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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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würden nach diesem letzten Roman aufgedeckt. Bei seiner Gerissenheit hat er garantiert die Verschlüsselung seiner Kontonummer durchschaut. Mord zur Verdeckung einer Straftat wäre das durchaus mögliche Verbrechen, das Gerstenkorn begangen haben könnte.“
    Woher Gerstenkorn den Roman kannte, wollte ich besser nicht fragen. Wahrscheinlich hatte der Kerl ebenso wie Böhnke ein Leseexemplar für den Buchhandel in die Hand bekommen. „Was tun wir also als Nächstes?“, fragte ich stattdessen. „Ich“, betonte Küpper, „ich werde mich ausgiebig mit dem Konto beschäftigen. Sie haben ja dafür gesorgt, dass ich meine Arbeit bekommen habe.“
    „Und was machen Sie?“ Fragend betrachtete ich Böhnke. „Gehen Sie weiter auf Maulwurfsuche?“
    „Auch“, antwortete er ruhig, „aber nicht nur.“
    Diese Antwort verwunderte mich. „Was gibt’s denn sonst noch?“
    „Den Mörder von Fleischmann will ich finden“, sagte der Kommissar entschlossen. „Vielleicht ist es der Maulwurf, vielleicht ist Gerstenkorn der Drahtzieher, vielleicht stecken der Metzger und sein Freund dahinter.“
    „Sonst noch jemand?“, fragte ich ironisch. „Ich glaube, das reicht fürs Erste“, antwortete Böhnke. „Oder haben Sie noch jemanden im Angebot, den Sie mir bisher vorenthalten haben?“
    Abwehrend hob ich die Hände. „Drei sind zwei zu viel.“ Einer von den Genannten werde wohl der Mörder sein, meinte ich und fügte nachdenklich hinzu: „Ich wüsste nicht, wer sich noch anbietet, um in den auserwählten Kreis der Verdächtigen aufgenommen zu werden.“
    Böhnke schien erleichtert. „Wenigstens etwas. Jedenfalls sind wir uns über mögliche Täter einig. Kann ich das als Ergebnis festhalten?“
    Ich stimmte ihm zu. Wer sonst konnte und wollte Fleischmann unter die Erde gebracht haben, wenn nicht einer von diesen Dreien? Wenn ich dennoch etwas skeptisch blieb, dann deshalb, weil ein Fall erst dann geklärt ist, wenn der wirkliche Täter sein Verbrechen gestanden hat. So lange war immer alles möglich und unmöglich.
    Bevor er sich verabschiedete, kramte Küpper aus seiner Aktentasche einen großen, braunen Briefumschlag. „Ich habe Ihnen etwas mitgebracht“, sagte er verheißungsvoll zu mir und überreichte mir sein Geschenk, das ich sofort aufriss.
    Der Umschlag enthielt Kopien von Zeitungsberichten, die Renate Leder vor mehr als zehn Jahren für den „Dürener Lokalanzeiger“ geschrieben hatte.
    „Nur zur Information“, bremste der Bernhardiner meine Neugier. „Ich glaube nicht, dass die Artikel für Sie oder für uns von Bedeutung sind.“ Ein junger Freund, der bei einer anderen Zeitung arbeite, habe ihm die wichtigsten Texte aus dem Archiv besorgt.
    Ich schmunzelte: „Die Kopien sind von Bahn?“
    „So ist es“, bestätigte Küpper und schmunzelte ebenfalls. Mit dem Journalisten Bahn hatte ich es gelegentlich auch schon zu tun gehabt.
    In der Tat waren fast alle Artikel für mich unbedeutend. Renate Leder hatte für den „Lokalanzeiger“ hauptsächlich über Theateraufführungen und Konzerte im Großraum Düren geschrieben, nur ab und zu auch über politische Veranstaltungen. Schon vor zehn Jahren war Gerstenkorn anscheinend bereits eine politische Größe gewesen, jedenfalls kam er in den Berichten vor. Die Erkenntnis war für mich klar: Renate hatte Gerstenkorn gekannt, bevor Fleischmann den Mann als Vorlage für seine Romanfigur benutzte. Ob mich diese Erkenntnis aber weiterbringen würde bei der Aufklärung der aktuellen Probleme, schien mir äußerst zweifelhaft.
    Über einen Zeitraum von drei Jahren hatte Renate für das Blatt geschrieben, wahrscheinlich war das die Zeit, in der sie auch an ihrer Promotion herumgedoktert hatte. Ihren letzten Artikel hatte sie bezeichnenderweise als Einzigen mit Dr. Renate Leder gekennzeichnet.
    Höflich bedankte ich mich bei Küpper. „Mal sehen, was ich damit machen kann, bestimmt kann ich die Artikel verwenden“, sagte ich entgegen meiner eigenen Überzeugung. Aber ich freute mich, dass der Bernhardiner mir diese Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte.
     
     
    „Hat Sie das Gespräch weitergebracht?“ Interessiert fragte ich Böhnke auf der Rückfahrt nach Aachen.
    „In gewisser Weise schon“, entgegnete er. „Ich weiß jetzt wenigstens, dass Fleischmann seine Informationen nicht nur aus den Ermittlungsergebnissen der Polizei und der Staatsanwaltschaft bezogen hat.“
    „Hat er denn überhaupt Ergebnisse aus Ihrem Bereich bekommen?“, fragte ich

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