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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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„Hier, nicht weit von uns, mitten in der Region, im Bereich zwischen Aachen und Köln.“
    Ich glaubte, nicht zu verstehen. „Sie wollen mir also sagen, dass Fleischmann Zustände anprangerte und Verbrechen beschrieb, die sich quasi vor unserer Haustür ereignet haben?“, fragte ich vorsichtshalber nach. Ich konnte es mir nicht vorstellen.
    „So ist es, mein Freund.“
    Ich sortierte meine rasenden Gedanken. Fleischmann hatte Machenschaften eines real existierenden Bürgermeisters und eines gleichsam real existierenden Stadtdirektors beschrieben und war jetzt tot. Eine Frage drängte sich zwangsläufig auf: „Warum werden denn die beiden Edelganoven nicht festgenommen?“ Wahrscheinlich hatte es die kriminellen Ereignisse vor einigen Jahren gegeben, aber sie waren garantiert nicht verjährt. Was war also der Grund?
     
     
    Böhnke verzog sein Gesicht zu einem grimassenhaften Grinsen. „Weil es im wahren Leben ebenso ist wie in Fleischmanns Romanen. Es fehlt der letzte Beweis.“
    „Wofür? Für die Verbrechen der beiden oder für deren Mitwirken an Fleischmanns Ermordung?“
    Wir schwiegen uns für einige Augenblicke an, als die frischen Getränke vor uns aufgetischt wurden.
    Der Kommissar ging auf meine Frage nicht ein. „Jetzt beginnt das Dilemma, Herr Grundler. Die Staatsanwaltschaft ermittelt schon seit mehreren Jahren gegen die beiden Halunken und wartet auf den letzten Beweis, der sie überführt.“
    „Moment!“ Ich hob die Arme und bremste Böhnke. „Woher wusste Fleischmann von den Verbrechen?“
    „Das ist der Pferdefuß.“ Böhnke seufzte. „Fleischmann muss einen Informanten in der Staatsanwaltschaft sitzen haben, der ihn brühwarm informierte.“
    Mit brandheißen Informationen, die ihm letztendlich das Leben gekostet hatten, setzte ich grimmig hinzu. „So ist es. Und ich bin auf der Suche.“ Der Kommissar nahm einen kräftigen Schluck aus dem Bierglas. „Nach Fleischmanns Mörder?“
    „Nein.“
    Böhnkes Antwort machte mich sprachlos. Ich staunte den Kommissar mit offenem Mund an und stellte das Mineralwasser vorsichtig wieder ab.
    „Nein“, wiederholte er langsam. „Ich suche nicht den Mörder.“
    „Wie, bitte?“ Das verstand ich nicht.
    „Ich suche den Informanten in der Staatsanwaltschaft, der Fleischmann über die Ermittlungen gegen das vermeintlich kriminelle Rathausduo ins Bild gesetzt hat.“ Böhnke schüttelte kraftlos seinen Kopf. „Ich bin vom Polizeipräsidenten mit Zustimmung des Leiters der Staatsanwaltschaft Aachen vom normalen Dienst freigestellt worden, um verdeckt nach dem Maulwurf in unseren Reihen zu suchen. Wir müssen befürchten, dass der Kerl den beiden Rathaustätern durch sein Verhalten mittelbar oder unmittelbar dabei hilft, ungeschoren davonzukommen. Wahrscheinlich hat er noch einen Helfershelfer, aber das wissen wir nicht. Die brauchen doch nur die Romane Fleischmanns zu lesen und wissen dann genau, wie weit wir sind.“
     
     
    Deshalb also der angebliche Freizeitausgleich mit dem Daueraufenthalt in Huppenbroich. Der Kommissar führte von dort aus seine verdeckten Ermittlungen durch. Jetzt verstand ich wenigstens etwas, wenn auch noch nicht alles.
    „Dann ist Ihnen also Fleischmanns Mörder egal?“, sagte ich erschrocken.
    „Egal nicht“, entgegnete Böhnke gereizt. „Aber ich ermittele nicht konkret wegen des Mordes an Fleischmann, ich ermittele konkret gegen Fleischmanns Maulwurf.“
    „Den richtigen Namen des Bürgermeisters und des Stadtdirektors werden Sie mir aber verraten?“, fragte ich vorsichtig. „Tut mir Leid“, entgegnete der Kommissar betrübt, „aber ich glaube, es ist für die Ermittlungen besser, wenn Sie die Namen nicht kennen.“ Er gab mir deutlich zu erkennen, dass er über diese Frage nicht mit mir diskutieren wollte, was mich motivierte, die Antwort irgendwie herauszufinden.
    In mir drehte sich das Gedankenkarussell noch schneller. Das konnte doch nicht wahr sein! Die Geschichte entwickelte sich wie in einem verwirrenden Kriminalroman, dessen Inhalt sich mit jeder Szene mehr vom tatsächlichen Leben entfernte. „Wenn mein Maulwurf allerdings auch Fleischmanns Mörder sein sollte“, hörte ich leise Böhnkes Stimme, „dann schnappe ich selbstverständlich auch den Mörder. Aber das ist nicht meine vorrangige Aufgabe.“
    „Besteht denn die Möglichkeit, dass Ihr unbekannter Maulwurf der Mörder ist?“ Langsam verlor ich jegliches Verständnis für die Geschichte und Böhnkes Verhalten.
    Er könne der Mörder

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