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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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nochet-Regime in Chile in den gesamten 17 Jahren seiner Diktatur. In einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1996 wird Kolumbien als „ein Land des Mordens und der Folter“ beschrieben, „in dem die Armee Zivilisten willkürlich tötet“.
    1986 stimmte die FARC einem Waffenstillstand zu und gründete die Uníon Patriótica (UP), die 14 Sitze im Nationalkongress ge wann.
    Von diesen 14 Kongressabgeordneten wurden vier schon im er sten Jahr ihrer Amtszeit getötet. Bis heute sind über 2500 Mitglieder der UP ermordet worden, einschließlich einiger Präsidentschaftskandidaten. 33
    ---33 Die CUT (das ist der Dachverband der Gewerkschaften Kolumbiens) berichtete, dass in demselben Zeitraum 1542 Gewerkschaftler ermordet wurden, ohne dass auch nur ein einziger ihrer Mörder verurteilt wurde. Das Commitee to Protect Journalists stuft Kolumbien als weltweit gefährlichstes Land für Nachrichtenreporter ein. In zwei Jahrzehnten wurden hier 98 Journalisten getötet.
    Ich habe mich manchmal gefragt, warum die Menschen in den meisten lateinamerikanischen Ländern – die heute doch eigentlich „demokratisch“ sind – keine Parteien ins Parlament wählen, die die armen / indianischen Mehrheiten repräsentieren. Die Geschichte der UP zeigt, woran das liegt: Versuche, die herrschende Elite an der Wahlurne ernsthaft herauszufordern, werden mit Gewalt erwi dert. Man muss schon sehr mutig sein, um sich von einer Partei wie der UP aufstellen zu lassen. (Oder auch nur, um eine solche Partei zu wählen – denn nur wenige Menschen glauben, dass ihre Stimme wirklich geheim bleibt.) Gewalt stützt noch heute die Machtstruk tur in Lateinamerika, wie das seit der Eroberung immer schon ge wesen ist.
    ✷ ✷ ✷
Hans , Fritz und Siebzig
    In unserem Hotel begann ich, meinen Poncho aus alten Armee beständen weiß anzumalen, damit mich die Guerrilleros nicht irr tümlich für einen Soldaten hielten. Ich hatte ein großes, weißes Peace-Zeichen auf den Rücken gemalt und versuchte gerade, Me lissa (und mir selbst) einzureden, dass unsere Chancen, Guerril leros über den Weg zu laufen, ziemlich schlecht standen, als acht riesige Österreicher hereinkamen. Sie waren alle um die 1,95 Me ter groß und wurden von einer winzigen kolumbianischen Frau geführt, die Melissa kaum an die Schulter reichte.
    Die Österreicher waren mit teuren Gore-Tex-Jacken ausgestat tet und trugen bunte Fleece-Pullover, als wenn wir in einem euro päischen Skigebiet wären. Da wir die einzigen anderen Gäste im Hotel waren, stellte sich die Frau vor. Sie hieß Gloria. Sie sagte, sie würde die Österreicher zum höchsten Gipfel der Bergkette füh ren, dem Ritacuba Blanco, und lud uns ein, sie zu begleiten.
    Die Österreicher waren ein Wanderverein für ältere Menschen. In Österreich gingen sie jedes Wochenende wandern; dies war ihre jähr liche Übersee-Tour. Eine abenteuerliche Wahl. Sie stellten sich vor. „Ich bin Thomas, und des iss Hans und des iss Fritz …“ Ich hatte nicht erwartet, dass Österreicher tatsächlich Namen wie „Hans“ und „Fritz“ hatten. Ich wartete gerade darauf, dass er so etwas wie „Achtung!“ und „englischer Schweinehund“ sagte, aber stattdessen stellte er das letzte Mitglied der Gruppe vor. „… und der ist Siebzig.“
    Er sagte es, als wenn es sein Name wäre. Siebzig bestätigte es uns. „Ja, ich bin siebzig“, lächelte er. Siebzig erklärte, dass er sich jedes Jahrzehnt eine besondere Herausforderung vornahm. Mit sechzig hatte er einen 7000er im Himalaya bestiegen. An seinem siebzigsten Geburtstag legte er die Latte etwas niedriger, denn der Ritacuba Blanco, der höchste Gipfel in der Sierra, ist nur 5330 Meter hoch. Aber schließlich, sagte er, sei er auch nicht mehr der Jüngste.
    Der Aufstieg war eine Tour von zwei Tagen, wobei wir unterwegs in einer Berghütte übernachteten. Es war eher eine Wanderung als eine Klettertour, aber auf der letzten Etappe mussten wir einen Gletscher hinauf stapfen, was ich vorher noch nie getan hatte. Im Gegensatz zu den Österreichern hatten wir keine Eispickel oder Steigeisen. Aber wenn Siebzig es schaffte, schaffte ich es auch. Die Österreicher verfügten nicht nur über Eispickel und Steig eisen, sondern auch über Messgeräte, mit denen sie ihre Herz frequenz, die Höhe, die zurückgelegte Entfernung und den En ergieverbrauch in den letzten fünf Minuten messen konnten. Wahrscheinlich hatten sie auch Messgeräte, die ihnen sagten, wann sie auf ihre anderen

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