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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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Paare in erotischer Umarmung gestaltet oder als grinsende Männer mit Erektionen, die über ihre Köpfe reichten.
    Kein Wunder, dass sie lächelten. Nur zögernd ließ sich Melissa von der Betrachtung ihrer überdimensionalen Erektionen weg zerren.
    In Trujillo schleppte ich einen unwilligen Mark und eine un willige Melissa durch die riesige Ruinenstadt Chan Chan. Der Wind pfiff über die Wüste durch eine Einöde bröckeliger grauer Lehmhügel. Nur ein rekonstruierter Abschnitt ließ etwas von der vergangenen Größe ahnen. „Chan Chan“, erklärte der Reiseführer, „wurde von den Moche gegründet, Zeitgenossen der Römer und Angelsachsen, und dann von den Chimu erweitert. Als die Chimu in den 1470ern von den Inkas unterworfen wurden, wurden ihre besten Goldschmiede, Künstler, Ärzte und Lehrer nach Cuzco geschickt, damit die Inka von ihnen lernen konnten.“ Perus Geschichte, die keineswegs erst mit den Inkas beginnt, reicht 4000 Jahre in die Vergangenheit zu rück – wodurch es weltweit zu einem der sechs großen Zentren der frühen Zivilisationen wird. 10
    --- 10 Neben China, Indien, dem Mittleren Osten, Ägypten und Mexiko.
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Die Nazca - Linien
    Wir fuhren die Küste entlang weiter, vorbei am größten Links händer der Welt (kein gigantischer Homosexueller, sondern ir gendwas mit Surfen) und einer staubigen Stadt mit einer Straße namens Cabo Blanco. Mein Reiseführer erläuterte, dass im Jahre 1953 hier der größte Fisch an Land gezogen wurde, den man je mit einer Leine gefangen hatte, ein 710 Kilo schwerer Blauer Marlin. Ein uralter amerikanischer Seemann mit einem verfilzten weißen Bart und einer wirren Masse langen weißen Haars legte gerade ab. Mit der Harpune in der Hand sah er aus wie Neptun persönlich. Gebräunte Surfer saßen in heruntergekommenen Bars.
    Wir verbrachten zwei Stunden in Lima, ehemals eine der reichs ten Städte der Welt. Die Leichenblässe, die über der Stadt hing, schien sich auch über ihre Einwohner zu legen. Der Verkehr ver stopfte die Straßen. Verblichene Fassaden versteckten sich hinter Lagen von Schmutz und Vernachlässigung. Illegale Siedlungen er klommen die kahlen braunen Berge hinter der Stadt. Zwei Stunden genügten für Lima.
    Zwei Stunden genügten auch für ein Essen und eine Limo. In Peru gibt es zwei Sorten, die im Land selbst hergestellt werden. Die eine heißt „Inca Kola“ und schmeckt wie flüssiger Kaugum mi; der Name beschreibt das ganze Land in zwei Wörtern – seine reiche Geschichte und die heutige wirtschaftliche Dominanz der USA. 11
    --- 11 Der Name Inca Kola trifft so sehr ins Schwarze, dass Matthew Parris ihn zum Titel eines unterhaltsamen Buches über Peru gemacht hat.
    Das andere ist eine Orangenlimonade, die „Bimbo“ heißt. Wir fanden das besonders witzig, weil es auf Englisch „Flittchen“ heißt. Ich bedrängte Melissa, bis ich ein Bild von ihr mit einer Bimbo in der Hand machen durfte. „Was willst du damit andeuten?“, schnaubte sie. Wir nahmen den nächstmöglichen Bus und fuhren 20 Stunden südlich nach Arequipa. Die Reise war ein gewaltiger Umweg: Die kürzere Hochland-Route nach Cuzco verlief durch die Festung des Sendero Luminoso – des Leuchtenden Pfads. Das ist eine ma oistische Bewegung; ihre Strategie war ursprünglich gewesen, eine Machtbasis unter den ländlichen Bauern aufzubauen, um schließlich die Städte zu umzingeln und zu strangulieren. Durch eine Mischung aus echter Unterstützung und Einschüchterung kontrollierten sie das zentrale Hochland unmittelbar landeinwärts von Lima. Ein paar Monate zuvor hatte die Regierung endlich Abimael Guzman, den Anführer des Sendero, gefangen genommen. Als ehemaliger Professor für Kantische Philosophie war Guzman die Inspiration hinter diesem Mix aus Terror, maoistischem Dogma und Inka-Herrschaft.
    Niemand wusste, ob die Guerillas sich demnächst allmählich auflösen oder ihre Macht demonstrieren würden, um zu bewei sen, dass sie nicht am Ende waren. Wir wollten nicht in der Nähe sein, wenn sie das taten. Deshalb mussten wir entweder Busse über Arequipa nach Cuz co nehmen – eine Gesamtstrecke von ca. 50 Stunden – oder flie gen. Der Flug dauerte eine Stunde und kostete 60 Dollar. Der Bus kostete 25 Dollar. „60 Dollar?“, sagte Mark. „Ich zahle ganz sicher keine 60 Dollar.“ Dann also 50 Stunden im Bus.
    Die südliche Küste war ziemlich genau wie die nördliche: Trüb, be wölkt und monoton. Wir dösten ein, wachten auf und dösten wieder ein,

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