Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
triefender Nase und großen Augen bemannt. Ich verlangte 40 Schokoriegel. Der Junge wirkte verängstigt. Erstens wurde er von einem großen fremden ausländischen Mann angesprochen. Und zweitens … 40 Riegel. Ob er mich richtig verstanden hatte? Konnte er sicher sein, dass ich überhaupt Spanisch sprach? 40 Riegel waren mehr als er normalerweise in einer Woche verkaufte – geschweige denn auf einen Schlag. Er sah sich dringend nach seiner Mutter um, da er einen Trick befürchtete. Er war aber allein.
Zögernd bot er mir zwei Stück an. „Nein, ich will 40“, sagte ich. Er war immer noch nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Er gab mir vier. „Nein, nicht vier. Vierzig“, wiederholte ich. Ich hielt vier Finger zehnmal hoch, um 40 zu verdeutlichen. Der Junge sah mich in Panik an. Er war vor Verwirrung paralysiert. Ich begann, vierzig von den kleinen Schokoriegeln abzuzählen. „Nein, nein, warten Sie auf meine Mutter“, drängte er. Seine Augen öffneten sich noch weiter, und sein Kiefer fiel herab. Ich wollte nicht den ganzen Tag warten. Ich wischte die Schokolade in meine Tasche, drückte ihm das Geld für die vierzig Riegel in die Hand, winkte zum Abschied und ging davon. Der Junge starrte mich an, dann starrte er das Geld an. Ich hatte nicht einmal gefeilscht. Wie sollte er seiner Mutter das erklären? Melissa und Mark warteten im Torino. Sie hatten genau die Hälfte von allem gekauft, was wir brauchten. Es war das billigste Zeug von der schlechtesten Qualität.
„Mit dem gehe ich nie mehr einkaufen“, sagte Melissa, als Mark außer Hörweite war. „Der hat keine Ahnung, wie viel Essen wir für eine Woche in den Bergen brauchen werden. Und wenn wir was kaufen wollten, war ihm immer alles zu teuer.“
Dann fiel uns ein, dass Mark sich für diesen Abend mit Jenny im La Luna verabredet hatte. Eingezwängt in eine enganliegende weiße Bluse und eine ebenso enge Jeans erwartete sie uns an der Bar. Ich fragte mich, wie lange sie gebrauch hatte, um sich hineinzuzwängen – es konnte nicht einfach gewesen sein. Ihr Haar war im spanischen Stil nach hinten gebunden und wurde von einem roten Haarreifen aus Samt zurückgehalten, der zu ihrem grellen Lippenstift passte. Wichtiger noch – sie hatte frisches Koks dabei. Wir unterbrachen unseren Streit lange genug, um uns heimlich ein paar Nasen davon zu genehmigen. Dann fiel Mark ein, dass er kein Geld hatte. „Dann musst du jetzt los, um welches zu besorgen“, sagte ich. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir kein Bargeld mehr vorstrecke.“ Mark starrte mich an.
„Wo soll ich so spät noch jemanden finden, der mir Geld wechseln kann?“ „Daran hättest du früher denken müssen.“ Jenny wirkte verwirrt, sagte aber, dass sie einen Freund hätte, der in einem Hotel arbeiten würde und um diese Zeit Geld wechseln könnte. Als wir hinkamen, war der Freund nicht im Dienst. „Macht nichts“, sagte Jenny. „Ich habe noch einen Freund in einem anderen Hotel, der Geld wechseln kann.“ Wir klärten das ab. Jenny ging hinein, um mit ihm zu sprechen. Als sie herauskam, schüttelte sie den Kopf. Sie dachte eine Minute über die Situation nach. „Macht nichts. Ich habe einen Freund, der im Casino arbeitet. Ich glaube, er kann Geld wechseln.“ Der Freund im Kasino konnte es auch nicht machen. Melissa und ich beschlossen, ins Hotel zurück zu gehen. Ich erinnerte Mark daran, dass wir am nächsten Morgen um sechs Uhr früh aufbrechen wollten. „Keine Sorge, ich werde schon da sein“, knurrte er. Unser Wecker klingelte um 5.30 am nächsten Morgen. In unserem fensterlosen Loch war das der einzige Hinweis darauf, dass es Morgen war. Ich zog mich an und hämmerte gegen Marks Tür, aber er war nicht in seinem Zimmer. Um Punkt sechs Uhr Morgens stieg er die Treppe hinauf und marschierte den Korridor entlang auf uns zu. „Ich hab euch doch gesagt, dass ich da sein würde“, sagte er.
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An der Bushaltestelle
Im Reiseführer stand, wir müssten in El Alto den Bus nach Plaza 16 de Julio nehmen (von wo andere Busse nach Milluni fuhren), aber wir wussten nicht, welchen Bus – oder wo er abfuhr. In Bolivien ist eine „Bushaltestelle“ ohnehin eher eine Idee als ein physikalisches Objekt. Also führte ich Mark und Melissa den Prado hinunter, befragte einige Passanten und erzielte ein Mehrheitsurteil darüber, wo unser Bus ungefähr halten könnte.
Wir stellten unsere Rucksäcke auf den Gehsteig und begannen, die Busse zu begutachten, die zu Dutzenden
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