Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
Zeit legte die Frau sich aufs Bett und sagte wieder, sie sei krank. Sie rief ihren Sohn zu sich und sprach: »Ich habe wieder einen Traum gehabt, dass wenn ich ein paar von den Äpfeln essen könnte, die in dem Garten der drei Riesen wachsen, ich wieder gesund werden würde; sonst, fühle ich, muss ich sterben.« Hans sagte: »Liebe Mutter, weil dir so große Not drum ist, so will ich wohl zu den Riesen gehen und dir ein paar Äpfel holen.« Er nahm nun einen Sack und machte sich sogleich auf den Weg und die Löwen sprangen alle hinter ihm drein; die böse Mutter aber dachte, dass er diesmal ganz gewiss nicht wiederkommen würde.
    Hans ging geradewegs in den Garten und pflückte seinen Sack voll Äpfel; und als er das getan, aß er selber auch einige; aber danach verfiel er sogleich in einen tiefen Schlaf und sank unter dem Baume nieder. Das kam allein von den Äpfeln, die diese Kraft hatten. Wären nun nicht die treuen Löwen bei ihm gewesen, so wäre es wohl um ihn geschehen. Denn sogleich stürmte ein großer Riese durch den Garten daher und rief: »Wer hat hier unsere Äpfel gestohlen?« Hans schlief noch und antwortete nicht. Als ihn aber der Riese sah, lief er zornig auf ihn zu und wollte ihm den Rest geben, aber da sprangen die Löwen auf, fielen den Riesen an und in kurzer Zeit hatten sie ihn zerrissen. Nun kam gleich der zweite Riese und rief auch: »Wer hat hier unsere Äpfel gestohlen?«, und da er auf Hans los wollte, sprangen die Löwen auch auf ihn ein und zerrissen ihn. Danach kam der dritte Riese und rief: »Wer stiehlt hier unsre Äpfel?« Hans schlief noch immer, aber die Löwen packten auch diesen Riesen und machten auch ihn tot. Nun schlug Hans die Augen auf und ging im Garten umher. Da kam er bald in die Nähe des Schlosses, wo die Riesen gewohnt hatten, und nun hörte er, wie aus einer tiefen Kellerkammer eine klägliche Stimme hervorkam. Hans stieg hinab; da fand er da eine wunderschöne Prinzessin, die hatten die Riesen ihrem Vater geraubt und hier eingesperrt und mit dicken eisernen Ketten angeschlossen. Hans aber fasste kaum die Ketten an, so sprangen sie entzwei, und er führte die schöne Prinzessin hinauf in die prächtigsten Zimmer des Schlosses. Da sollte sie sich erquicken und so lange warten, bis er wiederkäme. Sie aber bat ihn, sie zu begleiten an ihres Vaters Hof. Aber Hans sagte: »Wir können es hier erst noch aushalten; jetzt muss ich hin und meiner Mutter die Äpfel bringen, denn die ist sterbenskrank.« Hans ließ also die Prinzessin auf dem Schlosse, nahm seinen Sack mit den Äpfeln und ging nach der Höhle zurück zu seiner Mutter. Als die ihn kommen sah, wollte sie sich fast totwundern, dass ihm nichts geschehen sei und er die Äpfel brächte; sie fragte gleich, wie er doch alles habe durchmachen können. »Ja, liebe Mutter«, sagte er, »seit ich das blaue Band trage, das ich nicht mitnehmen sollte, seit der Zeit bin ich so stark, dass niemand mir was anhaben kann; diesmal haben meine Löwen alle die Riesen totgemacht. Nun aber sollt ihr mit mir kommen und diese alte Höhle verlassen. Wir wollen jetzt auf dem Schlosse in Herrlichkeit und Freuden leben; ich habe da auch eine wunderschöne Prinzessin gefunden, die soll noch bei uns bleiben.« Die Mutter und der Riese zogen nun mit Hans auf das Schloss; aber als sie alle die Herrlichkeit gewahr wurden und sahen, wie schön die Prinzessin war, da gönnten sie Hans sein Glück noch weniger als früher. Die Mutter lauerte nur immer auf eine Gelegenheit, Hans beizukommen. Denn nun wusste sie ja, woher er seine Kraft hatte.
    Als daher eines Tages Hans in seinem Zimmer auf dem Bett lag, sich zu ruhen, und sein Band hing auf einem Nagel an der Wand über ihm, so schlich sie sich leise herein und stach ihm, ehe er erwachte, beide Augen aus; dann nahm sie ihm das Band, und da Hans nun blind und hilflos war, stieß sie ihn zum Schlosse hinaus und sagte, von nun an wolle sie allein darin Herr sein. Der arme Hans wäre bald verschmachtet, wenn nicht die treuen Löwen die Prinzessin zu ihm geführt hätten. Die zog nun mit ihm fort und führte ihn; denn sie wollte ihres Vaters Reich aufsuchen und hoffte da Heilung für ihren Retter zu finden.
    Aber der Weg war weit und lange irrten sie umher. Endlich aber kamen sie in die Nähe der Stadt, wo der Vater der Prinzessin wohnte. Da sah die Prinzessin

Weitere Kostenlose Bücher