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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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der Schiffshauptmann dachte auch nicht daran, ihn darum zu fragen.
    Als der Junge gleich nachher allein auf dem Verdeck stand, ging der Hauptmann zu ihm und stieß ihn ins Meer und dachte nicht daran, wie viel Sorge und Mühe er Vater und Mutter gemacht hatte und wie die blinde Großmutter auf seine Rückkehr hoffte; daran gedachte er nicht, sondern stieß ihn ins Meer und sagte, er sei verunglückt, und meinte, damit sei alles abgetan! Hierauf ging er in seine Kajüte, und da es eben an Salz fehlte, sagte er zu der kleinen Mühle:
    Â»Mühle, Mühle, mahle mir
    Weiße Salzkörner gleich allhier!«
    Da mahlte sie lauter weiße Salzkörner. Als aber der Napf voll war, sprach der Schiffshauptmann: »Nun ist’s genug!«, doch sie mahlte immerzu, und er mochte sagen, was er wollte, sie mahlte immerzu, bis die ganze Kajüte voll war. Da fasste er die Mühle an, um sie über Bord zu werfen, erhielt aber einen solchen Schlag, dass er wie betäubt zu Boden fiel. Und sie mahlte immerzu, bis das ganze Schiff voll war und zu sinken begann, und ist nie größere Not auf einem Schiffe gewesen. Zuletzt fasste der Schiffshauptmann sein gutes Schwert und hieb die Mühle in lauter kleine Stücke; aber siehe! aus jedem kleinen Stück wurde eine kleine Mühle, gerade wie die alte gewesen war, und alle Mühlen mahlten lauter weiße Salzkörner. Da war’s bald ums Schiff geschehen: Es sank unter mit Mann und Maus und allen Mühlen. Diese aber mahlen unten am Grunde noch immerzu lauter weiße Salzkörner, und wenn du ihnen nun auch den rechten Spruch zuriefest, sie stehen so tief, dass sie es nicht hören würden. Siehe, davon ist das Meerwasser so salzig.

Der Freischütz
    Es war einmal ein Bauernsohn, ein wilder Bursche, der ließ sich zu keiner Arbeit bringen, weder durch Bitten noch durch Drohungen, und den ganzen ausgeschlagenen Tag musste er auf dem Felde herumstreichen. Seine Eltern verzogen ihn etwas und hielten ihn zu nichts ernstlich an. Als er daher erwachsen war, lief er heimlich davon und ergab sich der Jägerei, um ganz seiner Lust zu leben. Er verheiratete sich endlich, erhielt ein kleines Gewese mitten in einem Walde in Besitz, ein bisschen Land war auch dabei, und davon, besonders aber durch seine Jägerei, ernährte er die Seinigen. Es ging ihnen nur kümmerlich und oft hatten sie nicht das liebe Brot im Hause, denn die Jagd gibt nur einen unsicheren Verdienst, ihr Land aber bestellten sie nachlässig.
    Einmal war er nun frühmorgens auch auf die Jagd gegangen und abends hatte er noch nichts geschossen. Missmutig und verstimmt begab er sich wieder auf den Weg nach Hause; da erblickte er, wie er einmal aufsah, in einiger Entfernung vor ihm einen Fremden, der auch auf der Jagd gewesen sein musste, denn er trug Büchse und Jagdtasche. Der Jäger verdoppelte seine Schritte, um ihn einzuholen; aber es war sonderbar, so sehr er auch eilen mochte, so blieb der Fremde doch immer gleich weit von ihm entfernt, obgleich er ganz seinen ruhigen Gang behielt. Der Jäger legte endlich den Zeigefinger in den Mund und pfiff nach Jägerart: Der helle, schrillende Ton drang weithin durch die Nacht, ein paar Raben wurden aus den alten Bäumen, die in der Nähe standen, aufgeschreckt und erfüllten mit unheimlichem Gekrächze die Luft, aber der Fremde schien nichts gehört zu haben, sondern ging ohne sich umzusehen weiter. Als er aber einen Kreuzweg erreichte, stand er mit einem Male stille und wandte sich um gegen den Jäger.
    Er war ein hübscher junger Mann und grüßte freundlich. Der Jäger erwiderte den Gruß und bemerkte sogleich, wie des Fremden Jagdtasche überaus wohlgefüllt war. Seine erste Frage war natürlich, wie er zu all dem Reichtum käme, da ihm selber keine Mühe und Geschicklichkeit in letzter Zeit etwas gefruchtet hätten. Der Fremde antwortete, dass er sich im Besitze eines großen Geheimnisses befinde, das mache aber, dass sein Visier niemals trüge und seine Kugel nie fehle. Darauf tat er, als wollte er gleich abbiegen, aber der Jäger ward nur noch begieriger, hielt ihn zurück und bat ihn um Mitteilung des Geheimnisses, er wollte es ihm auch so danken, wie er nur immer könne. Der Fremde sprach: »Ich verlange weiter keinen Dank von dir als die Erfüllung einer Bedingung. Wenn du mir nämlich mit einem Eide versprechen willst, mein Geheimnis keinem dritten zu

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