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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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hatte er das ja auch, denn als er einen Schritt tat, schwankte er. Jos packte ihn am Arm, um ihm Halt zu geben, und blickte Bertaud beunruhigt an.
    Der Fürst aus Farabiand sah ihn nicht an; er hatte nicht einmal einen Blick für Kairaithin. Er starrte auf den Niambeseeund die Stadt hinab, die Miene verschlossen und abweisend, die Lippen zusammengepresst. Abrupt sagte er: »Wir steigen zum Haus des Königs hinab.«
    Jos nickte nur.
    »Sofern du nicht einen anderen Vorschlag hast, den du uns unterbreiten möchtest? Oder uns aufzwingen möchtest?«, fragte Bertaud Kairaithin mit einer Kälte im Ton, die Jos erstaunte.
    Der Greifenmagier antwortete jedoch nicht auf die gleiche Weise. Er schien nicht gekränkt oder auch nur überrascht. Er brachte nur müde seine Einwilligung zum Ausdruck, indem er nickte, und gab Bertaud mit einem Wink zu verstehen, er möge sie vom Bergsattel zum Niambesee und von dort zum Haus des Königs in Tihannad führen.

Kapitel 10
    Die Bergstraße von Minasfurt in Farabiand zur Stadt Eira in Casmantium war die großartigste Straße der Welt. Maianthe hatte nicht jede Straße auf der Welt gesehen, aber sie war überzeugt, dass keine an die heranreichte, die durch den Pass oberhalb Minasfurts führte. Die Besten unter Casmantiums Schaffenden, Baumeistern und Technikern – Maianthe war sich der präzisen Definition auch nur irgendeines dieser Begriffe nicht gewiss, wie die Casmantier sie verstanden – hatten Jahre auf den Bau dieser Straße verwandt, die selbst jetzt noch nicht ganz fertiggestellt war.
    An manchen Stellen hatten die casmantischen Baumeister die Straße in die Bergflanken geschlagen; an anderen hatten sie sie über wilde Abgründe geführt und die mächtigen Steine mit Schmiedearbeiten und kühnen Bögen abgestützt, ganz so, als hätten sie dort einen mächtigen Palast errichtet. An manchen Stellen schien es, als hätten die Erbauer aus schierem Überschwang Brücken von einem hohen Punkt zum nächsten geführt. Die breitesten Klüfte wurden von gewaltigen Eisenbögen überspannt, an denen an Eisenketten die erstaunlichsten Brücken hingen. Schon ihr Leben lang hatte Maianthe von der brillanten Kunstfertigkeit der casmantischen Schaffenden und Baumeister gehört. Jetzt gelangte sie zu dem Schluss, dass sie nie auch nur die halbe Wahrheit darüber vernommen hatte.
    Diese neue Straße machte es möglich, direkt zu einem Pass zu reiten, ohne zuvor über eine Bergflanke in ein tiefes Tal hinabsteigen und sich dann mühselig auf der anderen Seite nachoben quälen zu müssen, wie es die alte Straße dem Reisenden abverlangt hatte. Jetzt konnten sogar lange Züge aus schweren Wagen schnurstracks durch die Berge fahren, ohne jemals eine gefährliche Kurve um den schmalen Sattel eines Berges fahren zu müssen, wo ein einzelnes Maultier mit einem Fehltritt das gesamte Gespann über irgendeine entsetzliche Klippe reißen konnte. Leider fanden die wenigen Reisenden, die auf schnellen Pferden unterwegs waren, nicht überall die Möglichkeit, eine solche Karawane aus schweren Wagen zu überholen.
    Maianthe richtete sich nun in den Steigbügeln auf und bemühte sich, einen Blick über den langen Wagenzug vor ihr zu erhaschen, der langsam und vorsichtig einer weiten Abwärtskurve um einen Berg folgte. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Pferd diesen Abstieg dreimal schneller geschafft und längst diesen Berg und den nächsten Anstieg bewältigt hätte. Sie wären über die weit voraus schwach erkennbare Brücke schon hinweg gewesen, ehe diese Wagen auch nur den niedrigsten Punkt der Taletappe erreicht hatten und zur nächsten Bergstrecke ansetzten.
    »Im Tal haben wir Platz, um sie zu überholen«, sagte Tan, und ein Ausdruck der Erheiterung umspielte seine ausdrucksstarken Lippen.
    Maianthe fand, dass seine nie versagende gute Laune angesichts der kleinen Unbequemlichkeiten und Ärgernisse dieser Reise kurz davor stand, sich als unerträglich provokant zu erweisen. Darin lag eine gewisse Ironie, da Tan es gewesen war, der sich dagegen ausgesprochen hatte, diese Reise überhaupt anzutreten. Nachdem aufmerksame Wachleute berichtet hatten, dass es möglicherweise Linulariner Spione waren, die in Kames Fragen nach dem Haus und seinem Grundstück stellten, hatte Tan so schnell wie möglich schnurstracks nach Norden reiten wollen, um die hartnäckigsten und gefährlichsten Linulariner Agenten wegzulocken. Maianthe hatte jedoch Sorgen, dass ihmseine Feinde schon vorausgegangen waren. Sie würden

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