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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Zedernholz, das mit Schnitzereien verziert war. Der Vorraum, in dem es sogar Saphirvorhänge gab, wurde von runden Porzellanlampen beleuchtet. Waffenknechte in blauen und weißen Uniformen standen zu beiden Seiten des nächsten Eingangs und salutierten vor dem hohen Herrn. Gerent bedachten sie nur mit verstohlen zuckenden Blicken.
    Das Vestibül öffnete sich zu einer schönen Empfangshalle, die mit einem komplex ausgeführten Mosaikfußboden und einem einzelnen riesigen Gemälde glänzte. Es bildete eine Schlacht ab; das Thema war sofort erkennbar: Terechtekuns Sieg an den Weißen Klippen über General Perestechen Enkiustich, den Fürsten von Meridanium. Das musste Ferichteluns berühmtes Gemälde sein – zweifellos das Original. Gerents neuer Meister verlangsamte seine Schritte jedoch nicht, und so fand auch Gerent keine Gelegenheit, sich das Bild genauer anzusehen.
    Auf die Empfangshalle folgte ein langer Saal mit einem Fußboden aus geschliffenem Marmor und breiten Glasfenstern. Der hohe Herr ging ohne Unterbrechung bis ans Ende des Saals und durchquerte dort eine geschnitzte Tür. Gerent folgte ihm wie an der Leine geführt und sah sich in einer Bibliothek oder einem Studierzimmer oder einem Büro wieder; womöglich diente der Raum allen diesen Zwecken. Verglichen mit dem übrigen Haus wirkte dieses Zimmer beinahe schlicht. Die Läufer auf dem Boden waren von hoher Qualität, aber von schlichtem Blau ohne Muster oder Verzierungen. Das Mobiliar war ähnlich, gut, aber schlicht, und wies nur ein Minimum an Schnitzereien auf. Die Fensterscheiben waren aus teurem Glas und behangen mit schweren Saphirgardinen.
    Zwischen den Fenstern hingen Gemälde, die verschiedene Ansichten von Breidechboda zeigten. Die Stadt war in allen Jahreszeiten abgebildet, aber die Perspektive war stets die eines Betrachters in großer Höhe, als hätte der Künstler auf dem höchsten Turm der Stadt gestanden, um diese Motive zu malen. Gerent stellte fest, dass alle Bilder von ein und demselben fähigen Künstler stammten, aber er kannte weder die Bilder noch die Signatur. Unterhalb der Gemälde säumten Regale voller Bücher und Schriftrollen die Wände. Die drei Tische im Zimmer waren mit Papieren und noch mehr Büchern vollgepackt.
    Hier drehte sich der hohe Herr endlich um, stützte sich mit einer Hand leicht auf einen der Tische und musterte Gerent mit undurchdringlicher Gelassenheit. »Weißt du, wer ich bin?«, fragte er.
    Gerent erwiderte den Blick und konnte nicht den geringsten Hinweis darauf erkennen, was im Kopf seines Meisters vor sich ging. »Verzeiht mir, Meister; nein. Ich war lange nicht mehr in Breidechboda.«
    »›Mein Herr‹ reicht als Anrede. Ich weiß, dass du lange nicht hier warst. Dein Band wurde nie von Menschen in Breidechboda gehalten. Zuletzt gehörtest du acht Jahre lang Perech Fellesteden. Den größten Teil dieser Zeit unterhielt Fürst Fellesteden seinen hauptsächlichen Hausstand in Melentser.« Die glatte Stimme des Herrn verriet nichts, ebenso wie seine gelassene Miene: weder Kränkung noch Erheiterung, noch Zufriedenheit. Mit Nachdruck setzte er jetzt hinzu: »Ich bin Beguchren Teshrichten.«
    Gerent blinzelte. Einen Augenblick später sagte er: »Der Kaltmagier. Der Magier des Königs. Ich hätte Euch erkennen ...« Er brach ab.
    Teshrichtens dünne Lippen verzogen sich zu einer ironischen Miene. »Du wärst erstaunt, wie wenige Menschen mich erkennen, ungeachtet des Stroms aus Gerüchten, der durch diese Stadt fließt. Die Menschen erwarten vermutlich, der persönliche Magier des Arobarn wäre größer. Aber ja, ich bin des Königs Magier. Inzwischen der letzte seiner Magier.«
    »Was ...?«, hob Gerent an, ehe ihm einfiel, dass ihm gar nicht zustand, Fragen zu stellen. Er nahm sich zusammen und brach ab, und er bemühte sich um die hart errungene Regungslosigkeit, die er vor Jahren als Maske zu tragen gelernt hatte.
    Der weißhaarige Magier schien jedoch nicht gekränkt. Seine Lippen umspielte ein leises, undeutbares Lächeln. »Was erwarte ich nun von dir? Entweder gar nichts oder sehr viel. Finden wir es heraus. Knie dich bitte hin und sieh mich an, Gerent.«
    Gerent gehorchte natürlich sofort. Er fand gar keine Zeit, sich über diesen Befehl zu wundern, da lag er schon auf den Knien. Als er jedoch aufschaute, fand er seinen Blick unerwartet von den bezwingenden eisblassen Augen des Magiers gebannt. Beguchren Teshrichten trat vor, legte eine Hand an Gerents Gesicht, und sein Bewusstsein bohrte

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