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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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während sharusahk bei den Kriegern nur einen Teil der Ausbildung darstellte, widmeten die dama sich ihr ganzes Leben lang seiner Vervollkommnung. Noch nie hatte Arlen einen dama tatsächlich kämpfen sehen - keiner war so töricht, einen Geistlichen anzugreifen -, aber er sah, wie sie sich mit absoluter Körperbeherrschung
bewegten. Er zweifelte nicht daran, dass sie meisterhaft töten konnten.
    »Ich habe nur einen Moment Zeit, Onkel«, erklärte der Junge und drückte Abban eine Ledertasche in die Hand. »Kann sein, dass mich jemand gehört hat. Ich muss zurück, bevor man mich sieht, sonst fangen sie an, die Bidos zu zählen.«
    Abban zückte einen Beutel, in dem eine Menge Münzen klirrten, doch der Junge winkte ab. »Später«, meinte er. »Für den Fall, dass man mich erwischt, will ich kein Geld bei mir haben.«
    »Bei Nies schwarzem Herzen«, murmelte Abban. »Mach dich bereit zur Flucht«, wandte er sich an Arlen und reichte die Tasche an ihn weiter.
    »Ich gebe das Geld deiner Mutter«, raunte er Jamere ins Ohr.
    »Untersteh dich!«, zischte der Junge. »Die Hexe wird es mir wegnehmen. Ich hole es mir später bei dir ab, und du bist gut beraten, wenn du es dann griffbereit hast!«
    Er drehte sich um und griff nach dem Seil, doch bevor er losklettern konnte, erhellte ein flackernder Lichtschein das Fenster, aus dem er sich nach draußen geschmuggelt hatte, und ein überraschter Ausruf verriet, dass das Seil entdeckt worden war.
    »Lauf«, flüsterte Abban mit scharfer Stimme, und seinen Speer zu Hilfe nehmend, hoppelte er in beeindruckendem Tempo los. Arlen folgte ihm, und als ein weiß gewandeter dama eine Laterne aus dem Fenster hielt und sie erspähte, hetzte der Junge ihnen hinterher,
wobei er unentwegt mit verhaltener Stimme krasianische Flüche ausstieß. Doch er sprach so schnell, dass Arlen sie nicht verstehen konnte.
    »Ihr da! Halt!«, brüllte der Geistliche. In den Fenstern des Tempels flammten Lichter auf, und der dama sprang kurzerhand aus dem Fenster. Federnd landete er auf dem Sandsteinpflaster der Straße, machte eine Rolle und nahm die Verfolgung auf.
    »Bleibt stehen und stellt euch Everams Gerechtigkeit!«, kreischte er.
    Doch alle drei wussten, dass »Everams Gerechtigkeit« nichts weiter bedeutete als einen schnellen Tod und rannten weiter. Sie flitzten um eine Ecke, so dass der Geistliche sie vorübergehend aus den Augen verlor.
    Abban, der sich mit seinem Speer am Boden abstützte und mühsam hinterherhechelte, behinderte ihre Flucht. Plötzlich stolperte er, sackte auf die Knie und ließ den Speer fallen. Verzweifelt starrte er Arlen an.
    »Lass mich nicht im Stich!«, flehte er.
    »Sei kein Idiot«, fauchte Arlen, packte den fetten Händler beim Arm und hievte ihn wieder hoch.
    »Bring Abban zum Karren«, befahl Arlen Jamere. »Ich halte den dama auf.«
    »Nein, das übernehme ich«, widersprach Jamere. »Ich kann …«
    »Älteren hast du zu gehorchen, Junge!«, schnauzte Arlen, erschrocken, dass plötzlich eine Floskel seines Vaters über seine Lippen kam. Ohne viel Federlesens packte er Jamere und bugsierte ihn zu seinem Onkel.
Der Junge glotzte Arlen an, als hätte er einen Verrückten vor sich, doch nachdem Arlen ihn zornig angefunkelt hatte, nickte er stumm und schlang sich Abbans Arm über die Schultern.
    Arlen huschte in den Schatten, wobei seine schwarze Kleidung ihn beinahe unsichtbar machte, und hängte sich die Tasche um. Wenn jemand mit den Beweisstücken gefasst würde, dann wollte er es sein.
    Da hast du dich ja mal wieder in einen schönen Schlamassel gebracht, bemerkte die Stimme in seinem Kopf.
    In vollem Lauf kam der dama um die Ecke gesaust, ließ sich aber dennoch nicht von Arlen überrumpeln. Geschickt duckte er sich unter einem Fußtritt weg, der sonst in seiner Magengrube gelandet wäre. Der dama hechtete an Arlen vorbei, dann schnellte er jählings in die Höhe und bohrte seine ausgestreckten Finger in Arlens Handgelenk.
    Sofort wurde die Hand taub, und der Speer glitt aus Arlens empfindungslosen Fingern, während der dama eine gebückte Haltung einnahm und sich drehte, um Arlen die Beine unter dem Körper wegzufegen. Arlen warf sich nach hinten und schwankte kurz, ehe er wieder Tritt fasste. Wie ein weiß gekleidetes, Tod bringendes Gespenst sprang der dama ihn an.
    Die Ausgangsposition war für beide gleich, und sie traktierten einander mit heftigen Schlägen. Anfangs glaubte Arlen kurz, er hätte eine Chance, den dama zu besiegen, doch rasch wurde ihm

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