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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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vielen Jahren als Lagerplatz diente. Eine Steilwand ragte über einer engen kleinen Nische auf, die somit gerade richtig kam, um das Wetter abzuwehren. Ringe aus Feuersteinen lagen vor der Steilwand bereit, und direkt vor dieser lag sogar ein ordentlicher Stapel Brennholz, das jemand unter beträchtlichen Mühen gesammelt haben musste, denn selbst kleine verkümmerte Bergbäume waren in dieser Höhe selten.
    Maianthe arrangierte mit tauben Fingern Brennholz undentfachte ein Lagerfeuer, während Tan die Pferde absattelte. Er legte ihnen keine Fußfesseln an, denn die Tiere waren so müde und froren so sehr wie ihre Reiter und zeigten sich ausgesprochen bereit, in die Felsnische geführt zu werden. Tan humpelte, wie Maianthe sah; in Kames war das kaum merklich gewesen. Aber er hatte sich auf ihrer Flucht sehr verausgabt, sodass er inzwischen viel stärker hinkte. Sofort machte Maianthe sich Sorgen, um dann gleich Widerwillen gegen die Notwendigkeit der Sorge zu entwickeln, was unfair war, wie sie sehr gut wusste. Sie konnte jedoch ohnehin nichts tun, wenn das halb verheilte Knie aufs Neue verletzt worden war – und ebensowenig konnte es Tan, solange sie noch nicht Eira erreicht hatten.
    Also machte sich Maianthe Sorgen. »Dein Bein?«, fragte sie ihn.
    »Es geht schon«, erwiderte er und hörte auf zu humpeln, worauf Maianthe gleich Schuldgefühle entwickelte und somit noch gereizter wurde. Doch noch schlimmer war, dass Tan ihre schlechte Laune nicht zu bemerken schien.
    Sie stand auf, verstreute ein paar Handvoll Korn für die Pferde und sah sich deren Beine an. Wenigstens erforderte das Lager unter den schlichten Bedingungen ihrer Reise nicht viele weitere Tätigkeiten. Tan setzte sich ans Feuer und streckte vorsichtig das wunde Bein aus, einen Sattel unter dem Knie.
    Maianthe wickelte sich in eine Decke und hockte sich nicht allzu dicht neben Tan, allerdings zwischen die Felswand und das Feuer, sodass die reflektierte Wärme, wie sie hoffte, letztlich ihre Finger und Zehen auftauen würde. Sie war sich der Nähe Tans intensiv bewusst. Und des Fehlens der Zofe. Und der Stille und Einsamkeit, die sie umgab. Sie wusste nichts zu sagen und ertappte sich auf einmal dabei, wie sie Tan nicht einmal ansehen konnte.
    »Morgen müssten wir den Pass hinter uns lassen und endlich Eira erreichen können«, meinte er und warf einen weiteren Zweig ins Feuer. Er sprach in einem vollkommen nüchternen Tonfall.
    Maianthe nickte und starrte gebannt ins Feuer.
    »Ich könnte dir etwas zu essen bringen …«
    Sie schüttelte den Kopf und lehnte den Kopf an die Felswand. Dann legte sie sich gleich an Ort und Stelle hin, schloss die Augen und öffnete sie nach scheinbar nur wenigen Augenblicken zu einem spektakulären Tagesanbruch.
    Wolken hatten sich im Osten zu rosenroten, dunkel karmesinfarbenen und goldenen Gebilden aufgetürmt. Die hinter ihnen zwischen den Gipfeln aufgehende Sonne überflutete die Täler mit blassem Licht, das so massiv schien, als könnte man es beinahe anfassen. Beiderseits der Straße leuchteten die Bergflanken golden und rosa im gespiegelten Licht; Eis überzog die hohen zerklüfteten Gipfel mit kristallinem Feuer. Violette und indigoblaue Schatten dehnten sich unterhalb der Berge aus, und die Eisenbrücke, erstaunlich tief unter dem Lagerplatz, glänzte wie geschliffener Gagat.
    »Guten Morgen«, grüßte Tan und schenkte Maianthe von seinem Platz am Feuer aus ein recht zögerlich wirkendes Lächeln. Er erhitzte Reste vom Braten des vergangenen Abends auf Stöcken über den Flammen und wickelte sie in Fladenbrot; es war der herzhafte Duft des tropfenden Fetts gewesen, was Maianthe geweckt hatte.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie sich auf einmal unerwarteterweise glücklich fühlte. Vielleicht lag es an der klaren Luft und dem strahlenden Licht oder an der tiefen Wärme, die vom Lagerfeuer aus über die Nacht rings um sie aufgestiegen war, oder auch am Gefühl der Sicherheit. Sie hatte gar nicht erkannt, wie sehr sie sich gefürchtet und wie lange sie diese Angst gehabt hatte, bis sie in dieser Felsnische hoch über der Welt in Sicherheit wach wurde – ohne eine Begleitung außer Tan und den Pferden. Irgendwie schien es im hellen Licht des Morgens nicht mehr annähernd so seltsam oder besorgniserregend, wenn man allein in den Bergen war und nur von Tan begleitet wurde.
    Sie setzte sich auf, kam auf die Beine, schüttelte den Reiserock aus und rieb sich das Gesicht. Tan hatte eine Schüssel mit Wasser und

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