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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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dass der Artikel in der ganzen Gagasphäre herumgeschickt wird. Da wir noch nicht mal sechs Uhr haben, wird er sich noch nicht darum kümmern können, aber vielleicht erfahre ich, wer dämlich oder genial genug war, das hier zu schreiben, ehe ich in den Flieger nach L. A. steige.
    Am besten schlafe ich noch etwas. Ich fliege nicht besonders gern, zumal, wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich schon zum Frühstück in aller Öffentlichkeit Alkohol trinke, aber damit werde ich wohl leben müssen, weil mein Flugzeug schon um neun startet. Als ich gerade den iMac herunterfahren will, klingelt das Telefon. Es ist Tan, der über sein Handy anruft.
    «Du bist aber früh auf», sage ich.
    «Bin gerade online», sagt er. «Multiplayer-Rollenspiel mit ein paar Arschlöchern in Tokio, Kenji Do Brian Joey Rat und noch einer, er heißt er heißt er heißt …» Tan hängt fest wie eine staubige CD , und ich muss ihm einen Schubs geben.
    «Tan», sage ich, «ich höre dich kaum noch.»
    «Hören Sie mich jetzt?», sagt er. «Diese durchgeknallten japanischen Scheißkerle halten mich die ganze Nacht wach mit ihrer anderen Zeitzone, die sind total durchgeknallt, die Scheißkerle!»
    «Cool», sage ich. «Jetzt höre ich dich wieder.»
    «Ich habe Ihre Mail gekriegt, das ist keiner von unseren, unsere sind alle ‹Punkt  93 er›», sagt er.
    «Und das heißt?»
    «Das heißt, kein Problem, ich fahr schnell meinen Laptop hoch und logge mich auf den Admin-Server ein, dann sehe ich, ob ich lokalisieren kann.»
    Ich sitze da, während er macht, was er angekündigt hat. Ich erkläre ihm, dass jemand von dem betreffenden Rechner aus etwas im Internet gepostet hat, was für die Agentur potenziell rufschädigend sei, und ich wissen will, wer dahintersteckt. Er sagt, «O ja, das ist nicht gut!», und dann kann ich hören, wie er auf der Tastatur herumklappert, und ich höre, wie er die Ziffern pausenlos wiederholt, als wollte er sie auswendig lernen.
    « 191  Punkt 126  Punkt 92  Punkt 420 … 191  Punkt 126  Punkt 92  Punkt 420 », sagt er drei- oder viermal. Dann verstummt er plötzlich, sagt, «Hm.»
    «Was soll das heißen, ‹Hm›?»
    «Das heißt, nicht Ihre IP .»
    «Nein, natürlich nicht», sage ich.
    «Wo haben Sie die her?»
    Ich kann es ihm wohl ebenso gut verraten. «Wikipedia.»
    «Dachte ich mir schon», sagt er.
    «Jemand hat dort was gepostet, und ich will wissen, wer.»
    «Zwei Möglichkeiten», sagt er.
    «Und die wären?»
    «Erstens, Ihr Heim- PC , ohne feste IP , könnte die Iteration sein.»
    «Und das heißt?»
    «Das heißt, Sie waren es selbst?»
    «Das geht ja gar nicht», sage ich. «Das geht ja gar nicht.»
    «Okay, dann zweitens, keine Ahnung.»
    «Was soll das heißen?»
    «Diese IP lässt sich nicht aufrufen, könnte anonymisiert sein, und es gibt zwei hoch zweiunddreißig unterschiedliche IP -Adressen auf der Welt», erklärt er.
    «Sind das viele?», frage ich.
    Nach einer kurzen Pause sagt er: « 4294967296 .»
    «Okay», sage ich. «Das sind viele.»
    «Ja, das sind viele. Könnte jeder sein, überall, lässt sich nicht feststellen.»
    «Lässt sich nicht feststellen», wiederhole ich.
    «Lässt sich nicht feststellen», sagt er. «Obwohl, die wahrscheinlichste Erklärung?»
    «Ich war es selbst.»
    «Sie waren es selbst.»
     
    Die nächsten knapp zwei Stunden verbringe ich mit Packen. Ich lege Sachen in meinen Rimowa-Topas-Alukoffer und nehme sie wieder heraus. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den Anzug von Varvatos mitnehmen soll, meine G-Star-Raw-Anzugsjacke mit den Augenknopflöchern und dem Gürtel samt der dazu passenden Hose von Hugo oder lieber doch nur den Anzug von Tom Ford, oder alles zusammen, was zu unentschlossen wirkt. Ich lege die Anzüge Stück für Stück in den Rollkoffer und nehme sie Stück für Stück wieder heraus, und das mache ich eine ganze Weile, während ich überlege, wie die Praktikantin in meine Wohnung gelangt ist und den Wikipedia-Artikel posten konnte, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe. Tatsächlich sind sogar zwei Fragen noch unbeantwortet: erstens, wann sie das gemacht hat, und zweitens, wie sie all diese Informationen über mich zusammenstoppeln konnte. Die grobe Jobinfo kann sie aus diversen Artikeln in AdWeek oder AdAge haben. Aber woher sie weiß, dass die Idee zu «Saviour» von Veronica stammt, oder dass ich sie nach der Geburt ihres Babys beim leitenden W&K-Management schlechtgemacht habe, oder dass ich nur zwanzig, genau zwanzig

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