Der Grenzgänger
aufzuklären. „Darüber weiß ich wahrscheinlich auch nicht mehr als Sie. Da haben unsere Spürnasen noch ein großes Stück Arbeit vor sich.“ Böhnke verfügte lediglich über die Informationen aus der offiziellen Pressemitteilung der Polizei, die er mir mitbringen wollte. „Es ist nämlich meine Absicht, Sie zu besuchen, Herr Grundler.“
Ich verstand den Grund nicht, zumal wir ohnehin am nächsten Morgen in die Eifel nach Huppenbroich aufbrechen würden.
„Es ist wegen des Schlüssels zu Fleischmanns Wohnung“, erklärte Böhnke. Er hatte es sich wohl anders überlegt und wollte ihn gerne im Polizeipräsidium abliefern, damit sich Experten während unseres Aufenthaltes in Huppenbroich einmal intensiv in den Räumen umschauen konnten.
Mir fiel es schwer, dazu keine Bemerkung abzuliefern. Sollten die Polizisten ruhig ihr Glück versuchen. Ich war gespannt, ob es ihnen gelingen würde, den Computer zu überlisten.
Er wolle mit mir nicht weiter über Fleischmann am Telefon reden, meinte Böhnke bei seinem raschen Ende des Telefonats. „Ich bin in einer knappen Stunde bei Ihnen am Templergraben.“
Den Fußweg durch die Stadt zu meiner Wohnung nutzte ich zu einigen Überlegungen. Es war gut, dass Böhnke zu mir kam, dachte ich mir, es gab einiges zu bereden.
Der Kommissar kam gewohnt pünktlich und mit einer überraschenden Mitteilung. „Nachdem Sie heute Morgen im Luisenhospital waren, hat heute Nachmittag noch jemand versucht, in das Krankenzimmer von Frau Doktor Leder zu gelangen“, berichtete er, während er hinter mir her ins Wohnzimmer ging und sich auf meinen Schreibtischstuhl setzte. „Eine Krankenschwester hat den Unbekannten abgefangen, als er unangemeldet die Tür öffnen wollte. Er ist abgehauen.“ Eine Personenbeschreibung war nicht möglich. „Die Schwester weiß nur, dass es sich um einen Mann, vermutlich um die Dreißig, gehandelt hat.“ Wenige Minuten später habe sie beim Blick auf den Parkplatz gesehen, wie der Mann als Beifahrer in einen roten Wagen, vermutlichen einen Golf, eingestiegen und fortgefahren sei.
Welche Bedeutung diese Informationen hatte, ließ sich noch nicht feststellen. Aber sie konnten ein Hinweis darauf sein, dass jemand der Lektorin nach dem Leben trachtete. Dadurch bekam auch der vermeintliche Unfall eine neue Dimension. Vielleicht handelte es sich tatsächlich hierbei um einen Mordversuch.
Ich nahm mir vor, vorsichtiger zu sein. Das ständige Auftauchen eines roten Golfs gab mir doch ein wenig zu denken. Das war kein Zufall mehr, wie ich dem Kommissar sagte, der mir allerdings keine Hoffnung machte, über das teilweise erkannte Nummernschild das Fahrzeug identifizieren zu können.
„Was gibt es Neues über den Bombenanschlag?“, fragte ich Böhnke mit einem Themenwechsel, während ich ihm Fleischmanns Wohnungsschlüssel aushändigte. „Nicht mehr als heute Morgen“, antwortete er und zog aus seiner Jackentasche ein Blatt Papier. „Die Pressemitteilung der Kollegen gibt den aktuellen Stand der Ermittlungen wieder.“
Wie ich las, ging die Polizei davon aus, dass Wagner durch die Bombe getötet werden sollte. Der Bericht enthielt auch nicht mehr Informationen, als ich von dem Journalisten erfahren hatte.
„Der Wagner hat mehr Schwein als Verstand gehabt“, murmelte ich während des Lesens und Böhnke stimmte mir uneingeschränkt zu.
Schweigend hörte der Kommissar der Schilderung meines Besuches bei Fleischmann zu, hob nur erstaunt eine Augenbraue, als ich ihm mitteilte, ich hätte ein verloren geglaubtes oder nicht veröffentlichtes Manuskript gefunden und blätterte dann nachdenklich durch den dicken Papierstapel, den ich ihm überreicht hatte.
„Damit befassen wir uns auch in Huppenbroich“, meinte Böhnke. „Ich komme heute nicht mehr dazu, diese Masse konzentriert zu lesen.“
Mir ging es ähnlich, zumal sich bei mir neue Gedanken ins Gehirn eingeprägt hatten.
„Wer wusste eigentlich von unserem Gespräch bei Wagner?“, fragte ich Böhnke.
Der Kommissar sah mich lange und intensiv an. ,Worauf will der Kerl bloß hinaus?’, schien sein Blick zu fragen.
Aber ich gab ihm keine Antwort und erwiderte lächelnd den Blick. „Wer wusste von unserem Besuch?“
Böhnke stand auf und lief unschlüssig durch mein kleines Wohnzimmer. Er schien zu überlegen. Verlegen hob er die Arme. „Der Polizeipräsident, meine Assistenten, der Staatsanwalt“, antwortete er endlich. „Mehr
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