönen Bücher, die er aus der Wüste geholt hatte. So, wie die Sammlung ausgebreitet auf dem Tisch lag, war sie noch eindrucksvoller.
    Eine Frau, die nicht schön, aber mollig und gemütlich wirkte, saß am Spinett. Sie war nicht dem Instrument zugewandt, hatte aber eine Hand auf den Tasten liegen. Sie hatte einen Ton angeschlagen – nur einen einzigen. Der Klang hing noch in der Luft: sauber, klar und schön.
    Annachudran drehte sich um, als Gerent eintrat. Er sagte nichts. Seine Frau – Gerent vermutete zumindest, dass sie es war – wandte ihm das Gesicht zu und lächelte. Es war ein überraschend warmherziges, ungezwungenes Lächeln.
    Gerent nickte ihr zu. Dann blickte er Annachudran an, hob eine Hand und zeichnete das nicht mehr vorhandene Brandmal nach. »Ich weiß, dass alle Dankesworte unzureichend sind. Ich danke Euch jedoch, Herr. Ganz ernsthaft.«
    Annachudran schien sich unwohl zu fühlen. »Du unterliegst nach wie vor dem Fluchgelübde ...«
    Gerent unterbrach ihn, indem er eine Hand hob. »Ihr habt es mir möglich gemacht, überall unerkannt unter Menschen zu gehen. Solange ich Stiefel trage, wird niemand mir grollen oder vermuten, dass es von ihm erwartet würde. Niemand wird wissen, dass ich verurteilt wurde; niemand wird sich fragen, welches Verbrechen ich wohl begangen habe. Ihr habt mir eine Art Privatsphäre zurückgegeben, die ich niemals ...« Ihm versagte die Stimme. Er gestattete sich jedoch nicht, den Blick abzuwenden, sondern erwiderte den des anderen und fuhr leise fort: »Und Ihr wisst, dass Ihr das getan habt. Ihr hattet es vor. Redet es nicht klein. Ich würde Euch die Füße küssen für das, was Ihr getan habt. Bereitwillig. Nur dass es Euch nicht gefiele.«
    Annachudran schüttelte den Kopf. »Du hast mir das Leben gerettet. Hätte ich das nicht zur Kenntnis nehmen sollen?«
    »Ich bin durch ein Fluchgelübde gebunden«, erinnerte ihn Gerent.
    Aber Annachudran überraschte ihn aufs Neue. »Das Fluchgelübde kann einen Menschen zu vielen Dingen zwingen, da bin ich mir sicher. Es kann ihn jedoch nicht zwingen, sofort ins Wasser zu springen und einen ertrinkenden Trottel herauszuholen, wenn keine derartige Anweisung erteilt wurde. Andreikan Warichteier hat den Nutzen und die Grenzen des Fluchgelübdes in nicht weniger als drei ganzen Kapiteln abgehandelt.«
    »Die meisten Aspekte hat er richtig beschrieben«, räumte Gerent ein. »Wie man es von Warichteier auch erwartet. Doch Ihr selbst hattet mir schon das Leben gerettet.«
    Annachudran entgegnete geduldig: »Du hattest keinen Wert mehr auf das eigene Leben gelegt. Ich schätze meines jedoch sehr.«
    Die Lippen der Frau kräuselten sich. Sie stützte sich mit einem Ellbogen aufs Spinett, legte das Kinn auf die Hand und betrachtete ihren Gatten mit Zuneigung und Humor.
    Gerent warf ihr einen Blick zu und senkte respektvoll den Kopf.
    Annachudran folgte diesem Blick. Er sagte ironisch: »Du hast dich wahrscheinlich gefragt, warum keine Männer zur Stelle waren und mir halfen. Warum niemand mich an der Furt erwartete. Es ist kompliziert ...«
    »Es ist nicht im Mindesten kompliziert«, murmelte die Frau und zog dabei die Brauen hoch.
    Annachudran seufzte. »Dann also peinlich.« An Gerent gewandt fuhr er fort: »Das ist, wie du vermutet hast, meine verehrte Gemahlin Emre Tanschan. Eine jener Tanschans, ja. Sie nahm den gesellschaftlichen Abstieg in Kauf, als sie sich bereit erklärte, mich zu ehelichen.«
    Die Dame Emre zog eine Braue hoch.
    »Was sie, unter anderem, liebenswürdigerweise nicht ausspricht, ist, dass ich törichterweise mit meinem Freund davongeschlichen bin, ohne jemandem etwas zu sagen, weil ich wusste, meine Gattin würde Einwände gegen das ganze Vorhaben erheben – vernünftigerweise.«
    »Nur ein paar Stunden durch die Wüste«, sagte Gerent. »Wie schwierig könnte das schon werden?«
    »Genau.« Annachudran zögerte und hob dann hervor: »Du hast sogar die Bücher mitgenommen. Das hat mich

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