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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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ich auch sterben“, sinnierte er finster. „Wo sind die ganzen Minenarbeiter?“, beklagte sich einer der Deutschen. „Sie haben uns versprochen, dass mehr Minenarbeiter hier sein würden.“
    „Gestern sie haben etwas Silber gefunden. Also sie haben letzte Nacht gefeiert und viel getrunken. Deshalb heute arbeiten nicht viele“, erklärte Julio gereizt. „Sie arbeiten nicht den Touristen zuliebe. Ist das OK?“ Der Deutsche murmelte ja, es sei OK. Julio blieb vor einem Gesicht stehen, das aus dem Fels gehauen worden war. Es war mit farbigen Bändern aus Krepppapier übersät. Eine Reihe Zigaretten balancierte in seinem Mund. Das, sagte Julio, sei El Tio. Wörtlich bedeutet das „Onkel“, aber seine Hörner verraten seine wahre Persönlichkeit. Der Teufel. Der Besitzer des Cerro selbst. Das Papier und die Zigaretten waren symbolische Gaben der Minenarbeiter, die um Schutz und Glück baten. Aber dies war ein Teufel mit den scharfen Zügen und dem Ziegenbart eines Conquistadore, eines Europäers. „Für die Minenarbeiter“, erklärte Julio, „gehören diese Minen dem Teufel, und der Teufel ist ein Europäer.“ Er machte eine Pause. „Wir Minenarbeiter hassen Europäer“, ergänzte er.
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Die offenen Adern Lateinamerikas
    Die Eroberung hallt durch die Jahrhunderte. Sie änderte al es: Das heutige Lateinamerika kann nur im Licht dieses einen verhee renden, epochemachenden Ereignisses verstanden werden. Die Eroberung ersetzte eine selbstgenügsame landwirtschaftliche Ökonomie durch eine, die auf Ausbeutung basierte. Potosí war nur der Anfang. Als nächstes kam der Zucker – vor der Eroberung ein seltener und teurer Rohstoff in Europa. Zucker erzeugte den Skla venhandel und erschöpfte den Boden der Karibik und Nordost brasiliens. Andere Monokulturen folgten: Kaffee, Baumwolle, Ba nanen. Cacao in Venezuela. Rinder in Argentinien und Uruguay. Gummi im Brasilien des 19. Jahrhunderts.
    Dann gab es Mineralien: Gold aus Minas Gerais in Brasilien, Ni trate aus Chiles Atacama-Wüste, Zinn aus Oruro in Bolivien, me xikanisches Silber, brasilianisches Eisen, chilenisches Kupfer. Heute zerstört das Öl den Amazonas. Jeder dieser Rohstoffe fütterte die Nachfrage einer weit entfernten Wirtschaft anstel e der hungrigen heimischen Bäuche. Sie ersetzten Grundnahrungsmittel. Sie erfor derten billige Arbeitskräfte. Sie banden die Produzenten an einen Weltmarkt, auf dem die Preise über Nacht fallen konnten, wenn die Bedürfnisse des Westens sich änderten, die Reserven ausgingen oder ein Rivale den Markt überschwemmte (wie die Engländer das im letzten Jahrhundert mit dem Gummi aus Malaysia machten).
    Es waren auch westliche Geschäftsleute, die den Handel kontrol lierten – im 19. Jahrhundert kamen sie hauptsächlich aus Großbri tannien, heute vor al em aus den Vereinigten Staaten –, während die Grundbesitzer und Minenbosse Lateinamerikas ihren Wohlstand vergeudeten, indem sie die Extravaganzen der europäischen Aristo kratie nachäfften.
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Im Nachtbus nach La Paz
    Wir nahmen wieder einen Nachtbus, diesmal von Potosí nach La Paz. Der Bus ratterte die Straße entlang und zitterte über die unebene Oberfläche. Diese nächtlichen Reisen verbanden sich allmählich zu einem andauernden, nur gelegentlich unterbrochenen Traum.
    Immer dasselbe. Aufwachen und eindösen in einen unbeständigen Schlaf, Ambiente-Technomusik auf meinem Walkman, die Beine gegen den Vordersitz gepresst. Jeder verdreht sich, um es sich bequem zu machen, verdrehte Körper in Sitzreihen, immer irgendwo ein weinendes Baby. Draußen waren Schatten dunkler Berge, die man mehr ahnte als sah. Isolierte Gebäude, einsame Lichter – wie einsam wirken sie in der kalten schwarzen Nacht des Altiplano .
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Eine neue Weltordnung
    Die Eroberung veränderte nicht nur Nord- und Südamerika. Sie schuf auch unsere moderne Welt. 1492 war Europa noch immer vom Schwarzen Tod entvölkert und stand am Rande der bekannten Welt. Für die meisten Bewohner des Planeten war es unbekannt oder unwichtig, was in Europa geschah.
    So z.B. für die Bevölkerung des muslimischen Einflussbereichs, der sich von Nordafrika bis zu den Philippinen erstreckte; oder für solch riesige asiatische Reiche und Königtümer wie China, Indien und Japan; oder für mächtige afrikanische Stadtstaaten wie Benin und Ma li; oder für die Amerikaner selbst – für sie spielte Europa keine Rolle. Europas größter Handelsbedarf betraf Gewürze aus dem Fernen Osten,

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