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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Stimme hinter ihnen, »ihr seid ja ein paar junge, rüstige Gesellen.«
    Als sie sich umsahen, woher die Worte kämen, erblickten sie eine schöne Frau; sie stand auf einer Kugel, und diese rollte mit ihr rasch nach dem Schlosse zu, an ihnen vorbei. »Die hat’s gut«, sprach der Faule, »die braucht kein Bein zu rühren und kommt doch vorwärts«, und damit setzte er sich ins Gras nieder. Der Fleißige aber bedachte sich nicht lange, lief ihr nach, ergriff sie an dem Zipfel ihres weiten Mantels und sprach: »Wer bist du?«
    Â»Das Glück«, antwortete die Frau, »und jenes Schloss ist mein. Kommt mir nach! Und seid ihr vor Mitternacht da, so will ich euch freundlich aufnehmen. Kommt ihr aber nur eine Sekunde nach Mitternacht, so ist für euch mein Haus verschlossen!«
    Bei diesen Worten entzog sie ihren Mantel der Hand des Gesellen und rollte so rasch dahin, dass sie bald seinen Blicken entschwunden war.
    Der Gesell kehrte zu seinem Kameraden zurück, erzählte ihm, was ihm begegnet, und sagte: »Ich geh hin. Kommst du mit?« Der aber sprach: »Bist du toll? Ja, wenn ein Pferd hier wäre und mich hinbrächte!«
    Â»Ade!«, rief der andere und trat seine Reise an.
    Der Faule dachte: »Lauf du nur immer zu; der Zufall ist schon manchem im Schlafe günstig gewesen, vielleicht ist er’s mir heute auch einmal.« Damit legte er sich auf den Bauch und blinzelte behaglich, aber doch etwas sehnsüchtig nach dem flimmernden Schlosse hin.
    Plötzlich fühlte er um seine Ohren etwas Warmes schnuppern, und als er sich langsam umwandte, siehe, da stand ein hübsches, munteres Pferdchen da, das war glänzend weiß, schüttelte die Mähne und wieherte lustig in die frische Morgenluft hinaus.
    Â»Hab ich’s nicht gleich gesagt!«, rief der Geselle, »wer nur dem Zufall vertraut! Komm her, mein Tier, wir wollen gute Freunde sein!« Mit diesen Worten hob er sich ruhig in den Sattel, und wie der Wind flog das Tier mit ihm auf und davon. Bald holte er seinen Kameraden ein. »Viele Grüße an Schusters Rappen von meinem Schimmel!«, rief er ihm im Vorbeijagen zu. Der aber ließ sich nicht stören, sondern schritt rüstig und sicher seine Straße vor sich hin.
    Auf einer buschigen Anhöhe machte der Schimmel mit seinem Reiter um Mittag plötzlich halt. »Recht so«, sprach dieser, »du bist ein ganz gescheites Tier. Eile mit Weile, das ist die wahre Weisheit. Das Schloss da läuft uns nicht fort, aber der Appetit, wenn man sich überhungert.«
    Nun stieg er vom Pferde, suchte einen weichen, schattigen Abhang neben einem bequemen Steine, ließ sich ins Moos nieder, stemmte die Beine gegen einen Baumstamm und hielt sein Mittagsbrot, denn glücklicherweise befand sich Brot und Wurst in seinen Taschen und ein guter Schluck in seiner Korbflasche. Und als der Magen gefüllt war und ihn der Schlaf überkam, folgte er dieser süßen Lockung, streckte alle Viere von sich und schlief ruhig ein.
    Das war ein Schlaf! So schöne Träume hatte er noch nie gehabt. Ihm träumte, er sei schon im Schlosse, läge auf seidenen Polstern, und was er nur wünsche, komme ihm von allen Seiten zugeflogen, ohne dass er auch nur den kleinsten Finger zu rühren brauche. Zuletzt war es ihm, als würde ein großes Feuerwerk abgebrannt, und die schönste Musik spielte dazu das Lied: »Frischer Mut, leichtes Blut, ist des rüst’gen Wand’rers Gut.« Da wachte er auf.
    Er rieb sich die Augen. Nun sah er, dass die Sonne hinter dem Schlosse soeben unterging und ihm noch den allerletzten Strahl in die Augen warf. Aus dem Tale vor ihm aber schallte die Stimme des Kameraden herauf, der sang das Lied, das ihm soeben in den Ohren geklungen hatte, und schritt, ohne sich umzusehen, vorwärts. »Ei der Tausend!«, rief der Faule. »Nun aber ist’s denn doch Zeit, aufzubrechen. Schimmel, wo bist du?«
    Ja, da war kein Pferd in weiter Runde mehr zu sehen, wohl aber weidete oben auf der Anhöhe ein alter, grauer Esel. Der Geselle rief, er lockte, er pfiff, aber nichts da! Das Pferd blieb fort, und der Esel kam nicht herbei. So musste er sich denn doch entschließen, zum Grauen hinzugehen und ihn zu besteigen.
    Der ließ sich’s auch ruhig gefallen und trabte gemächlich mit ihm vorwärts; freilich sein Schimmel war’s nicht, der ging rascher, und, was das Schönste war, viel

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