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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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wer sie sei und was aus seinen Brüdern und ihren Bräuten geworden sei. Beide wurden sehr froh, dass sie sich gefunden hätten; sie setzte ihm Essen auf, und nachdem er sich erquickt, sprach er: »Nun sage mir, liebe Braut, wie errette ich meine Brüder?« Da erzählte sie ihm vom alten Manne, der sein Herz nicht in der Brust, sondern in einer weit entfernten Kirche habe. »Die Kirche«, sprach sie, »liegt in einer einsamen wüsten Gegend, sie ist wohl verwahrt mit dicken eisernen Türen, um die Kirche fließt ein großer tiefer Burggraben, in der Kirche aber fliegt ein Vogel, der hat das Herz des alten Mannes.« – »Ich will doch versuchen«, sagte der Bräutigam, »ob ich des Vogels nicht habhaft werden kann; freilich ist der Weg mir unbekannt und weit und die Kirche ist wohl verwahrt, aber mit Gottes Hilfe wird es mir gelingen.« – »Ja, das tu nur«, sagte das Mädchen, »suche den Vogel; denn solange der Vogel lebt, können deine Brüder nicht wieder frei werden; für diese Nacht aber musst du dich unter dem Bettgestell verstecken, damit der Alte dich nicht merkt; morgen kannst du weiterreisen.«
    Das tat er denn auch und kroch unter das Bett, sobald der alte Mann nach Hause kam; aber am andern Morgen, als er wieder ausgegangen, holte die Braut den Bräutigam aus dem Versteck hervor, gab ihm einen ganzen Korb voll Lebensmittel, und nach einem zärtlichen Abschied machte er sich auf den Weg. Als er nun eine ganze Weile gegangen war und ihn hungerte, setzte er sich nieder, stellte seinen Korb vor sich und machte ihn auf; indem er aber Fleisch und Brot hervorlangte, sprach er: »Wer nun Lust hat mitzuessen, der komme!«
    Alsbald kam da ein großer roter Ochse an und sprach: »Hast du gesagt, wer mit dir essen wolle, der solle nur kommen, so wollte ich nun gerne mitessen!« – »Jawohl, Kamerad«, antwortete der junge Bursche, »das habe ich gesagt und du sollst dein Teil erhalten.« Nun fingen sie an zu essen, und als sie satt waren, sprach der rote Ochse, indem er wieder gehen wollte: »Wenn du in Not bist und meiner Hilfe bedarfst, so kannst du deinen Wunsch nur aussprechen, dann komme ich und helfe dir.« Gleich darauf war er unter den Bäumen verschwunden, und der Bursche setzte seine Reise fort.
    Als er nun wieder eine weite Strecke gegangen war und ihn abermals hungerte, so setzte er sich nieder, öffnete den Korb und sprach wie früher: »Wer nun Lust hat mitzuessen, der komme!« Gleich kam aus dem Gebüsche ein großes wildes Schwein und sprach: »Du hast gesagt, wer mit dir essen wolle, der solle nur kommen; nun wollte ich gerne mitessen.« Der Bräutigam antwortete: »Das ist mir ganz recht, Kamerad, lang nur zu.« Nachdem sie aber gegessen hatten, so sprach auch das wilde Schwein: »Wenn du in Not bist und meiner Hilfe bedarfst, so sprich den Wunsch nur aus und ich will dir helfen.« Darauf verschwand es im Walde und der Bursche setzte seine Reise wieder fort.
    Als er nun am dritten Tage essen wollte und wieder sprach: »Wer nun Lust hat mit mir zu essen, der komme«, da rauschte es in den Gipfeln der Bäume und der Vogel Greif ließ sich nieder und setzte sich neben den Reisenden, indem er sprach: »Hast du das gesagt, wer mit dir essen wolle, der solle nur kommen, so wollte ich gerne mit dir essen.« – »Recht gerne«, antwortete der Bräutigam, »in Gesellschaft speisen ist angenehmer als ohne Gesellschaft, lange nur zu!« Nun fingen sie beide an zu essen. Als sie aber satt waren, sprach der Vogel Greif: »Wenn du in Not bist, kannst du mich nur rufen und ich will dir beistehen.« Darauf verschwand er in der Luft, und der Bräutigam setzte seinen Weg fort.
    Es dauerte aber nun nicht lange mehr, so konnte er die Kirche schon in der Ferne sehen; er verdoppelte seine Schritte und bald war er in ihrer Nähe. Aber da war ihm der Burggraben im Wege, der war ihm zu tief, um hindurchzuwaten, und schwimmen konnte er nicht. Da fiel ihm zum Glück der rote Ochse ein; der könnte dir jetzt helfen, dachte er, wenn er einen grünen Steig durch das Wasser tränke; wenn er doch hier wäre! Kaum hatte er das gesagt, so war der rote Ochse da, legte sich in die Knie und trank so lange, bis ein grüner trockener Steig durchs Wasser ging. Der junge Bursche ging nun durch den Graben und stand vor der Kirche; doch die hatte so starke eiserne Türen,

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