Der große Blowjob (German Edition)
Wohnung gelassen hat?
«Gestern davor.»
Die Limousine, die mich auf dem Grand Central Parkway zum JFK bringt, fährt auf den Jackie Robinson Parkway auf. Der donnert durch die Überreste eines Waldes, in dem die ersten Tarzan-Stummfilme gedreht worden sind, ehe die Filmindustrie an die Westküste abgewandert ist. Selbstverständlich kann ich mich nicht daran erinnern, meinen Schlüssel in der Wohnung vergessen zu haben und von Janusz hineingelassen worden zu sein. Weil das nie passiert ist. Andererseits, vor zwei Tagen habe ich die Praktikantin das letzte Mal gesehen, vielleicht war das, als wir nach der Bar besoffen hier reingestolpert sind, das war die Nacht, als sie sich den Kopf am Türrahmen gestoßen hat. Ich kann mir fast vorstellen, dass ich mich nicht mehr daran erinnern würde, dass Janusz uns aufschließen musste, weil wir so hackedicht waren. Und in dem Computerprotokoll steht natürlich nichts davon, dass wir zu zweit waren. Mit «gestern davor» meint er doch wohl vor zwei Tagen, oder? Es ergibt keinen Sinn. Kann sein, dass ich sie dabeihatte, aber zumindest hätte ich mich daran erinnert, wie peinlich es mir war, unter dem richtenden Blick eines Polen oder Ecuadorianers, oder wer sonst in jener Nacht für Superior Management am Empfang saß, einen Teenager zu mir nach Hause abzuschleppen. Und was ist überhaupt mit Janusz’ Verschwinden? Warum hat er gekündigt und ist in sein Heimatland zurückgekehrt? Vielleicht erinnere ich mich nur nicht daran, von ihm in meine Wohnung gelassen worden zu sein, weil er mich tatsächlich nie reingelassen hat. Er hat jemand anderes reingelassen, ein Mädchen vielleicht, das ein bisschen wie eine gephotoshoppte Chantal Goya aussieht und ihm für den Gefallen bestimmt ihrerseits gefällig war. Und dann hat sie auch bei ihm so eine irre Nummer abgezogen, dass er von Superior Management als nicht länger tragbar eingestuft und entlassen wurde. Da hat er beschlossen, aus der Stadt zu verschwinden. Möglich ist auch, wenn nicht sogar sehr viel wahrscheinlicher, dass ich niemals je erfahren werde, wie es gemacht wurde und von wem genau. Mit diesem Wissen kommen wir am Terminal an, ich quittiere dem Chauffeur die Fahrt und gehe rein.
2.16
Das Einchecken am Flughafen verläuft superglatt, wie fast immer in der ersten Klasse, und ich warte am Gate und tue so, als würde ich auf mein iPhone schauen. Ich starre aber in Wirklichkeit auf die Beule vorne in meiner Hose, von dem Dauerständer wegen der Medikamente. Barry, das muss ich zugeben, ist nicht blöd; er checkt, was Sache ist, um Barry muss ich mir keine Sorgen machen. Es hat ein Problem gegeben, ein Problem mit dem Jungen, erzählt Barry seinem alten Boss, der in Boca Raton lebt, am Telefon. Das Arschloch kann einfach seinen Schwanz nicht in der Hose behalten, also musste ich, Barry, die Sache regeln, ich musste ihn mir vorknöpfen, musste ihm erklären, wie er seine eigenen Ungenauigkeiten in den Griff bekommt, nein, falsches Wort, seine eigenen, wie sagt man noch, Unzulänglichkeiten, nein, seine Unpässlichkeiten, ach, scheiß drauf, wie ist das Büfett im Club?
Da ich Durst habe, merke ich, dass ich mich in die First Class Lounge hätte setzen sollen, aber das habe ich nicht getan, ich hasse diese Lounges, keine Ahnung warum, mit Ausnahme des Virgin Clubhouse, also gehe ich zum Food Court. Dort gibt es einen McDonald’s, einen Chipotle Mexican Grill, einen Sakkio Japan, eine California Pizza Kitchen, ein P. F. Chang’s China Bistro, ein Boston Chowda, eine Cold Stone Creamery, einen Dunkin’ Donuts und einen Flamers Burger Express. Ich entscheide mich wegen der kurzen Warteschlange für die California Pizza Kitchen, aber als ich hinkomme, mogelt sich noch eine Familie vor mich, wodurch diese Entscheidung hinfällig wird, also steuere ich stattdessen den Dunkin’-Donuts-Bereich an, wo ein großes offenes Kühlregal voller Getränke steht. Ich stelle mich davor und suche mir etwas aus. Als ich gerade nach einem Smartwater greifen will, weist mich so ein Typ darauf hin, dass die Flaschen in der unteren Reihe warm sind, sie wurden eben erst eingeräumt, und der Junge hat sich nicht mal die Mühe gemacht, sie nach hinten zu stellen, wo sie erst kühlen könnten, er hat sie einfach vorne eingeräumt, aber die Flaschen ganz oben, auf der rechten Seite, sind richtig kalt, hier, sagt er, fühlen Sie mal, und er nimmt ein Smartwater aus dem obersten Fach und reicht es mir. Ich nehme die Flasche von ihm in Empfang,
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