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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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den Prinzen des Landes bückte, scheinbar um zu sehen, ob noch Leben in ihm sei, benetzte sie unvermerkt sein Gesicht mit Wasser des Todes, also dass er nimmer erwachte. Darauf ging sie zu dem andern Prinzen und wusch sein Gesicht mit Wasser des Lebens und Wasser der Schönheit. Da sprang der Prinz auf und seine Gestalt war viel schöner denn zuvor, und jubelnd rief ihn das Volk zum König aus. Darauf zog er mit seiner schönen Braut in sein Land, und fröhlicher Jubel schallte ihnen allerorten entgegen. Die Hochzeit ward gehalten und Friede und Freude herrschte in ihrem Reiche bis an ihr Ende.

Zistel im Körbel *
    Es war einmal ein armes, armes Mädchen, dem waren seine Eltern gestorben und sie hatten ihm nichts hinterlassen als die Lumpen, die es am Leibe trug. Das Mädchen musste aus der väterlichen Hütte fort – denn die wurde verkauft, um die alten Gläubiger zu befriedigen – und wusste nicht, wo aus und wo an. Weinend ging es fort und in den dunkeln Wald hinein, in dem es früher so oft Himbeeren und Schwämme gepflückt hatte, und dachte, wenn die Menschen mich verlassen, so werden die Hasen und Rehe mir ein Winkelchen bei ihnen gönnen. Wie das arme Kind so weiter und weiter ging und immer tiefer und tiefer in den dunkeln Wald hineinkam, fing es an Abend zu werden und die alten Föhren und Tannen warfen gar unheimliche Schatten. Das Mädchen überkam eine unnennbare Furcht und es fing an, so heftig zu weinen, dass die Tropfen auf die Heide und das weiche Moos niedertröpfelten, als ob Tau fiele. Wie das arme schmutzige Mädchen nun so weinte, dass die kalten Felsen damit hätten Erbarmen haben mögen, stand plötzlich ein Jäger vor ihm und sprach: »Was weinst du, mein Kind?« Das Mädchen schlug die blauen Augen auf und ließ sie wieder sinken und sprach schluchzend: »Weil ich nichts habe und es mich so hungert und es hier so unheimlich ist!« Bei diesen Worten zitterte das arme verlassene Kind und weinte noch bitterlicher als zuvor.
    Â»Sei still!«, fiel tröstend der Jäger ein. »Wenn nur das fehlt, so kann leicht geholfen werden. Geh mit mir und du sollst Wunderdinge sehen und es soll dich nicht gereuen.« Das Mädchen war damit zufrieden und folgte seinem Führer. Dieser ging, ohne ein Wort zu sprechen, immer weiter und weiter in den dunkeln Wald hinein, bis er vor einer riesigen bemoosten Eiche stehen blieb. »Liebes Kind«, unterbrach der geheimnisvolle Jäger die Stille, »wir sind am Platze; nun sei getrost und weine nicht mehr!« Das Mädchen wischte sich mit der Schürze noch zwei große Tränen aus den Augen und stand dann stille und war neugierig, was da kommen sollte. »Graue Eiche, öffne dich!«, sprach der Jäger im gebieterischen Tone. Und sieh! – wie auf einen Zauberschlag tat sich der breite Stamm auf und innen glitzerte, glänzte und schimmerte es, dass einem hätte das Sehen vergehen mögen. Da waren silberne Kleider und goldene Münzen und prächtige Edelsteine und alles funkelte und leuchtete um die Wette. Das arme überraschte Mädchen wusste nicht, wie ihm geschah. Es hielt beide Hände unter die Schürze und hielt vor Staunen den Mund und beide Augen weit offen und schaute und schaute und konnte sich nicht sattsehen.
    Â»Dies alles ist dein und du kannst von diesen Dingen nehmen, soviel du willst«, sprach der Jäger, »wenn du es vor den Menschen da draußen geheimhältst und dir meinen Namen merkst.«
    Das freudig erstaunte Kind stammelte ein frohes »O ja« und meinte, den Namen werde es sich schon merken, wenn es ihn nur erst wüsste.
    Der Jäger fuhr weiter: »Ich heiß
Zistel im Körbel
.« – »Zistel im Körbel«, flüsterte das Mädchen vor sich hin, um den sonderbaren Namen seinem Gedächtnisse recht sicher einzuprägen.
    Â»In sieben Jahren werde ich wiederkommen, bis dahin kannst du dir vom Baume holen, was du willst. Komme ich aber dann wieder und kannst du nicht meinen Namen nennen, so wirst du höchst unglücklich werden. Gebrauche die Schätze klug, denn davon hängt dein Glück ab.«
    Das Mädchen wollte dem grünen Jäger danken, aber er war schon verschwunden, und die Eiche hatte sich geschlossen und stand ernst und ruhig vor ihm, nur in den Zweigen spielte hin und wieder ein Lüftchen. Das Mädchen wusste nicht recht, ob das Geschehene Wirklichkeit oder

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