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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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schien sich Beguchren damit zufrieden zu geben, den ganzen Tag lang zu warten, dass sein Reisegefährte wieder einstieg.
    Wenn Beguchren Gehorsam erzwingen wollte, warum hatte er dann das Fluchgelübde aufgehoben? Und wenn Eile so vonnöten war, warum zeigte er dann jetzt so viel Geduld? Warum verdrehte er die Welt nicht gleich so weit, dass Gerent direkt in der Kutsche landete? Oder versetzte sie beide gleich an den Rand der Wüste?
    »Erde und Eis!«, brummte Gerent. Der Philosoph Beremnan Anweyer hatte geschrieben: Gehorsam ist eine Eigenschaft, die sich der Mensch selbst wählt; wird sie von außen auferlegt, ist es nicht Gehorsam, sondern Zwang. Anweyer hatte, folgerte Gerent jetzt, nicht gewusst, wovon er sprach. All dieses Drängen, rasch weiterzufahren und frische Pferde an Poststationen bereitzuhalten, und dieses Gerede von der Eile – um bis morgen Abend Pamnarichtan zu erreichen! Und jetzt war Beguchren bereit, den ganzen Nachmittag lang einfach in dieser stillen Kutsche zu sitzen?
    Schließlich ging Gerent mit langen, ungeduldigen Schritten zur Kutsche hinüber, riss die Tür auf, stieg aufs Trittbrett und warf sich auf den Sitz. Als Beguchren ihn jedoch ansah, senkte Gerent mit der ausdruckslosen, unterwürfigen Ehrerbietung des Sklaven den Blick und brummte: »Ich bitte Euch, mir die Verzögerung zu verzeihen, mein Herr.«
    Eine Spur Farbe stieg Beguchren doch tatsächlich ins Gesicht. »Gerent ...«, sagte er, brach ab, beugte sich vor und tippte hinter dem Kutscher an die Wand. Der Kutscher gab die Zügel frei, und die Pferde waren so froh über den Aufbruch, dass sie in leichten Galopp verfielen statt den ansonst üblichen versammelten Trab.
    Beguchren versuchte sich festzuhalten, aber das ruckhafte Losspringen der Pferde schleuderte ihn erst heftig rückwärts und dann vorwärts. Gerent hatte keine derartigen Schwierigkeiten; er stützte sich mit einem Fuß an der Wand gegenüber ab und schloss eine Hand um die Fensterkante. Den anderen Arm streckte er aus, fing mit der Hand, ohne nachzudenken, den kleineren Mann auf und gab ihm Halt, bis die Bewegung der Kutsche gleichmäßiger geworden war. Dann wurde Gerent verlegen wegen des vertraulichen und völlig instinktiven Charakters dieser Reaktion, ließ los und wich so weit von dem Mitreisenden zurück, wie es die Kutsche erlaubte.
    Womöglich reagierte der Magier auch verlegen. Penibel rückte er seinen Ärmel zurecht und konzentrierte sich ganz darauf. »Danke, Gerent«, sagte er, ohne richtig aufzublicken.
    Gerent hatte kaum einen Blick für ihn übrig, doch er antwortete im farblosesten Tonfall: »War doch selbstverständlich, verehrter Herr Magier.«
    Beguchren zögerte, traf Anstalten, etwas zu sagen, schloss wieder den Mund und sagte schließlich gar nichts. Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Gerent wusste nicht recht, ob er darüber zufrieden war oder sich dafür schämte, dieses Schweigen herbeigeführt zu haben. Er hoffte, dass sich der Magier dabei so unwohl fühlte wie er selbst.
    Und vielleicht tat er es, denn nach einer Weile brachte er hervor: »Gerent ...«
    Der Angesprochene weigerte sich, ihn anzusehen.
    Beguchren seufzte und fragte dann: »Hätte ich das Fluchgelübde bestehen lassen sollen? Hättest du dich unter seinem Zwang wohler gefühlt? Ich hätte dich bis zum bitteren Ende unter diesem Band halten können. Ich wollte jedoch, dass du dich frei entscheidest, mit mir zu kommen.«
    »Solange ich mich nicht frei entscheide, meinen eigenen Weg zu gehen?«
    »Genau so.«
    Gerent schüttelte verwirrt den Kopf. Er hätte genauso zornig wie verwirrt sein müssen, aber der Zorn lief aus ihm heraus wie aus einem rissigen Brunnen; er konnte ihn einfach nicht festhalten. »Wenn Ihr mir nicht erlaubt, Gebrauch von der Freiheit zu machen, die Ihr mir geschenkt habt, könnt Ihr keine Bekundung von Dankbarkeit erwarten!«
    »Das tue ich nicht.«
    »Was möchtet Ihr dann von mir?«, wollte Gerent wissen.
    Beguchren seufzte und deutete mit dem Kopf zum Fenster hinaus. »Derzeit nur deine Gesellschaft auf einer schönen, wenn auch langen Tagesfahrt.«
    Gerent presste die Zähne zusammen ... und lachte unvermittelt. Diese Auseinandersetzung schien einfach zu albern, um sie fortzusetzen, wenn der Magier doch immer nur aalglatt auswich und Gerent allein als Streithahn zurückblieb. »Die Reise eines Tages und eines weiteren, und schon bald blicken wir dann tatsächlich in das Land des Feuers hinaus. Dann sagt Ihr es

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