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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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einen blinden Hasen vor ihnen über den Weg laufen, und wie er an einen Bach kam, der vorüberfloss, tauchte er dreimal unter und lief sehend wieder fort. Da führte sie Hans an das Wasser, und wie er sich dreimal untertauchte, konnte auch er sehen wie vorher. Nun gingen sie voller Freuden in die Stadt, und als der alte König erfuhr, dass Hans seine Tochter befreit hätte, wollte er keinen andern Schwiegersohn haben als ihn, und die Prinzessin nahm auch keinen lieber zum Mann als gerade Hans. Als aber seine Mutter das erfuhr, dass Hans sein Gesicht wiederbekommen und die Prinzessin geheiratet hatte, ward sie vor Ärger plötzlich krank, und diesmal war’s ernst und sie musste dran. Bald darauf starb auch der Riese. Als man nun unter ihrem Kopfkissen nachsah, fand man da das blaue Band wieder, und Hans trug es von nun an sein Leben lang und legte es niemals ab. Er folgte später seinem Schwiegervater in der Regierung und war als König weit und breit von allen Feinden sehr gefürchtet als ein rechter Schutz seines Landes.

Vom Mann ohne Herz
    Es waren einmal sieben Brüder, die hatten weder Vater noch Mutter mehr. Sie lebten in einem Hause beisammen; alles aber mussten sie selber besorgen, waschen, kochen, Stuben kehren und was da noch weiter zu tun war, denn sie hatten auch keine Schwestern. Eine solche Wirtschaft verdross sie bald. Da sprach einer von ihnen: »Wir sollten ausziehen und uns jeder eine Braut holen.« Der Rat gefiel allen Brüdern und sie machten sich reisefertig; der jüngste aber wollte zurückbleiben und das Haus hüten; seine sechs Brüder versprachen, ihm auch eine Braut mitzubringen. Die Brüder nahmen Abschied und ihrer sechs zogen nun lustig und fröhlich in die Welt hinaus.
    Bald kamen sie in einen großen wilden Wald, da trafen sie, nachdem sie lange darin herumgewandert waren, auf ein kleines Häuschen, vor dessen Tür stand ein alter Mann. Als er die Brüder nun so lustig vorüberziehen sah, rief er ihnen zu: »Wo wollt ihr denn hin, dass ihr so an meinem Hause vorbeigeht?« – »Wir wollen uns jeder eine junge hübsche Braut holen«, erwiderten sie, »darum sind wir so lustig. Wir sind allzusammen Brüder, einen aber haben wir noch zu Hause gelassen und dem sollen wir auch eine Braut mitbringen.« – »So wünsche ich euch viel Glück auf der Reise«, antwortete der alte Mann, »aber ihr seht wohl ein, da ich immer so allein bin, dass ich auch eine Braut nötig habe, ich rate euch, bringt mir auch eine mit.« Die Brüder antworteten nichts darauf, sondern reisten weiter und dachten, was sollte der alte Mann wohl anders als im Scherz geredet haben? Er kann ja keine Braut gebrauchen.
    Bald kamen sie in eine Stadt; da fanden sie sieben junge und schöne Schwestern. Jeder von den Brüdern nahm sich eine von ihnen zur Braut, aber die siebente jüngste Schwester nahmen sie mit für ihren jüngsten Bruder.
    Als sie nun wieder in den Wald kamen, stand der Alte vor seiner Tür und schien auf sie gewartet zu haben. Er rief ihnen schon von Weitem zu: »Nun, habt ihr mir denn auch eine Braut mitgebracht, wie ich euch gesagt habe?« – »Nein«, antworteten die Brüder, »für dich, alter Mann, konnten wir keine finden; wir haben nur für uns Bräute mitgebracht, und die siebente ist für unsern Bruder.« – »Die könnt ihr mir lassen«, sagte der alte Mann, »denn euer Versprechen müsst ihr halten.«
    Aber die Brüder weigerten sich. Da nahm der alte Mann ein kleines weißes Stäbchen von einem Bord über der Haustür, und als er damit die sechs Brüder und ihre Bräute berührte, waren sie alle in graue Steine verwandelt. Die legte er mit dem Stabe auf das Bord über der Tür, die siebente, jüngste Braut aber behielt der alte Mann bei sich.
    Das Mädchen musste nun alles in seinem Hause besorgen, was zu tun war und was eine Hausfrau für Geschäfte hat. Sie vollbrachte das alles mit willigem Herzen; was hätte ihr auch Widerstand geholfen? Sie hatte es auch ganz gut bei ihm, nur der einzige Gedanke plagte sie, dass er bald sterben könnte. Was sollte sie dann so ganz alleine anfangen in dem großen wilden Walde, und wie sollte sie dann ihre armen verzauberten Schwestern und ihre Verlobten befreien? Je länger sie bei ihm war, je schrecklicher ward ihr dieser Gedanke; sie weinte und klagte den ganzen Tag und schrie

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