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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Machenschaften zu schreiben, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die beiden Kameraden Fleischmann dies sehr übel genommen haben.“
    Der Kommissar schien nachzudenken. Jedenfalls schwieg er lange, ehe er reagierte. „Dann vermutet Sie also den Mörder von Fleischmann in diesem Personenkreis?“
    „Kann sein oder auch nicht“, erwiderte ich. „Jedenfalls hätten die beiden ein Motiv. Sie mussten befürchten, dass ihr illegaler Fleischhandel auffliegt, wenn das Manuskript veröffentlicht wird.“
    Mich wunderte zwar das spürbare Zaudern des Kommissars mit einer Entgegnung, doch dachte ich nicht länger darüber nach, als Böhnke mich mit einer weiteren Neuigkeit überraschte. „Sie sind heute zum Mittagessen eingeladen, Herr Grundler“, sagte er freundlich, „und ich bin Ihr Fahrer.“
    „Zu wem geht denn die Reise?“
    Drei Mal dürfe ich raten, kitzelte mich Böhnke. Ich sei doch der große Kombinierer.
    Ich sei heute noch nicht so weit, brummte ich zu meiner Entlastung und ärgerte mich wenig später, als mich der Kommissar aufklärte. Darauf hätte ich eigentlich von alleine mitten in der Nacht in voll trunkenem Zustand kommen müssen. „Wir besuchen Kommissar Küpper in Düren“, verkündete Böhnke selbstverständlich. „Er hat interessante Fakten, die er mit uns besprechen will. Sagt er jedenfalls.“

Bernhardiner
     
     
     
    Mit Kommissar Küpper, dem Bernhardiner, wie er wegen seines stets betrübten Hundeblicks von Kollegen und Bekannten genannt wurde, hatte sich mein Lebensweg schon mehrfach gekreuzt. Die Begegnungen waren für ihn und für mich von nachhaltiger Wirkung gewesen, wobei unbestritten ich die größeren Nachteile gehabt hatte. Immerhin hatte der Kommissar mich vor mehr als zehn Jahren durch seine Ermittlungen gehörig in eine Zwickmühle getrieben, aus der ich nicht ohne Schaden herausgekommen war. Aber das war ebenso Schnee von gestern wie Küppers Mitarbeit bei der Aufklärung der Verbrechen auf dem Tivoli oder bei meiner Radtour auf der Kaiser-Route. Trotz der unglückseligen Vergangenheit freute ich mich auf das Wiedersehen.
    „Sie kennen sich wahrscheinlich besser im Städtchen aus als ich“, meinte Böhnke, der meine Gedanken unterbrach, als er an der Autobahnausfahrt auf die Schnellstraße in Richtung Düren abbog. „Sie können mir bestimmt sagen, wie ich zur Blauen Grotte komme, oder?“
    Nichts leichter als das, sagte ich vergnügt und lotste den Kommissar durch meinen ehemaligen Wohnort Birkesdorf zu dem versteckt liegenden Restaurant, in dem Böhnke sich mit Küpper verabredet hatte.
    Der Bernhardiner wartete schon auf uns. Der große Mann Mitte fünfzig mit dem angegrauten, dunklen Haar und dem trübsinnigen Blick winkte uns beim Eintreten kurz zu und begrüßte uns freundlich, während er von seinem Tisch aufstand. Geschickterweise hatte er für uns einen Tisch in einer Nische gesucht, die nicht für die anderen Gäste einsehbar war und in der wir uns ungestört unterhalten konnten. Das Restaurant im jugoslawischen Stil war zur Mittagszeit recht gut besucht. Fast alle Tische waren belegt, die Kellner wuselten geschäftig umher.
    Böhnke und Küpper waren durchaus in kollegialer Kameradschaft verbunden. Aus der Arbeit mit mir, die uns zusammengebracht hatte, wussten sie, dass sie miteinander auch in meiner Anwesenheit offener sprechen konnten, als es der Dienstweg bisweilen zuließ.
    Küpper musterte mich interessiert, als er erfreut meine Hand schüttelte. „Immer noch der Alte“, behauptete er lässig. „Oder?“ ,Warum sollte ich mich geändert haben?’, fragte ich mich. Nach wie vor war ich längst nicht so weit, um mit Hemd und Schlips durchs Leben zu hetzen, noch bevorzugte ich Jeans und Sweatshirt, auch wenn Sabine alles tat, um mich nach ihrer Auffassung vernünftig zu kleiden. „Immer noch der Alte, Herr Küpper“, bestätigte ich knapp, ohne einen blassen Schimmer zu haben, was der Bernhardiner mit seiner Bemerkung meinte. Ich rutschte auf der Sitzbank in die Ecke und griff hastig zur Speisekarte.
    Böhnke meldete sich räuspernd zu Wort. Ich tat, als achtete ich nicht auf ihn, sondern vertiefte mich in die Karte. Aber er wollte sich mit mir unterhalten. „Sie können sich vorstellen, weshalb wir uns mit meinem Kollegen Küpper hier treffen, Herr Grundler?“
    Ich sah ihn lange an, blickte dann zur geduldig wartenden Bedienung, bei der ich einen Grillteller orderte, und antwortete schließlich ausgesprochen ruhig: „Selbstverständlich, Herr

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