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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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durch die kunstvolle Verzierung die Blicke aller auf sich, die sich in der Nähe befanden. Die alltäglichen Karren und Wagen suchten sich einen Weg um die Kutsche herum, deren elegante Gestaltung die Fahrer davon abschreckte, ihre Verärgerung deutlicher zu zeigen als durch verdrehte Augen.
    Lehnte Beguchren Teshrichten aus Prinzip Einfachheit und Schlichtheit ab? Zwar bestand auch für Gerent zumindest die theoretische Möglichkeit, dass die Kutsche einem anderen hohen Herrn gehörte ... doch er wusste genau, dass sie dem Magier des Königs gehörte. Er ging langsam auf sie zu.
    Er war nicht im Mindesten überrascht, als der Kutscher die Bremse anzog, die Zügel des Gespanns um den Pfosten wickelte und herabsprang, um die Tür für ihn zu öffnen. In der Kutsche wandte sich Beguchren Teshrichten Gerent zu und zeigte dabei eine ausdruckslose Miene; er nickte ihm kurz zu und deutete neben sich auf die Sitzbank.
    Gerent stieg ein, wobei er unter der niedrigen Decke den Kopf einzog, und setzte sich in etwas unbehaglicher Stimmung auf den angewiesenen Platz. Er hätte lieber etwas weiter entfernt von dem Magier gesessen, aber es war eine kleine Kutsche. Trotzdem empfand es Gerent als anmaßend, eine Bank mit dem Herrn Magier zu teilen. Er rutschte so weit zum Fenster hinüber, wie es ging, und schwieg. Der Kutscher nahm die Zügel zur Hand und versetzte das Gespann in leichten Trab. Er suchte sich einen Weg zwischen den Bauernwagen hindurch und ließ den übrigen alltäglichen Verkehr, der aus der Stadt strebte, und das Gedränge mühelos hinter sich.
    »Guten Morgen«, sagte Beguchren in genau dem höflichen Ton, mit dem er einen geehrten Gast in seinem Haus hätte begrüßen können. Der kleine Magier hatte sich so herausgeputzt, wie er sich auch tags zuvor gezeigt hatte: Spitzen an den Handgelenken, das Hemd mit Goldfäden durchwirkt, winzige Perlen an den Stulpen der hochhackigen Stiefel und an drei Fingern der linken Hand zierliche Saphirringe. Er hätte ebenso gut auf dem Weg quer durch die Stadt zu einem höfischen Anlass sein können, statt Breidechboda für eine lange Reise nach Norden zu verlassen.
    Gerent fragte ihn einen Augenblick später: »Geht Ihr stets mit so wenig Pomp auf Reisen, mein Herr Magier? Nur ein Kutscher und sonst keinerlei Dienstboten oder Waffenknechte? Ich vermute, im Prinzip fürchtet Ihr keine Banditen. Zweifellos aus zahllosen guten Gründen.«
    »So ist es«, pflichtete ihm Beguchren mit einem leisen Lächeln bei. »Aber Gerent, sprich mich bitte mit meinem Namen an.«
    Gerent wandte sich ab und blickte zum Fenster der Kutsche hinaus. Er beobachtete, wie die letzten Gebäude der Vororte Breidechbodas verschwanden und sich dann nur noch niedrige goldene Hügel erhoben, während die letzten Reste des Morgennebels im Sonnenlicht verdunsteten. Schließlich wandte sich Gerent wieder dem Magier zu. »Verehrter Herr Magier, warum fahren wir nach Norden? Und wie weit nach Norden und wohin genau? Nach Melentser? Warum habt Ihr solche Mühen auf Euch genommen, um mich mitzunehmen – ganz speziell mich? Was habt Ihr vor, und welche Rolle spiele ich dabei?«
    Eine lange, nachdenkliche Stille trat ein. Nach einer Weile antwortete Beguchren: »Ich brauche einen Schaffenden. Nicht nur irgendeinen Schaffenden mit einer halbwegs starken Gabe. Vielmehr jemanden, der viele Jahre lang durch ein Fluchgelübde gebunden war ... Ich rechne damit, dass so jemand, sagen wir mal, gewisse Empfänglichkeiten und Neigungen entwickelt hat. Eigenschaften, die wichtiger sind als bloße Stärke.«
    Gerent fragte trocken: »O ja, eine ausgeprägte Loyalität, nicht wahr?«
    Zu seiner Überraschung lachte der Magier. »Wohl kaum. Nein. Das ist eine Eigenschaft, die jeder entweder entwickelt oder nicht, denke ich mir; aber ich erwarte kaum, dass Knechtschaft sie stärkt.« Dann sprach Beguchren in ernstem Ton weiter. »Nein, ich meine unter anderem eine Eigenschaft wie Ausdauer. Die Fähigkeit, starke Gefühle zu unterdrücken. Man könnte es so ausdrücken: die Eigenschaft, sich selbst zu verleugnen.«
    Jetzt war es Gerent, der längere Zeit schwieg. Ein Sklave konnte sehr gut alle diese Fähigkeiten entwickeln. Er war jedoch keineswegs überzeugt, dass er wirklich wissen wollte, warum der Magier Wert auf sie legte. Schließlich gab er dieses Thema für den Moment auf und fragte: »Wie weit nach Norden fahrt Ihr?«
    »Wir«, korrigierte ihn Beguchren sanft. »Wie weit nach Norden fahren wir? Wir legen den ganzen Weg

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