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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Fleischmanns Krimis zu lesen, die mir Böhnke gebracht hatte.
    Ich legte gespannt ein Buch beiseite, als zaghaft an der Zimmertür angeklopft wurde.
    Umso überraschter war ich, als Kommissar Küpper eintrat. Gefolgt wurde er von einem Mann Anfang dreißig, der sich verlegen umschaute, während der Bernhardiner mir erfreut die Hand entgegenstreckte. Er hielt sich nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf, sondern kam unverzüglich auf den Grund seines Besuches zu sprechen, nachdem er seinen schüchternen Begleiter als Heinrich Schmitz vorgestellt hatte.
     
     
    Ich nickte flüchtig zum Gruße und runzelte dann die Stirn. Es schien mir, als hätte ich den Mann, wenn auch nur flüchtig, irgendwo schon einmal gesehen. Er war nicht alleine gewesen. „Mein Kollege Böhnke hat mir von Ihren Untersuchungen berichtet und in diesem Zusammenhang auch Langerbeins erwähnt“, hörte ich den Kommissar berichten.
    Siedend heiß fiel mir das Telefonat aus dem Erkelenzer Rathaus ein. Während ich mich auf die Suche nach Gerlinde Brause begeben hatte, musste Böhnke seinen Dürener Kollegen angerufen und über die ehemalige verwandtschaftliche Beziehung von Langerbeins in den Kreis Düren berichtet haben.
    Der Bernhardiner deutete siegessicher auf Schmitz. „Dieser junge Mann ist der Bruder von Langerbeins ehemaliger Ehefrau.“
    Sofort schaltete mein Verstand auf eine höhere Arbeitsleistung um. Langerbeins Verflossene war nach der Scheidung zurück in ihre Heimat in den Kreis Düren gezogen, erinnerte ich mich; in den Einzugsbereich des Bernhardiners und in die unmittelbare Nähe des dubiosen Herrn Gerstenkorn. „Ja, und?“, fragte ich äußerlich desinteressiert, innerlich jedoch gespannt. Küpper hatte bestimmt nicht aus Angst vor einer einsamen Autofahrt von Düren nach Aachen den ständig nervös mit den Augen blinzelnden Schmitz mitgebracht. Das unangenehme Piepsen in meinem linken Ohr sprang wieder an und wurde laut.
    Der Kommissar grinste schelmisch. „Herr Schmitz ist nicht nur der ehemalige Schwager von Langerbeins, er ist auch einer der persönlichen Referenten unseres ehrenwerten Bürgermeisters Gerstenkorn.“ Er winkte entschuldigend ab und korrigierte sich, „einer der ehemaligen Referenten, denn Gerstenkorn ist ja über alle Berge.“
    „Ja, und?“ Ich war nicht bereit, mir überflüssige Gedanken zu machen, ich wollte wissen, was es mit Schmitz zu bewenden hatte. Ich schüttelte den Kopf, fingerte im Gehörgang und war froh, als das Piepsen endlich abebbte.
    „Wir haben Herrn Schmitz gebeten, mit uns zusammenzuarbeiten, um Gerstenkorns Gebaren aufzudecken.“ Küpper stöhnte gespielt beleidigt. „Aber der junge Mann ziert sich noch. Vielleicht können Sie ihn motivieren, uns zu helfen.“
    Was, in aller Welt, wollte der Bernhardiner von mir? Ich sah nachdenklich hinaus aus dem Fenster in den wolkenverhangenen Himmel. Helfen, das konnte doch nur bedeuten, die Rolle von Langerbeins aufzuklären, dachte ich mir. Kritisch musterte ich Schmitz, der unsicher mit seinen Händen spielte und ununterbrochen mit den Mundwinkeln zuckte. „Haben Sie noch Kontakt zu Langerbeins gehabt nach dessen Scheidung von Ihrer Schwester?“, fragte ich streng. Da war doch was? Ich verfluchte mich und meine Einfältigkeit. Warum war ich nur so schwerfällig und begriffsstutzig? Es dauerte lange, ehe ich aus meinen Überlegungen die richtige Idee herausgefiltert hatte.
    Schmitz errötete binnen Sekunden und begann zu schwitzen. Er senkte schweigend den Kopf.
    „Hat er“, antwortete an seiner Stelle der Bernhardiner streng. „Das wissen wir von seiner Schwester.“
    „Warum?“
    Küpper und ich sahen den unruhig mit dem Oberkörper schwankenden Schmitz an. Der Schweiß perlte über seine Stirn. „Warum haben Sie noch Kontakt zu Langerbeins gehalten?“, wollte ich wissen.
     
     
    Der nervöse Mann stierte mich schweigend an und schwitzte weiter vor sich hin. Der Kerl gefiel mir nicht, er war zwar ordentlich und seriös mit Anzug und Krawatte gekleidet wie ein gewissenhafter Beamter, aber zugleich wirkte er auf mich wie ein verklemmter, spießiger Zeitgenosse, der krampfhaft versuchte, ein Geheimnis zu verbergen, weil er sich schämte. „Kann es sein, dass Sie und Langerbeins eine Gemeinsamkeit hatten?“ Ich sah Schmitz höflich an, der mir durch seine Gestik zu verstehen geben wollte, er habe meine Frage nicht verstanden.
    „Kann es sein, dass Sie ebenso wie Ihr ehemaliger Schwager erpresst wurden wegen eines sexuellen

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