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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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Mitternacht wollte Jenny gehen, stellte aber fest, dass sie ihren Geldbeutel verloren hatte. Im Innenhof gab es ein Telefon, also rief sie die Bar an. Der Geldbeutel war dort. Bevor sie ging, gab sie uns ihre Telefonnummer und drückte Mark noch ein weiteres Päckchen Koks in die Hand. Sie hatte definitiv herausgefunden, wie man sich bei ihm beliebt machen konnte. Ich wurde aber plötzlich nervös.
    „Ist euch klar, dass Jenny, die wir erst vor ein paar Stunden kennen gelernt haben, weiß, wo wir wohnen? Sie weiß, dass wir Kokain haben, weil sie es uns gegeben hat. Riecht das nicht wie eine Falle?“
    „Dann sollten wir uns beeilen und den Rest noch niedermachen“, sagte Mark, der gerade noch drei dicke Lines vorbereitete. „Wenigstens wird man für Drogendelikte in Bolivien nicht aufgehängt“, sagte Melissa, während sie eine Banknote zusammenrollte. „Ich wusste, dass ich mich auf eure Vernunft verlassen kann.“ „Habt ihr gewusst, dass Robert Louis Stevenson Dr Jekyll und Mr Hyde in sechs Tagen geschrieben hat, während er Kokain nahm?“, erklärte Mark. „Darum geht es auch in der Geschichte.“ „Ich dachte sie ginge um dich“, witzelte Melissa.
    „Das kommt auf dasselbe heraus“, grinste Mark, der schon wieder eine Line von dem weißen Pulver vorbereitete. „Meine Hände sollten jede Sekunde haarig werden, also passt auf.“ Das Kokain hatte zwar eine sehr angenehme Wirkung, aber die Wirkung ließ auch überraschend schnell nach. Das lag vielleicht daran, dass es nicht mit billigem Speed oder wer weiß was sonst noch verstreckt war, wie das in England der Fall gewesen wäre. Ein paar Stunden später wollte ich mich sogar hinlegen. Mark und Melissa zogen sich weiterhin den rapide abnehmenden Inhalt des Päckchens rein.
    Plötzlich wurde ich von Melissa wachgerüttelt. „Die Polizei. Schnell, wach auf.“ Es war dunkel. Niemand war auf den Beinen. Irgendjemand schlug schreiend gegen das Tor, das verschlossen war. Melissa lief in Panik herum. „Ich werde lieber mal das Koks irgendwo verstecken“, sagte Mark und verschwand. Es wurde weiter gegen das Tor geschlagen. Niemand antwortete. Es ging eine Weile so weiter, bis die Hotelinhaberin die Treppe hinab stolperte. Melissa sprang zu mir ins Bett. „Tu so, als würdest du schlafen“, befahl sie. „Ich hatte geschlafen“, murmelte ich.
    Wir hörten, wie die Frau mit ihren Schlüsseln herumfummelte. Dann drehte sich der Schlüssel im Schloss, und die Tür schwang auf. Durch unser Schlafzimmerfenster sahen wir, wie ein hoffnungslos betrunkener Bolivianer mit dem Gesicht nach unten durch den Eingang flach auf den Boden vor die Füße der Wirtin plumpste. Er stand schwankend wieder auf und stapfte in sein Zimmer, während er sich lauthals beklagte. Die heldenhafte Wirtin aber war ihrer Lonely-Planet- Reklame gerecht geworden: Da stand, sie würde einen Gast „auch nach der Sperrstunde gern hereinlassen“. Melissa stand auf, um Mark und das Koks zu suchen.
    ✷ ✷ ✷
Einkaufen
    Am nächsten Tag war Einkaufen angesagt. Unser (oder zumindest mein) Hauptgrund, nach Bolivien zu kommen, bestand darin, im schroffen Cordillera Real zu trekken. Eine fünftägige Wanderung verläuft von Milluni, 30 Meilen östlich von La Paz, über zwei 5000-Meter-Pässe bis in eine Stadt namens Coroico hinunter. Der Weg passiert eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften und fällt über 3000 Höhenmeter von den Gletschern im Hochgebirge über Almen und Nebelwälder bis in die tropische Yungas-Region bei Coroico ab. Fast der gesamte Marsch geht bergab. Im Grunde ist es ein Abstieg von der Wasserscheide über die östlichen Hänge der Anden bis hinab zum Rand des Amazonasgebietes.
    „Stell dir vor, was für stramme Schenkel ich haben werde“, grinste Melissa.
    Mark war nicht ganz so begeistert. Wenn er zwischen einer Ge- birgswanderung und einer Tüte Kokain wählen musste, war der Fall klar. Er sagte nichts.
    Sicherheitshalber wechselten wir das Hotel, ohne Jenny etwas zu sagen. Das Hotel Torino war direkt im Stadtzentrum, in der Straße hinter dem Präsidentenpalast. Wie beim Gran Casino in Quito handelte es sich auch hier um einen Klassiker für Rucksacktouristen. Es war ein altes Gebäude, dessen vier Stockwerke auf einen Innenhof hinausführten. Der Innenhof war ausgefüllt von einem Cafe, das direkt aus Mitteleuropa stammen könnte. Es hatte einen schwarz-weiß gefliesten Boden, anspruchsvolle schmiedeeiserne Tische und Topfpflanzen, die um einen eleganten

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