Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
Vom Netzwerk:
fahre ich fort, «sie war so hackedicht, dass sie ausgerutscht und hingefallen ist und sich dabei den Kopf gestoßen hat. Ich hatte damit nichts zu tun.» Sie blickt mich durchdringend an.
    «Wirklich nicht?»
    «Wirklich nicht.»
    «Wo waren Sie, als das passiert ist?»
    «Ich stand drei bis dreieinhalb Meter weiter weg.»
    «Und was taten Sie gerade?», fragt sie. Soll ich ihr wirklich verraten, dass ich für Fotos posierte, mit der Socke der Praktikantin an meinem Penis? Ihrer Socke, die sie mit zwei Augen aus Kreppband in etwas Anthropomorphes verwandelt hatte?
    «Okay, ich will ehrlich sein», sage ich mit einem Lachen. «Wir haben uns etwas Meth reingezogen und sind dann zum Wohnwagen zurück, und als ich erfahren habe, dass sie es hinter meinem Rücken schon länger mit meinem Cousin Elrod treibt, habe ich sie windelweich geprügelt. Ich bitte Sie, das ist doch lächerlich.»
    «Ein blaues Auge ist keine Lappalie, Eric, und falls ein Arzt jetzt feststellt, dass sie, nun ja,
misshandelt
worden ist …»
    «Geschlagen meinen Sie, ja? Dass ich sie geschlagen habe? Das ist nicht Ihr Ernst.»
    «Und falls sie sagt, dass sie, na ja,
vergewaltigt
worden ist – und der Arzt einen
Test
macht …»
    «Einen Test? Meinen Sie so was wie einen DNA -Test? Also, jetzt wird’s aber wirklich albern.»
    «Natürlich glaube ich nicht, dass Sie sie geschlagen haben», sagt Helen schließlich, zu vielleicht achtzig Prozent überzeugt. «Sie ist hingefallen. Oder so etwas. Und ich bin mir sicher, dass die Beziehungen zwischen Ihnen einvernehmlicher Art waren. Mein Gott. Was rede ich? Ich darf noch nicht einmal die Gedanken denken, die mir durch den Kopf gehen.» Sie setzt sich hin und blickt starr zu Boden.
    «Also, sie hatte kein blaues Auge, jedenfalls noch nicht bei unserem Abschied heute Morgen. Die Stelle war gerötet und geschwollen, mehr nicht. Sind Sie sicher, dass es ein blaues Auge war und nicht irgendein hippes neues Make-up à la Amy Winehouse?»
    «Ich habe es doch gesehen», sagt sie. «Und es ist ein blaues Auge. Ein ziemlich schlimmes sogar.»
    Ich stehe auf, & sämtliches Blut weicht plötzlich aus meinem Kopf & strömt nach unten, direkt in meinen Magen, wo es sich sammelt und eine Art gärenden Tümpel bildet. Mir wird speiübel, und ich setze mich schnell wieder hin.
    Da fällt mir etwas ein, und es ist das Einzige, das ich zu meiner Verteidigung vorbringen kann. «Sie hat meine Mails gehackt», sage ich.
    «Wie bitte?»
    «Das hat sie mir heute Morgen erzählt, kurz bevor sie gegangen ist. Sie hat auch zugegeben, dass sie mich gestalkt hat. An der ganzen Sache ist was faul. Das blaue Auge könnte sie sich selbst zugefügt haben. Sie wirkt verrückt.»
    «Na großartig.»
    Die Personaltante sieht mit starrem Blick aus dem Fenster, hinüber zu der gläsernen Vorhangfassade eines benachbarten Hochhauses, die um diese Tageszeit, bei diesem Einfallswinkel der Sonne, bloß eine blank spiegelnde Fläche ist, die nichts offenbart. Vermutlich grübelt sie gerade darüber nach, was Typen, manche Typen zumindest, an Mädchen so unwiderstehlich finden, die nicht alle Tassen im Schrank haben, ein echtes Phänomen. Es gibt für diese Typen sogar einen Stripclub in L. A., auf der La Brea Avenue, Crazy Girls. Typen, die auf verrückte Mädchen stehen, obwohl es doch gute, rechtschaffene, geistig kerngesunde Frauen gibt, waschechte Amerikanerinnen, die direkt vor ihrer Nase sitzen. Ich an ihrer Stelle jedenfalls würde das denken. Meine Halbschwester, im episkopalischen Glauben erzogen wie ich, ist inzwischen Muslimin und lebt in Kairo, sie ist mit einem ägyptischen Taxifahrer verheiratet. Und diese Schwester behauptet, unsere Mutter gar nicht als so gestört in Erinnerung zu haben, aber da muss sie sich vielleicht an die eigene Nase fassen. Mein Therapeut, also der Therapeut, bei dem ich einmal war, äußerte nach unserer ersten und einzigen Sitzung die Einschätzung, dass wir als Familie massive, unverarbeitete Probleme mit uns herumschleppten, die aus der Beziehung zu unserer manisch-depressiven Mutter resultierten, & ich habe ihm nicht widersprochen, bin aber trotzdem kein zweites Mal hingegangen, nicht zuletzt deshalb, weil ich ihm bloß Geschichten erzählt hatte, die nicht wirklich stimmten. Wie sollte er da auch was wissen? Kurz und gut, es kann durchaus sein, dass ich mich irgendwie zu Frauen hingezogen fühle, die auf der Kippe stehen – ohne es zu wissen, auf den ersten Blick sozusagen. Denn so in etwa war es

Weitere Kostenlose Bücher