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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Alte, »als Unglück, mein Bedienter?« Darauf sang er zum zweiten Male:
    Â»Siebenschön bin ich genannt,
    Unglück ist mir wohl bekannt.«
    Da fragte der Königssohn wieder: »Wer singt doch einmal da? Sollte es wirklich Unglück, dein Bedienter sein, lieber Vater?« – »Ja gewiss«, sagte der alte König, »wer anders sollte wohl so schön singen als Unglück, mein Bedienter?«
    Nun waren sie ganz nahe vor das Tor des Schlosses der Braut gekommen, da sang Unglück zum dritten Male:
    Â»Siebenschön bin ich genannt,
    Unglück ist mir wohl bekannt.«
    Als der Prinz das nun wieder hörte, wandte er schnell sein Pferd und ritt hinten hin zu Unglück und sah ihm einmal stark ins Gesicht; da erkannte er Siebenschön und nickte ihr ganz freundlich zu, dann aber ritt er wieder weg.
    Als sie nun alle beisammen waren auf dem Schlosse der Braut und war eine große Gesellschaft da, so sagte der König, der Vater der Braut: »Wir wollen Rätsel spielen und der Bräutigam soll anfangen.« Da fing der Königssohn an: »Ich habe einen Schrank und vor einiger Zeit verlor ich den Schlüssel dazu; da ging ich gleich hin und kaufte mir einen neuen; als ich aber nach Hause kam, fand ich meinen alten wieder: Nun frage ich dich, Herr König, welchen Schlüssel soll ich zuerst gebrauchen, den alten oder den neuen?« Der König antwortete sogleich: »Natürlich den alten!« Da hatte er sich selber das Urteil gesprochen und der Königssohn sagte: »So behalte du nur deine Tochter, hier ist mein alter Schlüssel.« Da griff er Siebenschön bei der Hand und führte sie mitten unter sie; der alte König aber, sein Vater rief: »Nein, das ist ja Unglück, mein Diener!« Doch der Königssohn antwortete: »Lieber Vater, es ist Siebenschön, meine Frau!« Da gingen allen die Augen auf und sie sahen nun erst, wie schön sie war.

Clarawunde
    Vor vielen, vielen Jahren ritt einmal ein Königssohn in Begleitung eines treuen Dieners in die Welt hinaus, um Land und Leute kennenzulernen. Bald kam er in einen ungeheuren Wald und sah hier viele hundert junge Raben, welche gierig nach Futter schrien. Als der Prinz die Ursache ihres Geschreis erkannte, sprach er zu seinem Diener: »Schlachte dein Pferd und gib sein Fleisch den Raben, dass sie ihren Hunger stillen, und kehre in Frieden zurück in die Heimat.« Der Diener tat, wie ihm befohlen war, und sein Herr zog allein seine Straße weiter.
    Aber noch ehe er das Ende des Waldes erreichte, gewahrte er auf einem Baume einen Vogel, dessen Gefieder mit wunderbarer Farbenpracht bedeckt war. »Den Vogel muss ich haben«, sprach der Prinz laut vor sich hin; doch sein edles Ross warnte ihn und sprach: »Herr, lass Vogel Vogel sein, Vogel ist betrüglich, es kostet dir dein Leben.« Allein der Prinz bestand auf seinen Kopf; schnell sprang er vom Pferde und kletterte den Baum hinan. Noch saß der Vogel auf seinem Platz, schon streckte der junge König die Hand danach aus, und – o weh! der Vogel flog von dannen, und anstatt seiner hielt der Prinz eine Feder seines Schwanzes in der Hand. Aber wie erstaunte er, als er plötzlich auf der Feder das Bild Clarawundens, der schönsten Dame der Welt, erblickte. Voll Vergnügen stieg er vom Baume herab, schwang sich auf sein Ross und ritt weiter.
    Lange ritt er dahin, ohne dass er wusste, wohin er kam; denn er konnte sich nicht sattsehen an dem wunderbaren Bilde. Da hörte er auf einmal ein leises Geräusch, und als er um sich blickte, sah er einen Fisch, den die hochgehenden Wellen eines nahen Sees weit aufs trockne Land geschleudert hatten. Eilends stieg der Prinz vom Pferde, setzte den Fisch ins Wasser und zog von dannen. Nicht lange darauf hörte er eine Stimme, die fast wie der Angstruf eines Menschen klang. Schnell eilte er dem Orte zu, wo die Stimme herkam, und er fand einen Riesen, der bis an den Hals im Sumpfe steckte, sodass er sich nicht helfen konnte. Der Prinz besann sich nicht lange, warf dem Riesen ein Seil zu, zog ihn mit großer Anstrengung aus dem Schlamm und ritt seines Weges weiter.
    So kam er eines Tages in die Stadt eines mächtigen Königs. Er ließ sich sogleich anmelden. Der König nahm ihn sehr freundlich auf und bat ihn schon nach einigen Tagen, in seinem Dienst zu bleiben. Der Prinz nahm das Anerbieten an und verlebte frohe Tage. Er hatte noch immer jene kostbare Feder als ein

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