Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
recht ange nehme Stadt. Aber sie hatte eben nichts anderes zu bieten als eine Imitation einer europäischen Stadt. Wenn man eine tolle Stadt ansehen will, sollte man Paris oder Rom, Berlin oder Prag versu chen. Die Schätze Südamerikas bestehen nicht in seinen Städten, sondern in seinen riesigen Gebirgen und Dschungeln. Diese ab artig wilden Orte waren unsere El Dorados.
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Gueicyn
Die normalerweise grünen kolumbianischen Anden türmten sich gelegentlich zu kompakten alpinen Regionen mit ganzjäh rigem Schnee auf. Die Sierra Nevada del Cocuy war eine von die sen Regionen. Eine sechstägige Bergtour durch die Sierra startete in Güicán, einem hübschen Dorf hoch auf einem Berghang.
In Güicán wirkten alle Leute wie Inzuchtprodukte. In isolierten Dörfern wie diesem kann es eben auf die einfache Wahl zwischen den Verwandten und den Nutztieren hinauslaufen. Die Verwand ten sind nicht immer die erste Wahl. Affären zwischen Bauern und Eseln sind in Kolumbien ein beliebtes Thema für Witze, ganz wie bei den Walisern und den Schafen.
Hinter dem Dorf endete ein einziger massiver Abhang mit dem Nord-Süd-Grat der Sierra.
Am hinteren Ende desselben, außerhalb unserer Sichtweite, stürzte ein steiler Abhang in die Tiefe, der die riesige Wand eines versteckten Tals bildete. Die Wandertour umging dieses Massiv, indem sie einen Pass nach Norden überquerte, entlang des Tals unter dem Steilhang hinab verlief und dann über einen südlicher gelegenen Pass wieder zurückführte. Angeblich war das die beste Tour in Kolumbien. Es gab nur ein Problem.
Guerillas. Sie nutzten den nördlich gelegenen Pass als Rou te zwischen dem Hochland und los Llanos im Osten. Ein paar Wochen zuvor hatten sie Güicán selbst überfallen und einen Ladenbesitzer getötet. Soldaten patrouillierten in der Stadt. Ihr Kommandeur machte sich über die Guerillas keine Sorgen. Er versuchte, uns zu beruhigen.
„Diese Banditos sind nur Bauern. Ja, sie benutzen manchmal den ersten Pass. Aber keine Sorge. Wenn ihr sie trefft, werden sie euch wahrscheinlich nicht umbringen. Sie werden euch nur alles stehlen.“ Südamerikaner, schloss ich daraus, sind nicht sehr gut im Be ruhigen.
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Guerillas in unserer Mitte
Seit dem Fall des leuchtenden Pfads in Peru kann sich Kolumbien des letzten Guerilla-Konflikts des Kontinents rühmen. Er begann 1948 mit der Ermordung des liberalen Politikers Jorge Eliécer Gai tán. In den folgenden neun Jahren wurden über 300.000 Menschen in „La Violencia“ getötet, einem Bürgerkrieg zwischen den beiden wichtigsten politischen Parteien, den Liberalen und den Konserva tiven. Der größte Teil der Kämpfe drehte sich eigentlich um lokale Machtkämpfe. Ideologisch unterschieden sich die Parteien kaum.
Ihre Führer kamen aus der Elite und unterstützten den Status Quo. Mit der Zeit begannen einige Liberale jedoch, echte Reformen zu fordern. Die Führer der Liberalen fürchteten, die Kontrolle über ihre Partei zu verlieren; deshalb legten sie hastig ihre Konflikte mit den Konservativen bei und bildeten mit ihnen die „Nationale Front“, ein Arrangement zur gemeinschaftlichen Ausübung der Macht, das von 1957-1986 dauerte (obwohl es offiziell1974 been det wurde). Die radikaleren Anhänger der Liberalen konnten aber nicht akzeptieren, dass sie umsonst zu Tausenden gestorben waren. So entstand die Guerilla-Bewegung.
Kolumbien besteht aus isolierten Teilen, weshalb sich auch die Guerilla-Bewegung in verschiedene Teile aufspaltet. Es gibt die M-19, die Maoistische EPL (Ejército Popular de Liberación), die marxistisch-christliche ELN (Ejército de Liberación Nacional) und die FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia); die FARC ist mit geschätzten 12000-17000 Kämpfern die größte Grup pe. Die Guerillas greifen nur selten Touristen oder „Zivilisten“ an; sie bevorzugen „strategische“ Ziele wie Armee-Einheiten, Bohrtürme oder Geschäftsleute. Sie finanzieren sich zunehmend durch Drogenhandel (der nach Ansicht vieler Beobachter allmählich ihre politischen Ziele ersetzt), haben sich zu sehr in regionalen Hoch burgen verschanzt, um leicht besiegbar zu sein, und sind anderers eits auch zu zersplittert, um den Staat ernstlich zu bedrohen.
Das Schreckgespenst des Terrorismus dient aber auch als Vor wand für entsetzliche Menschenrechtsverletzungen. Todeskom mandos der Armee, bzw. solche, die von der Armee unterstützt werden, töten pro Jahr in Kolumbien mehr Menschen als das Pi
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