Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Es war das gleiche Lachen wie zuvor, schnell und erfüllt von echter Heiterkeit. »Kein Spezialist! In Ordnung. Ich arbeite derzeit vor allem philosophisch ... an der Philosophie von Stein und Eisen und Holz, an den Baumaterialien der Welt.« Sie seufzte. »Es ist schlimm, große Konstruktionen tatsächlich zu errichten, nur um dann zu sehen, wie sie unter bestimmten Belastungen zusammenbrechen. Hast du Wareyer gelesen?«
»Ja«, antwortete Gerent prompt. »Außerdem Dachsechreiers Schaffen mit Holz und Garaneirdichs Materialeigenschaften. Was hältst du von Terichsekiun?«
Tehres kleines Gesicht hellte sich auf und verlieh ihr letztlich den irreführenden Eindruck unkomplizierter Schönheit. »Oh, diese Materialeigenschaften sind ein so faszinierendes Buch! Es ist so interessant, dass sich Gusseisen ganz ähnlich verhält wie Gestein, nicht wahr, und so anders als Schmiedeeisen?« Sie nahm einen weiteren Bissen von ihrem belegten Brot und kaute darauf, in Gedanken versunken.
»Du scheinst über Brücken nachgedacht zu haben«, bemerkte Gerent und stellte amüsiert fest, dass die Dame Tehre sofort abgelenkt war.
Sie sprang auf, legte das halb verspeiste Brot zur Seite und sagte: »Ich zeige es dir, komm!« Und machte sich auf den Rückweg ins Arbeitszimmer.
Fareine wickelte mit resignierter Miene die halb verspeiste Schnitte in ein Tuch und folgte ihrer Herrin. Gerent ergriff den Teller, da es ihm unpassend erschien, diesen einfach auf der Bank stehen zu lassen, und ging den beiden nach.
Die Diagramme waren sehr interessant: Es handelte sich um detailreiche Zeichnungen zahlloser Brücken – kurzer, flacher Stützbalkenbrücken über schmalen Schluchten; hoher Bogenbrücken, die Flüsse überspannten; hölzerner Hängebrücken, die äußerst unsicher wirkten. Manche Brücken bestanden aus vielen kleinen Bögen, andere waren nur an beiden Enden abgestützt.
»Sind das Zeichnungen von vorhandenen Brücken?«, fragte Gerent und beugte sich über einen besonders ungewöhnlichen Entwurf: ein offenes Gitter in einem einzelnen, extrem langen, flachen Bogen. »Das ist doch sicher nicht maßstabsgerecht?«
»O doch, das ist es! Sie steht in Linularinum – überspannt dort diesen Fluss, den Meralle, bei Teramondian. Terichsekiun erwähnt sie und hat auch eine kleine Zeichnung beigefügt, aber diese hier ist genauer und zeigt viel mehr Einzelheiten. Es hat ein Vermögen gekostet, einen Mann den ganzen Weg nach Linularinum zu schicken, damit er sie für mich zeichnet, aber es hat sich gelohnt. Sieh mal, diese Brücke hat eine Spannweite von hundertneunundfünfzig Fuß, aber eine Höhe von maximal sechsundzwanzig Fuß. Sie besteht aus Gusseisen und ist somit leichter, als wenn man sie mit Steinen ausgeführt hätte, verstehst du? Und der seitliche Druck auf die Fundamente ist viel geringer als bei einer gemauerten Brücke, und nach Terichsekiuns Meinung war sie deshalb ausführbar. Aber ich bin nicht sicher, ob das die ganze Antwort ist.« Sie beugte sich konzentriert über das Diagramm.
Gerent sah Tehre Annachudran dabei zu, wie sie erst einen Teil des Diagramms und dann einen anderen forschend ins Auge fasste, dann geistesabwesend eine Feder zur Hand nahm und sich daranmachte, auf den freien Stellen neben dem Diagramm Gleichungen auszurechnen. Er fragte sich, warum sie solche Schwierigkeiten hatte, andere Schaffende zur Zusammenarbeit zu bewegen. Sie war zwanghaft, keine Frage, aber das, was sie auszuarbeiten versuchte, war sehr interessant. Sicherlich würde das jeder echte Schaffende denken?
Und ... er brauchte sich auch keine Sorgen zu machen, sie könnte sich interessiert zeigen, wer er war oder woher er kam. Ihr war nicht mal der Gedanke gekommen, danach zu fragen. Ah, das erklärte vielleicht eine ganze Menge. Diesen Mangel an persönlichem Interesse musste wohl jeder Mann kränkend finden, der glaubte, dass alle Frauen ihn natürlich faszinierend finden sollten.
Gerent fand diesen Mangel an Neugier nur beruhigend. Erholsam. Er warf einen Blick auf Fareine, die ihm ein freundliches Lächeln schenkte und sich im Hintergrund hielt. Möglicherweise stand sie für Botengänge bereit, die ihrer Herrin in den Sinn kamen, wahrscheinlich aber fungierte sie als Anstandsdame.
Tehre holte ein neues Diagramm hervor, breitete es aus und befestigte es über den anderen. Es zeigte ebenfalls eine Brücke, aber von ganz anderer Art. Sie hing an Ketten von zwei hohen, parallel stehenden, halbkreisförmigen Bögen; der Gehweg
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