Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
zurück, Gerent. Bis dahin, wo das Land der Erde dem Land des Feuers weicht.«
»Melentser?«
»Vielleicht.«
»Was, wenn ich mich weigere? Was, wenn ich aus Eurer schönen Kutsche steige und einfach fortgehe?«
»Tue es«, schlug der Magier vor, nach wie vor in sanftem Ton, »und finde es heraus.«
Gerent rührte sich nicht. Vorsichtig versuchte er, die Absichten des Magiers zu erkunden: »Ich würde Euch in meinem Bewusstsein antreffen, nicht wahr, und erleben, wie Ihr mich zwingt, eine bestimmte Richtung einzuschlagen?«
Die silbernen Augen des Magiers funkelten. »Nein. Nein, Gerent. Das ist ein Versprechen, das ich dir, wie ich glaube, mit ziemlicher Sicherheit geben kann: Ich werde nie wieder in dein Bewusstsein eindringen.«
Gerent dachte darüber nach. Was Versprechungen anging, so erschien ihm diese weniger solide begründet als manch andere. Er gestattete sich etwas mehr Schärfe im Ton, als er fragte: »Denkt Ihr, ich sollte Euch trauen, verehrter Herr Magier? Ihr habt mich gefragt, was ich Euch schulde, aber ich weiß nicht so recht, warum Ihr das gefragt habt. Recht klar ist, welche Antworten Ihr darauf von mir erwartet. Ihr denkt, ich sollte tun, was Ihr mir sagt, und wie ein Hund bei Fuß gehen.«
Beguchren ließ sich nicht provozieren und erwiderte nur: »Traust du mir, Gerent?«
Gerent wurde sich unbehaglich darüber klar, dass zwar kein glaubhafter Grund dafür bestand, aber die Antwort womöglich trotzdem »Ja« lauten könnte. Dennoch behauptete er: »Nein, mein Herr.«
»Vielleicht lernst du es noch.«
Sie hatten inzwischen die nähere Umgebung Breidechbodas hinter sich gelassen. So weit im Süden fand man kaum Waldgebiete, und was an Forst existierte, wurde so sorgsam kultiviert wie Weizenfelder – freilich mit dem Unterschied, dass man nicht Korn, sondern Holz und Wild gewinnen wollte. Die stark kultivierte Landschaft zog in endlosem fruchtbarem Grün an ihnen vorbei, das in ordentlich angelegte Felder, Weiden und Obstgärten unterteilt war. Der Teschanken verlief mal direkt neben der Straße und mal ein gutes Stück weit im Osten; Flussschiffe fuhren entweder die Strömung hinab nach Breidechboda oder wurden von Ochsengespannen hinauf nach Dachseit getreidelt.
Andere Reisende folgten der Straße ebenfalls, teils nach Norden, teils nach Süden: schicke hochrädrige Kutschen der Reichen, schlichte Karossen der gewöhnlichen Reisenden, Reiter, die allein oder zu mehreren unterwegs waren ... Alle Welt wusste, dass zwischen Breidechboda und Dachseit keine Gefahr von Banditen ausging. Gerent vermutete, dass mehr Reisende unterwegs waren als üblich, vor allem Menschen aus dem Norden, die nervös auf die neue Wüste reagierten und in Familien oder kleinen Gruppen nach Süden zogen. Er erinnerte sich, wie der Offizier der Stadtstreife am Tor gesagt hatte, dass Wenenboda vielleicht die bessere Wahl wäre, und fragte sich, ob irgendeine der südlichen Städte die heimatlosen oder einfach nur nervösen Nordländer freudig aufnehmen würde.
»Der Wasserstand des Flusses ist dieses Jahr niedrig«, murmelte Beguchren. »Man sieht, dass die Boote allesamt klein sind, mit kurzem Kiel und geringem Tiefgang.«
Gerent blickte ihn überrascht an, aber der Magier schien nicht zu weiterer Konversation geneigt. Da auch Gerent nichts sagte, breitete sich erneut Schweigen aus.
An einer Poststation am Fluss wechselten sie die Pferde und tauschten die Füchse gegen zwei auffällige Braune mit weißen Fesseln und Blessen. Beguchren genehmigte eine kurze Rast im Hof der Poststation, während sein Kutscher dabei half, das Fuchsgespann wegzuführen und dann an seiner Stelle die Braunen anzuschirren. Rinderpasteten kamen aus der Poststation zum Vorschein, dazu guter Wein. Gerent betrachtete die Pferde und erkundigte sich: »Besitzt Ihr überhaupt irgendwelche schlichten Pferde, mein Herr?«
Beguchren schien ehrlich überrascht. »Warum sollte man nicht in allen Dingen Schönheit genießen, wenn es möglich ist?«, erwiderte er; seine Worte klangen vernünftig. »Und es sind schnelle, kräftige Tiere. Wir wechseln heute noch ein weiteres Mal das Gespann; ich habe nicht vor, für die Nacht anzuhalten, solange wir nicht ein gutes Stück über Dachseit hinaus sind. Ich hoffe, bis morgen Abend Pamnarichtan zu erreichen – auch wenn ich weiß, dass dafür eine optimistische Einschätzung unserer Geschwindigkeit nötig ist. Wir werden sehen, was wir tun können, um flotter voranzukommen.«
Gerent rang einen
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