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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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Mädchen aber sind nun mal nicht sehr vernünftig, nicht wahr? Manche Mädchen trinken sich dermaßen ins Koma, dass sie sich später an nichts erinnern können, & dann werden sie morgens, kurzer Prozess, an die Luft gesetzt (so wahnsinnig grob & gleichzeitig irgendwie süüß), & dann versuchen sie, in Kontakt zu bleiben, aber das klappt nicht, & dann – das Leben ist seltsam & wunderschön zugleich, nicht wahr? – besorgen sie sich einen neuen Praktikumsplatz – und wo? – OMG , was für ein Zufall!
    Der Ausdruck ist nicht unterschrieben. Während ich in den Text vertieft bin, fragt die Personaltante, ob ich mich irgendwie äußern will. «Zu welchem Thema?», frage ich. Der Personalabteilung sei nicht bekannt gewesen, antwortet sie, dass zwischen dem Mädchen & mir bereits eine frühere Beziehung bestanden habe, ehe wir sie als Praktikantin eingestellt haben, und dass sie anderenfalls den Platz nicht bekommen hätte. An ihrem ersten Tag aber, der gestern war, habe die Praktikantin sie aufgesucht & gesagt, sie müsse ihr aus Gründen der persönlichen Integrität, Offenheit, gebührenden Sorgfalt und Professionalität etwas Persönliches anvertrauen.
    «Eine frühere Beziehung?», sage ich, als wüsste ich nicht, was diese Worte bedeuten.
    «Ja.»
    «Eine frühere Beziehung mit wem?»
    «Mit Ihnen.»
    «Sie hat behauptet, eine frühere Beziehung mit mir gehabt zu haben? Wie hat sie das genau gemeint?»
    «Nun, das hat sie nicht näher ausgeführt, aber ich habe es so verstanden, dass Sie beide eine Art …» Sie hält kurz inne, ehe sie den Satz in vielsagendem Tonfall beendet: «… Affäre hatten.»
    Ich sitze da und überlege, welche Möglichkeiten ich habe. Dass sie fähig war, so eine Nummer abzuziehen, hatte ich schon vermutet, und ich wollte sie ja sowieso loswerden (kann man jemanden «feuern», der umsonst arbeitet? Ich glaube schon), aber sie hatte mich überrumpelt, denn jetzt konnte ich sie nicht mehr rauswerfen, weil es aussehen würde wie ein plumper Akt der Vergeltung. Hätte ich sie entlassen, ehe sie etwas sagen konnte, & hätte sie erst danach etwas gesagt, hätte das nach einem Racheakt ihrerseits ausgesehen, & ich hätte ungerührt lügen und sagen können, dass zwischen uns nie irgendwas gewesen ist, & alle hätten mir geglaubt oder wenigstens den Eindruck gehabt, ich hätte die Oberhand, was auf dasselbe hinausliefe. Außerdem stimmte es ja, es war weiter nichts gewesen. Kurzum: Sie ist ein cleveres Mädchen.
    «Sie war Praktikantin bei Unkindest Cuts, da bin ich ihr einmal begegnet. Dann habe ich sie zufällig in einer Bar in Bushwick getroffen, und sie hat mich abgeschleppt», erkläre ich und lasse einiges aus: wie ich sie erst überredet habe, mit auf die Toilette zu kommen und ein bisschen zu koksen, ihr dann einen Wodka nach dem anderen ausgegeben und zum Schluss noch eine Flasche Prosecco mit ihr gekippt habe, um sie schließlich in ein Taxi zu verfrachten und ihr, als wir bei mir waren, das T-Shirt vom Leib zu schälen und ausgiebig mit ihr rumzumachen. Bis sie dann am Ende auf meinen Teppich gekotzt hat.
    «Und das war alles, ich weiß nicht mal mehr, wie sie heißt.»
    «Ernsthaft?» Die Personaltante sieht aus, als würde sie mein Frauenabschleppen zwar verurteilen, aber insgeheim natürlich auch bewundern. «Und Sie wissen nicht mehr, wie sie heißt?»
    «Sarah, kommt das hin? Saree? Marilyn? Irgend so was in der Art.»
    «Und wie alt sie ist, hat Sie auch nicht interessiert?», fragt die Personaltante. Ich tue nicht einmal so, als würde ich die Frage nicht verstehen. Danach erklärt mir die Personaltante, dass der Agentur keine andere Wahl bleibt, als sie den Sommer über ihr Praktikum ableisten zu lassen, und dass ich vielleicht vorläufig einfach einen Bogen um den achten Stock machen sollte. Okay, klar, kein Problem. Aber dann:
    «Was hat sie über mich gesagt?»
    «Was sie über Sie gesagt hat? Wie meinen Sie das?», hakt die Personaltante nach.
    «Ich meine, hat sie gesagt, dass sie irgendwie auf mich steht?»
    «Nein. Wieso sollte sie? Wollen Sie damit andeuten, sie steht auf Sie? Oder, halt, haben Sie etwa ein Auge auf sie geworfen, ist es das?»
    Ich übergehe die Frage. «Ich mache einen Bogen um die Abteilung», sage ich stattdessen. «Versprochen. Werde nicht mal einen Fuß in die Acht setzen.» Je weniger die Personaltante von meinen Theorien hinsichtlich der Gefährlichkeit dieses speziellen Mädchens weiß, desto besser. Sie nickt, für heute haben sie und ich

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