Der große deutsche Märchenschatz
und lief kanntapper, kanntapper in den Wald hinein. Da begegnete ihm ein Häschen und rief: »Dicke fette Pannekauken, blief stahn, eck will di fräten!« Der Pfannekuchen antwortete: »Eck bin drei olen Wiebern entlopen un schölle di Häschen Wippsteert nich entlopen?«, und lief kanntapper, kanntapper in den Wald hinein. Da kam ein Wolf herangelaufen und rief: »Dicke fette Pannekauken, blief stahn, eck will di fräten!« Der Pfannekuchen antwortete: »Eck bin drei olen Wiebern entlopen, Häschen Wippsteert und schölle di Wulf Dicksteert nich entlopen?«, und lief kanntapper, kanntapper in den Wald hinein. Da kam eine Ziege herzugehüpft und rief: »Dicke fette Pannekauken, blief stahn, eck will di fräten!« Der Pfannekuchen antwortete: »Eck bin drei olen Wiebern entlopen, Häschen Wippsteert, Wulf Dicksteert und schölle di Zicke Langbart nich entlopen?«, und lief kanntapper, kanntapper in den Wald hinein. Da kam ein Pferd herbeigesprungen und rief: »Dicke fette Pannekauken, blief stahn, eck will di fräten!« Der Pfannekuchen antwortete: »Eck bin drei olen Wiebern entlopen, Häschen Wippsteert, Wulf Dicksteert, Zicke Langbart un schölle di Perd Plattfaut nich entlopen?«, und lief kanntapper, kanntapper in den Wald hinein. Da kam eine Sau dahergerannt und rief: »Dicke fette Pannekauken, blief stahn, eck will di fräten!« Der Pfannekuchen antwortete: »Eck bin drei olen Wiebern entlopen, Häschen Wippsteert, Wulf Dicksteert, Zicke Langbart, Perd Plattfaut un schölle di Su Haff nich entlopen?«, und lief kanntapper, kanntapper in den Wald hinein. Da kamen drei Kinder daher, die hatten keinen Vater und keine Mutter mehr und sprachen: »Lieber Pfannekuchen, bleib stehen! Wir haben noch nichts gegessen den ganzen Tag!« Da sprang der dicke fette Pfannekuchen den Kindern in den Korb und lieà sich von ihnen essen.
Warum das Meerwasser salzig ist
Es war einmal ein lieber, wackerer Knabe, der hatte weiter nichts auf Erden als eine blinde GroÃmutter und ein helles Gewissen. Als er nun aus der Schule war, wurde er Schiffsjunge und sollte seine erste Reise antreten. Da sah er, wie alle seine neuen Kameraden mit blankem Gelde spielten, und er hatte nichts, auch nicht den geringsten Mutterpfennig. Darüber war er traurig, und er klagte es der GroÃmutter. Sie besann sich erst ein wenig, dann humpelte sie in ihre Kammer, holte eine kleine alte Mühle heraus, schenkte sie dem Knaben und sprach: »Wenn du zu dieser Mühle sagst:
âºMühle, Mühle, mahle mir
Die und die Sachen gleich allhier!â¹,
so mahlt sie dir, was du begehrst; und wenn du sprichst:
âºMühle, Mühle, stehe still,
Weil ich nichts mehr haben will!â¹,
so hört sie auf zu mahlen. Sag aber nichts davon, sonst ist es dein Unglück!«
Der Junge bedankte sich, nahm Abschied und ging aufs Schiff. Als nun wieder die Kameraden mit ihrem blanken Gelde spielten, stellte er sich mit seiner Mühle in einen düsteren Winkel und sprach:
»Mühle, Mühle, mahle mir
Rote Dukaten gleich allhier!«
Da mahlte die Mühle lauter rote Dukaten, die fielen klingend in seine lederne Mütze. Und als die Mütze voll war, sprach er nur:
»Mühle, Mühle, stehe still,
Weil ich nichts mehr haben will!«
Da hörte sie auf zu mahlen. Nun war er von allen Kameraden der reichste; und wenn es ihnen an Speise fehlte, da der Schiffshauptmann sehr geizig war, sprach er nur:
»Mühle, Mühle, mahle mir
Frische Semmeln gleich allhier!«
So mahlte sie so lange, bis er das andere Wort sagte; und was er auch sonst noch begehrte, alles mahlte die kleine Mühle. Nun fragten ihn die Kameraden wohl oft, woher er die schönen Sachen bekomme; doch da er sagte, er dürfe es nicht sagen, drangen sie nicht weiter in ihn, zumal er alles ehrlich mit ihnen teilte.
Es dauerte aber nicht lange, da bekam der böse Schiffshauptmann Wind davon, und das war Wasser auf seine Mühle. Eines Abends rief er den Schiffsjungen in die Kajüte und sprach: »Hole deine Mühle und mahle mir frische Hühner!« Der Knabe ging und holte einen Korb voll frischer Hühner. Damit jedoch war der gottlose Mensch nicht zufrieden: Er schlug den armen Jungen so lange, bis dieser ihm die Mühle holte und ihm sagte, was er sprechen müsse, wenn sie mahlen solle; den andern Spruch aber, wenn sie aufhören solle, lehrte er ihn nicht, und
Weitere Kostenlose Bücher