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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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denken können. Nie hatte sie etwas über das Haus ihres Vaters und ihr Erbe hören wollen, aber schließlich musste sich ja irgendjemand um alles dort kümmern: dafür sorgen, dass es instand gehalten wurde und dass illegaler Holzeinschlag, Wilderei und Beweidung nicht überhandnahmen. Sie vermutete, dass Bertaud die Besetzung dieses Postens genehmigt und den Mann für gut befunden hatte; zumindest wirkte der Vogt tüchtig und zuverlässig. Er wirkte vielleicht ein wenig zu energisch, als er darauf bestand, dass Maianthe weibliche Begleitung hatte.
    Nicht, dass die Dienstmagd sie derzeit noch begleitet hätte, was Maianthe nicht wirklich bedauerte. Sie fanden zu Beginn der Reise heraus, wie schnell die Linulariner Agenten rings um Kames Stellung bezogen hatten, und verloren zwei der Wachleute. Danach gab Tan jeden Gedanken daran auf, sich nach Norden zu wenden, und Maianthe beharrte darauf, dass die Dienstmagd in einem kleinen Dorf zurückblieb, auf das sie unterwegs stießen. Der übrig gebliebene Wachmann erhielt denAuftrag, für die Sicherheit der Frau zu sorgen und sie letztlich zurück zum Haus in Kames zu geleiten. Schicklichkeit und die Wahrung des äußeren Anscheins waren ja ganz schön, aber die Magd war doch zu alt gewesen für eine schnelle Reise und zudem von der hartnäckigen Verfolgung verängstigt.
    Danach hatten Maianthe und Tan sich darauf geeinigt, alle größeren Dörfer und kleinen Städte zu umgehen. Sie waren dann im schwindenden Licht eines Abends um das neu errichtete Minasfurt geschlichen und hatten in einem der seit Kurzem verlassenen Straßenbaulager auf dem Pass kampiert. Inzwischen hatten sie Farabiand verlassen und durchquerten diese Berge, die zu keinem Land gehörten. Und sie wussten nicht einmal wirklich, ob sie in Casmantium Zuflucht finden würden oder auch nur auf dem Weg zu Bundesgenossen waren.
    Obgleich Maianthe nicht wusste, wie wahrscheinlich es war, in Eira Freunde zu finden, so wusste sie doch, dass sie auf Feinde gestoßen wären, wenn sie kehrtgemacht hätten. Und sie war überzeugt, dass sich der König von Casmantium sehr höflich zeigen würde, sobald er erfuhr, dass sie Bertauds Cousine und Erichs Freundin war. Sie war sich sicher, dass er ihnen die Gastfreundschaft seines Hofes erweisen und Tan nicht belästigen würde – nicht mal, wenn er erfuhr, dass Tan zu König Iaors führenden Geheimagenten gehört hatte, was Maianthe, wie sie vermutete, ihm wohl berichten musste. Zumindest mussten sie ihre Anwesenheit irgendwie erklären.
    Nein, sie rechnete zuversichtlich mit der Höflichkeit des Arobarn und war hoffnungsvoll, was seinen guten Willen anbetraf. Sie fragte sich sogar, ob er ihr vielleicht ein paar Soldaten zur Verfügung stellte – vielleicht eine Kompanie oder so –, die sie zu ihrer Sicherheit zurück über den Pass und nach Norden gen Tihannad begleiten würden. Selbst das schien nicht unwahrscheinlich.
    Wie weit jedoch war es vom Ausgang des Passes bei Eira bis zur Hauptstadt Casmantiums?
    Tan wusste es nicht, als sie ihn fragte. »Ich kann dir jede Entfernung in Linularinum angeben, von Dessam im fernen Norden bis ganz hinab nach Desamion«, antwortete er und zuckte die Achseln. »Ich hatte jedoch nie erwartet, mal Casmantium zu besuchen. Ich spreche nicht mal Praken. Ich vermute, dass du …«
    Maianthe sprach es auch nicht, von ein paar mühsam angeeigneten Worten abgesehen. Sie konnte »bitte« und »danke« sagen und glaubte auch, sie brächte notfalls Sätze zustande wie etwa: Mein Vetter ist Bertaud, Sohn von Boudan, Fürst des Deltas . Genau dieser Satz würde womöglich dafür sorgen, dass alles glatt lief. Sie hatte jedoch keine Ahnung, wie man etwas so Kompliziertes ausdrückte wie: Linularinum ist ins Delta eingedrungen, und seine Agenten verfolgen uns oder zumindest Tan, denn er hat unglücklicherweise machtvolle Rechtskundigenmagie aus einem besonderen Buch gestohlen; und deshalb müssen wir sofort den Arobarn sprechen.
    Sie fragte sich, ob Linulariner Agenten es tatsächlich gewagt hatten, sie durchs Gebirge zu verfolgen. Sie blickte unbehaglich über die Schulter. Hinter ihnen war die Straße jedoch frei, bis hinauf zur weiten Kurve um den Berg, den sie gerade hinabgeritten waren. Weiter konnte sie den hinter ihnen liegenden Weg nicht einsehen.
    »Wir sind ihnen weit voraus, da bin ich mir ganz sicher, selbst wenn Istierinan so verwegen und entschlossen war, einen Mann seines Vertrauens bis an die Türschwelle Brekan Arobarns zu

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