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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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einen vergoldeten … was ansehen?“ „OK, geh du erstmal schwimmen. Viel eicht komme ich später nach.“ „OK“, grunzte Mark. „Aber beeil dich.“ „Ich sagte, vielleicht …“, begann ich, aber Mark schritt davon, ohne mir länger zuzuhören. Ich machte eine Runde durch die Kirche. (Schöner vergoldeter Altar übrigens.)
    Als ich zur Hospederia zurückkam, wartete Mark bereits. „Wie war‘s beim Schwimmen?“, fragte ich. Mark explodierte. „Wo zur Hölle warst du?“, wollte er wissen. „Wie hätte ich schwimmen sollen? Was hätte ich mit meinen Sachen machen sol en? Ich dachte, sie hätten dich umgebracht oder so. Ich habe stundenlang gewartet. Du nimmst einfach keine Rücksicht auf andere Leute, das ist dein Problem.“ Er war völlig aus der Fassung. Ich war perplex. Ich hatte ihm nicht versprochen, zum Strand zu kommen. Aber von da an konnte ich ihm nichts mehr recht machen.
    ✷ ✷ ✷
Potos í
    „Ich bin das reiche Potosi, Schatz der Welt, König der Berge, von Königen beneidet.“
    Inschrift auf einem Schild, das Potosí von Karl dem V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, verliehen wurde. Am nächsten Morgen verließen wir Copacabana nach Süden in Richtung Potosí. Wieder einmal eine Busreise – oder besser gesagt zwei, weil wir in der Hauptstadt La Paz umsteigen mussten. Wir hatten uns allmählich an Busse gewöhnt. Es war mal wieder eine Nachtfahrt. Wir erreichten Potosí im kristallklaren Licht des frühen Morgens.
    Die Landschaft war so trostlos wie alle, die wir bisher gesehen hatten. Es war eine hochgelegene Wüste. Die steinigen rotbraunen Hügel waren nackt, und obwohl das Sonnenlicht sehr intensiv war, hatte es einen spröden, eisigen Glanz, der uns nicht wärmte. Bei einer Höhe von 4070 Metern ist Potosí die höchstgelegenste Stadt der Welt. Es ist auch eines der historischen Juwelen Südamerikas und zählt mit über 2000 geschützten Gebäuden aus der Kolonialzeit zum UNESCO Welterbe. Und schließlich ist es auch eine der ärmsten Städte Boliviens. Ihre engen Gassen sind mit dick eingehüllten Indianern überfüllt. Ihre kolonialen Häuser sind unbeheizt. Über der Stadt thront der grau-rosa Kegel des Cerro Rico. Des reichen Bergs.
    Der Cerro Rico beherrscht Potosí sowohl physisch als auch historisch. Tatsächlich beherrscht er ein riesiges Stück der südamerikanischen Geschichte. Denn im Jahre 1544, zwölf Jahre nachdem Pizarro Atahualpa in Cajamarka gefangen genommen hatte, fanden die Spanier in Potosí, was sie gesucht hatten. Eigentlich hatte ein Indianer namens Huallpa es bei der Jagd auf Lamas gefunden. Er hatte nämlich Silber gefunden – buchstäblich einen ganzen Berg davon.
    Bis dahin war der Berg als Sumaj Orcko bekannt gewesen – der schöne Berg. (Die Namensänderung ist vielsagend.) Die Indianer wussten, dass er Silber enthielt; der Inka Huayna Capaj hatte sogar versucht, es zu schürfen. Aber, so die Legende, sobald seine Männer mit dem Schürfen begonnen hatten, schmetterte eine donnernde Stimme heraus: „Das ist nicht für dich; Gott hat diese Reichtümer jenen vorbehalten, die von weit her kommen.“ Die Indianer flohen vor Schrecken; die Inka benannten den Ort in Potojsi um, was in Quechua „donnern“ bedeutet. 18
    ---18 Das historische Material auf diesen Seiten stammt hauptsächlich aus Eduardo Galaeno, Open Veins of Latin America.
    Der Cerro Rico erfüllte den Traum eines jeden Conquistadore. Bald war Potosí berühmt: Die größte Silbermine der Welt und eine der größten und reichsten Städte, die die Welt jemals gesehen hatte. Cervantes ließ Don Quichotte eine Redewendung prägen, die in die spanische Sprache einfloss – „vale un Potosí“ („so viel wert wie ein Potosí“) steht seither für etwas unglaublich ertragreiches. Bis 1573, nur 28 Jahre nach der Entdeckung des Silbers, war die Bevölkerung Potosís auf 120.000 angewachsen – die Stadt war so groß wie London und größer als Rom, Madrid oder Paris. Sie war zum Mittelpunkt der spanischen Kolonien geworden: Chile lieferte Fleisch; Argentinien lieferte Textilien und Zugtiere; Indianer aus ganz Peru und Bolivien wurden als Arbeiter entsandt. Die spanischen Einwohner Potosís lebten gut. Die Stadt prahlte mit 36 prächtig ausgestatteten Kirchen, 36 Spielhallen, 14 Tanzhallen, Theatern, Stierkampfarenen und Salons. Aus der ganzen Welt wurden die edelsten Luxusgüter importiert: Seide und feine Stoffe aus Italien, Diamanten und Juwelen aus Indien und Ceylon, die neueste Mode

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