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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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die durch Goldman Sachs noch verschlimmert werden. Und das ist genau der Schuppen, bei dem ihr Vater fünfundzwanzig Jahre lang richtig dicke Kohle gemacht hat.
    «Seht ihr das Auto da draußen?», frage ich sie, während ich durch das leicht milchige Fenster – soll nach französischem Café aussehen – auf Seths Range Rover zeige. «Ich überlege gerade, ob ich es meinem Freund hier abkaufen soll, und was ich gern wissen würde, wenn ihr ihn euch so anseht, nur dem ersten Eindruck nach: Würdet ihr diesem Mann einen Gebrauchtwagen abkaufen?»
    Jetzt sind die Mädchen bei mir, weil eine konkrete Anschaffung stattfindet, Shopping auf hohem Niveau, aber zugleich ist das nur ein rasches kleines Nichts ohne Folgen. Es ist das kommunikative Gegenstück zu einer App. Seth badet förmlich in der Aufmerksamkeit, sie mustern ihn jetzt von oben bis unten, und er gibt sich alle Mühe, vertrauenswürdig auszusehen. Das Problem ist nur, er zieht sich an wie ein Scheiß-Obdachloser aus den Neunzigern, mit seinem abgewetzten Kapuzenshirt und Baggy Pants, in welchem Jahrhundert leben wir bitte, und er hat seine Dreadlocks hinten zusammengebunden und einfach einen Schal drübergewickelt. Beide Mädchen schütteln den Kopf und sagen, «Nein, ich glaube eher nicht!», mehr im Scherz irgendwie, aber auch, weil sie es ernst meinen. Nachdem ich ihnen erzähle, dass es zu spät ist, dass ich den Scheck schon ausgestellt habe, machen sie irgendeine Bemerkung von wegen, ich könnte ja immer noch per SMS den Scheck sperren lassen, und nein, sie wollen keine Spritztour mit uns in die Lower East Side machen oder einen Abstecher zu Dressler auf eine Portion
Moules-frites
. Sie sind später noch mit Freunden verabredet, wirklich sehr lieb, aber danke.
    Den restlichen Abend über trinken Seth und ich, essen Chorizo von einem knorrigen Holzbrett, ziehen die eine oder andere Line auf der Toilette, und nachdem Stoffbeutel und ihre Freundin gegangen sind, muss ich mit ansehen, wie der Yoga-Guru es praktisch noch bei jedem anderen Mädel in der Bar versucht, aber jedes Mal abblitzt. Er hat wirklich so gar keinen Stil, oder vielmehr, sein Stil ist total Old School, ein Zwischending aus weißem Rapper und verkifftem Ökofreak. Es ist wirklich ekelhaft, ihm zusehen zu müssen, er sieht aus wie ein New-Age-Spinner, den es von dem verregneten Scheiß-Burning-Man-Wüstenevent hierherverschlagen hat. Also sitze ich da, lenke mich mit meinem iPhone ab und sehe nur ab und zu hin, während sich ein Mädel nach dem anderen nach ein paar Sätzen höflich wieder abwendet. Schließlich kann ich das Trauerspiel nicht mehr ertragen, es ist zu deprimierend, und ich sage zu ihm, komm, lass uns abhauen. Ich muss diesem Elend ein Ende setzen, diesem Elend um mich herum, dem Elend perfekt gestylter junger Frauen, die auf Kosten ihrer globalisierten Daddys mit ihren falschen Kreditgeschäften leben, dem Elend, dass das hier überhaupt nicht als Elend erkannt wird, weil alle meinen, dass Elend immer nur anderswo herrscht.
Ailleurs
, wie Baudelaire sagen würde, wenn er jetzt hier wäre, und in gewisser Weise ist er das ja, immer. Ich frage mich, ob er auf seine Schöpfung, auf diese Fake-Boheme, mit Stolz oder mit Verachtung hinabschaut, und ob er wohl Tantiemen bekommt.
    Draußen auf der Straße sage ich, dass ich viel zu betrunken bin, um noch fahren zu können, und es stimmt ja auch, obwohl ich schon in viel schlimmerer Verfassung Auto gefahren bin. Seth findet, wir sollten den Wagen hier stehen lassen, uns ein Taxi nehmen und ihn dann morgen früh abholen. Ich überzeuge ihn davon, dass das wegen der blöden Parkvorschriften mit dem Seitenwechsel eine schlechte Idee ist, und er kann mich doch problemlos nach Hause fahren, es ist ja nicht weit, stell dich nicht so an. Wir steigen ein, und Seth stochert ewig mit dem Schlüssel herum, ohne das Zündschloss zu treffen, weil er noch besoffener ist als ich. Ich tue so, als wäre ich scheißwütend auf ihn, und ich steige aus und laufe die Wythe Avenue entlang. Da höre ich, wie der Wagen anspringt, und schon hat er neben mir haltgemacht.
    «Steig ein», sagt er, «du bist jetzt meine Schlampe», was absolut keinen Sinn ergibt. Ich steige wortlos ein, und er schafft es, mich unversehrt nach Hause zu bringen, in einem Rutsch, über alle roten Ampeln hinweg. Wir reden nicht, während er im Schneckentempo dahinschleicht, bis er vor dem Krave anhält und den Motor abstellt.
    «Was machst du denn?», frage ich.
    «Es ist jetzt

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