Der große Blowjob (German Edition)
natürlich nicht! Hacken! So was gibt’s gar nicht. Ist alles nur Hollywood. Lulz! Ich habe die Firewall selbst installiert, da kommt keiner durch. Ausgeschlossen! Acht Minuten bis Wapner.» Den letzten Satz sagt er nicht wirklich.
«Wie hat derjenige sich dann Zugang verschafft?»
«Oh, ganz einfach», sagt er, «er kennt Ihr Passwort.»
Wieder sehe ich die Personaltante an.
Sehen Sie? Ich hab’s Ihnen doch gesagt.
Kurz darauf stehen wir zusammen im Aufzug, nur sie und ich.
«Sie hat sich irgendwie mein Passwort beschafft?», sage ich zu ihr. «Wie? Vielleicht hat meine Assistentin es sich irgendwo notiert, sie kommt vorbei, schnüffelt in meinem Büro herum, findet es, wer weiß. Ich hab’s Ihnen gesagt, sie ist gefährlich.»
«Also, wir wissen aber nicht, ob sie es war, die auf Ihre E-Mails zugegriffen hat, wir wissen ja nicht mal, ob das überhaupt passiert ist.»
«Aber Sie haben doch gehört, was er gesagt hat!», schreie ich fast. Sie wirft mir einen Blick zu, der sowohl signalisiert, Schreien Sie mich nicht an, als auch, Nehmen Sie das Gerede dieses gestörten Kambodschaners tatsächlich ernst? Er wurde als weinender, blutverschmierter Säugling auf einem der Killing Fields gefunden, von einem Entwicklungshelfer aus dem Waisenhaus gerettet und mit nach Queens gebracht, wo er aufgewachsen ist, was für sie so viel bedeutet wie «Dem kann man nicht über den Weg trauen», während ich daraus ableite, dass er ein Weiser ist. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob die Vorgeschichte mit den Roten Khmer wirklich stimmt, kann sein, dass das bloß eine Legende ist, die in der Agentur die Runde macht.
«Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben soll», sagt sie. «Es gibt da ein paar Probleme mit ihm, auf die ich nicht näher eingehen will.»
«Was für Probleme?», frage ich. «Glauben Sie, er könnte hier irgendwann mit einer Schnellfeuerwaffe Amok laufen? Tan ist großartig. Ich lasse nichts auf ihn kommen.»
«Ich kann darüber nicht sprechen, IT ist nicht Ihre Abteilung.»
Die Aufzugtüren öffnen sich, und eine bezaubernde junge Kundenbetreuerin steigt zu. Anfang zwanzig, Rehaugen, kurzer Rock, hohe schwarze Stiefel und ein Pulli, der einem ihre Titten so appetitlich präsentiert wie frische Muffins auf einem Bambustablett von CB 2 . Sie lächelt mir zu. Nicht weiter bemerkenswert, schließlich bin ich ein Vorgesetzter, stehe in der Agenturhierarchie ziemlich weit oben, und das erkennt sie mit diesem Lächeln an, wie das jeder Mitarbeiter tun würde. Aber gleichzeitig ist ja bekannt, wie erregend Macht auf junge Frauen unwillkürlich wirkt. Ich lächle freundlich zurück, etwas freundlicher als unbedingt nötig, und sei es nur, um die Personaltante zu ärgern. Der Aufzug hält in der Etage, auf der sie residiert, und wir steigen aus, wobei ich der namenlosen Schönen noch einmal zunicke. Die Personaltante ist bereits unterwegs zu ihrem Büro, wirft mir aber über die Schulter folgenden Blick zu: Die Art, wie Sie Frauen ansehen, finde ich besorgniserregend!
«War doch nur Spaß!», sage ich mit einem Lachen und jage ihr bestimmt einen Schrecken ein, weil ich ihre Gedanken so exakt erraten kann. «Ich wusste ja, dass Sie mich beobachten. Na kommen Sie, lachen Sie drüber.»
«Das entschuldigt Ihr Benehmen nicht», antwortet sie, und da kommt mir plötzlich der Gedanke, ob die Personaltante vielleicht bisexuell oder in dieser Hinsicht zumindest aufgeschlossen ist und deshalb ihre Verärgerung bloß gespielt sein könnte. Ob all das vielleicht nur Vorgeplänkel ist, vor dem unvermeidlichen Abend, an dem wir beide betrunken sind und es mal zusammen probieren? Nein, dafür ist sie viel zu ernst, viel zu moralgetrieben, und genau das gefällt mir an ihr. Im Flur bleibt sie vor einem großen Plakat an der Wand stehen, mit dem Tate-Logo am unteren Rand und der Botschaft SCHEITERN IST DER EINZIGE WEG ZUM ERFOLG ™ . Nachdem sie sich vergewissert hat, dass wir im Flur allein sind, sieht sie mich eindringlich an.
«An Ihrer Stelle würde ich jetzt verschwinden und von zu Hause aus weiterarbeiten oder sonst was, ehe Ihre Freundin vom Arzt zurückkommt. Barry und ich werden mit ihr reden, und morgen regeln wir alles Weitere. Sollte sich ein Problem ergeben, rufe ich Sie an.»
«Sie werfen mich raus?», frage ich.
«Ganz genau.»
«Bin ich suspendiert oder so? Auf Bewährung und alles ist geheim geheim?»
«Ja, es ist inoffiziell», bestätigt sie. Und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: «Das war Barrys
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