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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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nur mit mir, mit dem Segelboot rund um Mallorca segeln. Mein Boot liegt in Port d’Andraitx vor Anker.“
     
     
    Ich wünschte dem Verleger insgeheim viel Vergnügen und Ablenkung vom tragischen Geschehen in der Heimat. Ich hielt mich lieber in den vertrauten Gefilden auf und versuchte am frühen Abend mein Glück bei Sabine.
    Aber meine Liebste reagierte nicht auf meinen Anruf. Auch in der Kanzlei war niemand mehr, sodass ich notgedrungen Dieters Nummer anwählte.
    Mein Freund und Brötchengeber schien froh, mich wieder unter den Lebenden zu wissen. Ich bräuchte nicht ins Büro zu kommen, ich solle mich ruhig ausruhen, empfahl er mir. Es sei nichts los. „Seitdem unsere Frauen unterwegs sind, ist es nur noch langweilig“, beklagte er seine private Situation, die er sofort aufklärte. „Do und Sabine sind nach Hamburg gefahren. Sie machen dort eine Bildungsreise in Sachen Musicals.“
    „Gut zu erfahren“, knurrte ich wenig begeistert, „es ist schön, wenn ich mal wieder als Letzter informiert werde.“ Ich war ungehalten, dass Sabine fortgefahren war, ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen. Machte denn hier jeder, was er wollte, ohne mich zu fragen?
    „Stell dich nicht so an, Tobias“, entgegnete Dieter schmunzelnd, „die beiden kommen wieder. Lass ihnen doch das bisschen Vergnügen.“
    Unzufrieden legte ich auf. Ich kam mir ziemlich nutzlos vor im Moment in meiner Wohnung ohne Sabine.
    Mehr aus Verlegenheit als aus Antrieb griff ich nach dem un-gelesenen Manuskript, das in meiner Tasche obenauf gelegen hatte. Ohne große Begeisterung schlug ich es auf und blätterte darin. Dann entschloss ich mich doch, mit dem Lesen zu beginnen.
    Schon nach wenigen Seiten hatte mich Fleischmann wieder in seinen Bann gezogen. Wenn ich mich nicht selbst immer wieder aufs Neue darauf hinwies, dass Fleischmann eine Geschichte geschrieben hatte, hätte ich alles darauf verwettet, dass er die Wirklichkeit schilderte. Den Inhalt des Manuskripts kannte ich dank Böhnkes Schilderung, so konnte ich mich mehr auf die so harmlos wirkenden Randaspekte konzentrieren. Es war schon interessant, wie Fleischmann die Geschichte des illegalen Rindfleischimports nach Deutschland darstellte und zu einem schlüssigen Ende kam. Interessanter für mich waren allerdings die kleinen Anmerkungen, die oft in Nebensätzen versteckt waren.
    Nach kaum der Hälfte des Manuskripts war meine Vermutung in eine Richtung gelenkt, zum Schluss des Romans stand für mich felsenfest fest: Fleischmann hatte die beiden Hauptfiguren seiner Geschichte persönlich gekannt. Nicht nur oberflächlich war diese Bekanntschaft gewesen, wahrscheinlich waren die drei miteinander befreundet oder zumindest gut bekannt gewesen. Ich wollte Böhnke von meiner Erkenntnis informieren, hatte auch schon seine Rufnummer ins Telefon eingegeben und ließ es läuten, als ich vorsichtshalber doch auf die Uhr blickte. Ich stutzte: Nachts um drei war gewiss nicht der richtige Zeitpunkt, um den Kommissar aus den Federn zu reißen. Schnell legte ich auf, bevor er oder seine Freundin am anderen Ende abnahm.
     
     
    Ich brauchte einige Zeit, um meine Gedanken zu sortieren, dann endlich fiel ich in einen tiefen und erholsamen Schlaf, aus dem mich am Morgen unerbittlich das Telefon weckte. Kaum hatte ich mich verschlafen gemeldet, da hörte ich auch schon eine ungehaltene Stimme.
    „Haben Sie mich heute Nacht aus dem Schlaf gerissen?“, schimpfte Böhnke anstelle einer Begrüßung.
    Wie er auf einen derartigen Unfug käme, fragte ich vorsichtig zurück.
    Weil er keinen anderen Chaoten kenne, dem es einfallen würde, mitten in der Nacht anzurufen, um eine belanglose Neuigkeit loszuwerden, schimpfte Böhnke weiter. „Was gibt es denn so Weltbewegendes, Herr Grundler?“
    „Überhaupt nichts.“, antwortete ich mit großer Gelassenheit. Ich hätte gestern Abend in aller Ruhe das „Metzger-Manuskript“ gelesen und sei kurz nach Mitternacht im Bett gewesen, behauptete ich. „Nur eine Kleinigkeit ist mir dabei aufgefallen. Aber die kennen Sie bestimmt auch schon“, lockte ich den Kommissar. „Sie ist beileibe nicht so wichtig, als dass ich Sie deswegen in der Nacht hätte behelligen müssen.“
    „Welche?“, bellte Böhnke prompt in den Hörer. „Fleischmann war mit dem Metzger und dem Spediteur wahrscheinlich besser bekannt, als Sie und ich vermuten“, antwortete ich bereitwillig. „Und wenn ich annehme, dass er sie und ihre Freundschaft missbraucht hat, um über ihre kriminellen

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