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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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sehr böse werden, wenn er hört, dass du mich zur Frau genommen.« Aber der Prinz bat so viel und sagte, wie lieb er sie hätte; da sagte Siebenschön endlich: »Wenn du noch ein paar Tage warten willst, so will ich mich darauf bedenken.«
    Am andern Tage schickte der Königssohn seinen Diener zu Siebenschön, der brachte ihr ein paar silberne Schuhe und bat sie, sich heut Abend wieder bei der Eiche einzufinden, denn der Prinz wollte mit ihr sprechen. Siebenschön ging hin und als der Prinz sie sah, so fragte er, ob sie sich nun schon besonnen hätte. Da antwortete Siebenschön: »Ich habe mich noch nicht bedenken können, denn meine Tauben und Hühner wollten gefüttert, der Kohl musste geschnitten und die Hemden sollten genäht werden; aber was ich dir sagte, ich bin so arm und du so reich, dein Vater aber wird böse werden, darum kann ich nicht deine Frau werden.« Da bat sie aber der Prinz wieder so viel, dass sie endlich sagen musste, dass sie sich ganz gewiss bedenken und mit ihren Eltern sprechen wolle.
    Am andern Tage schickte er ihr durch einen Diener ein prächtiges goldenes Kleid und ließ sie bitten, heute Abend wieder zu der Eiche zu kommen. Siebenschön ging abends auch wieder hin und der Prinz fragte, wie sie sich denn nun besonnen hätte. »Ach«, sagte Siebenschön, »ich habe mich nicht bedenken können und meine Eltern habe ich auch noch nicht gefragt, es gab den ganzen Tag wieder so viel zu schaffen in und außer dem Hause, dass ich nicht dazu kommen konnte; aber was ich immer gesagt habe, dabei muss es doch bleiben, ich bin viel zu arm und du zu reich und dein Vater wird sehr böse werden.« Nun ließ der Prinz aber gar nicht mit Bitten nach und stellte ihr vor, dass sie endlich Königin werden sollte, er würde ihr auch ganz gewiss treu bleiben und keine andere heiraten, was da auch kommen möchte. Da Siebenschön nun sah, wie lieb er sie hatte, so sagte sie endlich ja.
    Von nun an trafen sie sich jeden Abend bei der Eiche und waren ganz glücklich, denn sie liebten sich wirklich so sehr, doch der König sollte es nicht wissen. Aber da war da eine alte garstige Dirne, die sagte es ihm endlich doch, dass sein Sohn immer mit Siebenschön jeden Abend spät zusammenkäme. Da ward der König ganz grimmig und schickte seine Leute hin, Siebenschöns Haus in Brand zu stecken, damit sie darin verbrenne. Siebenschön saß am Fenster und stickte; als sie aber merkte, dass das Haus brenne, sprang sie geschwind hinaus und gerade hinein in einen leeren Brunnen; ihre armen Eltern aber verbrannten beide mit dem Hause.
    Es war ihr erst nun gewaltig gram und so traurig ums Herz, dass sie tagelang im Brunnen saß und weinte. Nachdem sie aber ausgeweint hatte, arbeitete sie sich allmählich hinauf und grub sich dann mit ihren feinen Händen etwas Geld aus dem Schutt ihres verbrannten Hauses. Dafür kaufte sie sich Mannskleider. Dann ging sie zum Könige an den Hof und bat, er möge sie doch als Bedienten annehmen, denn sie heiße Unglück. Dem Könige gefiel der hübsche junge Mensch und er nahm ihn zum Bedienten an; sie war nun immer treu und fleißig, und bald mochte der alte König Unglück von allen seinen Bedienten am liebsten leiden und ließ sich von keinem andern bedienen.
    Der Königssohn aber, als er hörte, Siebenschöns Haus sei niedergebrannt, trauerte sehr, denn er meinte nicht anders, als dass Siebenschön auch mit verbrannt sei. Nachher aber wollte sein Vater, dass er sich eine Frau nehmen sollte; der alte König wollte seinem Sohn das Reich übergeben, aber dann musste dieser auch eine Königin haben. Also freite der Prinz zu eines andern Königs Tochter und ward mit ihr verlobt. Als nun die Hochzeit sein sollte, ward das ganze Land dazu eingeladen, und als der König mit seinem Sohn hinreiste, die Braut zu holen, mussten alle Bedienten mit. Das war eine traurige Reise für Unglück und es lag ihm so hart auf dem Herzen wie ein Stein. Er hielt sich immer hinten im Zuge, damit die Leute nicht seine Traurigkeit sähen, als sie aber in die Nähe des Schlosses der Braut kamen, hub er an zu singen mit klarer Stimme:
    Â»Siebenschön bin ich genannt,
    Unglück ist mir wohl bekannt.«
    Da sagte der Prinz zu seinem Vater, neben dem er vorne im Zuge ritt: »Wer singt doch da so schön?« – »Wer sollte es wohl anders sein«, antwortete der

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