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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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bedenken, der seinen Gedankengang weiterführte. »Irgendwann wird Tastairiane Apailika nicht mehr der Herr von Feuer und Luft sein, und zu diesem Zeitpunkt wird, sofern das Volk von Feuer und Luft fortbesteht, ein anderer König womöglich eine neue und bessere Richtung einschlagen.« Sein Blick galt jetzt Bertaud. Er fuhr fort: »Ich weiß nicht, wie ich zu Tastairiane Apailika durchkomme oder wie ich es vollbringen könnte, ihn allein zu dir zu bringen. Aber ich versuche es. Falls du es mir gestattest.«
    Fürst Bertaud sagte rundheraus: »Geh.«
    Kairaithin verschwamm in der Luft und im kalten Sonnenlicht, und dann war er verschwunden.
    Bertaud stand einen Augenblick lang starr da und blickte ins Leere, vielleicht in das kalte Licht der tiefstehenden Sonne über dem See. Dann erschauerte er, rieb sich das Gesicht mit den Händen und blickte endlich zu Jos auf.
    Jos schwieg. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Dein Vorschlag könnte sich als gut erweisen«, sagte Bertaudschließlich. »Ich danke dir. Ganz gewiss hege ich keinen Groll gegen dich. Ich weiß jedoch nicht recht, ob ich Kairaithin hätte aufhalten sollen. Kennst du den Preis der Nachsicht? Jos, du darfst niemals auch nur andeuten, es bestünde der Schatten der Möglichkeit, du könntest es irgendjemandem erzählen … Du musst mir schwören, dass du niemals …«
    »Ich verstehe«, versicherte ihm Jos leidenschaftlich. »Ich verspreche es Euch, mein Fürst.« Er zögerte und fuhr dann fort: »Ihr wisst doch, dass ich sie nicht hasse? Ich fürchte sie, aber ich hasse sie nicht und möchte sie nicht vernichtet sehen. Ich weiß nicht, wie viele Menschen sonst noch dergleichen beschwören könnten; ich jedoch vermag es. Ich tue es. Ich verrate es niemandem, mein Fürst. Ich schwöre es. Es tut mir leid, dass ich überhaupt darauf gekommen bin, nur dass es ja die Möglichkeit eröffnet, dass Kairaithin diesen Bastard Tastairiane zur Strecke bringt. Es täte mir nicht leid, wenn dieser Greif zu Tode käme.«
    »Erde und Stein!« Bertaud rieb sich erneut das Gesicht, blickte auf und nickte. »Sehr gut. Ich akzeptiere dein Wort und dein Versprechen. Halte es, Mann! Du kannst es. Letztlich werde ich selbst, wenn es sein muss, alles offenlegen.«
    Natürlich würde er das. Sofern nicht … »Kann Kairaithin nicht diese … Eure Affinität umgehen und Euch selbst umbringen?« Jos bemühte sich um einen nicht zu unsicheren Tonfall. »Für ihn müsste dies eine akzeptable Lösung sein, oder nicht, mein Fürst?«
    Bertaud lachte, aber darin schwang nicht viel gute Laune mit. »Ich bin sicher, dass er sich wünscht, er hätte es getan, als er die Gelegenheit dazu hatte. Nein. Jetzt ist es zu spät für ihn, nach diesem Wind zu greifen. Er kann sich mir nicht nähern, ohne dass ich es bemerke, und ich bin achtsam, was diese Möglichkeit angeht, das versichere ich dir.« Eine Zeit lang blickte er schweigend auf Tihannad hinab.
    Jos vermutete, dass der Fürst aus Farabiand Maß und Grenzen seiner eigenen Gabe kannte. Trotzdem beschloss er, möglichst in seiner Nähe zu bleiben, damit er wenigstens eine Warnung rufen konnte, falls sich Fürst Bertaud irren sollte.
    Bertaud nickte Jos schließlich zu und ging auf dem letzten kurzen Stück voraus. Sie marschierten hinab zum See, folgten dann der Uferstraße zu den Toren von Tihannad und mühten sich schließlich unter Schwierigkeiten durch die Menschenmenge, die sich dort drängte. Sobald sie ans Tor gelangt waren, wurde Bertaud selbstverständlich von den Soldaten dort erkannt.
    »Bitte um Verzeihung, aber es geschieht auf Befehl des Königs, mein Fürst; eine Reaktion auf die Schwierigkeiten im Süden«, erklärte ein Wachoffizier Bertaud. »Alle müssen Einlass erhalten, aber wir sollen sie dabei nach besten Kräften in vernünftige Bahnen lenken. Jeder hier nimmt eine oder zwei Familien auf, und der König hat angewiesen, für die Übrigen provisorische Unterkünfte zu errichten …«
    »Schwierigkeiten im Süden?«, fragte Bertaud. Er und Jos wechselten ratlose Blicke.
    »So heißt es, hoher Herr«, antwortete der Offizier. »Den ganzen Tag und auch gestern bereits kommen und gehen die Kuriere, bis man schon den Eindruck hat, dass sie bald ebenso wenig Stäbe übrig haben wie einsatzfähige Pferde. Seine Majestät hält sich in seinem Haus auf, soweit wir hier wissen, und ich bin sicher, dass er sich freuen wird, Euch zu sehen, mein Fürst, falls Ihr dort hinaufgeht. Ich bin sicher, dass wir für Euch und

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