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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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trieb der Hirt die Reifen los, Einochs stieß den Deckel ab und sprang aus dem Fass wie das Küchlein aus dem Ei. Der Hirt setzte sich geschwind hinein, Einochs legte den Deckel auf, trieb die Reifen an und führte die Herde pfeifend des Weges.
    Der Schulze, der Vorsteher und der Geschworene hatten das geschenkte Geld in kühlem Weine verzecht und machten sich nun auf, Einochs ins Meer zu werfen. Richtig stand das Fass noch, wo sie es abgesetzt hatten. Als sie herbeikamen und das Fass auf die Schultern luden, schrie der da drinnen: »Ich will ja Schulze werden! Ich will ja Schulze werden!« – »Wir wollen dich beschulzen«, sprach der Schulze zornig, »du musst des Todes sterben!« Der da drinnen hörte aber nicht auf zu toben und zu schreien, sodass der Vorsteher und der Geschworene meinten, Einochs sei vom Teufel besessen, und an zu laufen fingen, um ihn desto rascher ins Meer zu werfen. Nun waren sie am felsigen Ufer. Der Schulze stemmte sich rückwärts, der Geschworene, der hinten trug, kippte das Fass über, der Vorsteher half nach, und plump lag das Fass mit dem Manne im Meere. »Der betrügt uns nicht wieder«, sagte der Geschworene. »Er soll uns mit keiner Wunderpfeife mehr äffen«, meinte der Vorsteher. »Und Schulze wollte er gar noch werden«, sprach der Schulze. »Vor dem sind wir sicher«, riefen sie alle drei und kehrten zufrieden ins Dorf zurück.
    Nach einigen Tagen schrien die Kinder im Dorfe: »Einochs kommt! Einochs ist wieder da!« Langsam, den Stab auf der Schulter, die Weidenflöte blasend, trieb Einochs die Schweineherde vor sich her ins Dorf. Der Schulze steckte den Kopf zum Fenster heraus, der Vorsteher legte sich auf die Halbetür, und der Geschworene trat auf die Schwelle. Alle trauten sie ihren Augen nicht, als sie Einochs sahen, wie er leibte und lebte. Der aber trieb langsam mit gesenkten Augen durch das Dorf auf sein Haus zu. Alsbald rannten der Schulze, der Vorsteher und der Geschworene ihm nach. Als sie ihn erreicht hatten, fragte der Schulze: »Bist du nicht im Meer ertrunken, Einochs? Wie kommst du wieder her und wem gehören die Schweine?« – »Wohl bin ich ertrunken und gestorben«, sagte Einochs demütig; »aber die große Liebe zu meiner Frau ließ mir keine Ruhe im Meere. Da ist es herrlich und schön; auf feuchten Weiden wimmelt es von prächtigen Schweinen, und jeder, der im Meer ertrinkt, darf sich wählen, soviel er will, und heimkehren, wann er will. Aber es ist so schön da, dass niemand heim will, der einmal die Herrlichkeit mit Augen geschaut. Da ist kein Hungern und Dürsten und kein Streit und keine Mühsal. Im stillen Frieden gehen die Menschen einher, und überall ist Ruhe und Liebe. Ich bin gekommen, mein Weib zu holen, der es dort besser werden soll als hier.« – »Sind dort im Meere«, fragte der Schulze, »auch Schweine für uns?« – »Für euch und alle«, sprach Einochs liebreich; »der Fülle ist kein Ende und des Reichtums kein Abgang.« – »Und wo sind die größten und fettesten?«, fragte der Vorsteher. »Da, wo die Felsen des Ufers am höchsten und die Fluten des Meeres am tiefsten sind«, sagte Einochs. »Aber werden wir auch aufgenommen?«, fragte der Geschworene. »Alle sind willkommen auf der Trift am Grunde des Meers«, sagte Einochs, »ihr aber vor allen; denn ich habe gesprochen von euch, wie man von euch sprechen soll nach Fug und Recht.« – »Wohlan denn«, sagten der Schulze, der Vorsteher und der Geschworene, und alle drei machten sich auf zum Ufer und sprangen, wo die Felsen am höchsten, ins Meer, wo es am tiefsten war.
    Einochs nahm seine Weidenflöte, ging in des Schulzen, des Vorstehers und des Geschworenen Haus, blies ein sanftes Stücklein an den Leichen der Frauen, und alle drei richteten sich lebendig wieder auf und waren jünger und schöner, als sie vorher gewesen. Der Schulze, der Vorsteher und der Geschworne hatten die Kunst zu blasen wohl verstanden, nur nicht recht. Einochs aber verstand die Kunst aus dem Grunde.

Vom dicken fetten Pfannekuchen
    Es waren einmal drei alte Weiber, welche gern einen Pfannekuchen essen wollten; da gab die erste ein Ei dazu her, die zweite Milch und die dritte Fett und Mehl. Als der dicke fette Pfannekuchen fertig war, richtete er sich in der Pfanne in die Höhe und lief den drei alten Weibern weg und lief immerzu

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