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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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der Junge hatte sich verrechnet. Denn es kam das Waldmännlein und machte alle Pferde wieder gesund, als ob ihnen gar nichts geschehen wäre.
    Werweiß war aber deswegen im Stall nicht zufriedener und ließ die Pferde noch zweimal los und diese schlugen sich mit den Hufen so blutig, dass das Blut über den Boden rann. Allein es half ihm nichts, denn es kam immer das kleine Waldmännlein und machte die Pferde gesund und heilte die Wunden. Das dritte Mal hatte aber der Stallmeister den Höllenlärm, den die losgelassenen Pferde im Stalle machten, gehört, wurde böse und jagte den Werweiß aus dem Stalle.
    Der Junge war nun ohne Dienst und wusste nicht, wo an und wo aus. Da erbarmte sich seiner der Gärtner und nahm ihn als Gartenjungen an. Werweiß musste nun im Garten helfen, die Pflanzen bewässern, die welken Blätter abpflücken und die Blumen pflegen, und das gefiel ihm besser als in der Küche helfen und die Rosse striegeln. Da stand er wohl oft bei den Rosen, und wenn er in ihren Kelch sah und ihren Duft einatmete, wurde ihm so wohl, dass er mit keinem Könige getauscht hätte. Er trug, wenn er im Garten war, immer einen Strohhut und hatte ihn so in das Gesicht gedrückt, dass seine schönen goldenen Haare fast gar nicht gesehen wurden. Und wenn Werweiß so die Blumen begoss oder bei ihnen sinnend stand oder jätete, da saß die älteste Königstochter wohl auf dem marmornen Söller droben und schaute in den Garten hernieder. Und so oft sie den Gartenjungen sah, konnte sie fast ihre Augen nicht wieder wegwenden, denn er gefiel ihr so wohl, weil er so schön wie der Mai war. Hatte sie ihn bei Tage gesehen, dann kam er ihr auch im Schlafe vor und es träumten ihr vom Gärtnerknaben die wunderlichsten Dinge. Einmal sah sie ihn wieder im Garten drunten bei den Blumen und da konnte sie nicht mehr droben bleiben, sondern musste hinuntersteigen. Sie ging zu ihm hin und bat um einen Blumenstrauß. Allein wie sie auch bat, Werweiß gab ihr keine Blumen, denn er wollte ihnen nicht das Leben nehmen, und gab ihr auch keine Antwort. Wie alles Bitten und Flehen nichts half, da wurde die Königstochter böse und ging zu den Rosen hin und riss die schönsten davon ab. Als Werweiß dies sah, vergaß er das Gebot des Waldmännleins und sprach: »Reiße nicht die Rosen ab, denn« – da fiel ihm aber die Rede des Männleins, die er im Zorne vergessen hatte, wieder ein und er schwieg und tat, als ob er sich schämte. Wie er so dastand und leicht errötet war, konnte ihm die Königstochter nicht mehr böse sein. Sie ging ihm näher und sprach: »Junge, nimm doch einmal deinen Hut ab, damit ich deine Haare sehen kann, ich bitte dich gar schön.«
    Werweiß stellte sich aber, als ob er kein Wort verstünde. Als die schöne Königstochter das sah, meinte sie wirklich, er verstehe ihre Rede nicht, ging auf ihn zu und wollte ihm den Strohhut lüften. Das ließ aber der schöne Gärtnerjunge nicht geschehen und lief auf und davon, denn er fürchtete, an seinen Locken erkannt zu werden. Traurig und sinnend stand die Prinzessin bei den Rosen und ging dann auf ihr Zimmer zurück, um vom rätselhaften Jüngling zu träumen. Sie stand seit dieser Zeit noch öfter als früher auf dem Söller oder am Fenster und sah in den Garten. Und wenn sie den Jungen drunten sah, vergaß sie Leid und Weh und fühlte sich gar glücklich.
    Indessen war seit den Kriegen fast ein Jahr vorübergegangen, und es standen die Bäume wieder mit goldenen oder roten Blättern da und schüttelten sie in das bereifte Gras. Da dachte der König wieder an die drei Schlachten und an die drei Könige, die ihm zu Hilfe gekommen waren. Wohl oft hatte er an die schönen Helden gedacht und Boten ausgesandt, um sie aufzufinden, allein alles Suchen war vergebens. Da fiel ihm ein, ein großes Hochzeitsfest zu veranstalten, und wenn die drei Könige kommen würden, jedem von ihnen eine seiner schönen Töchter zu geben. Er bereitete also ein großes königliches Fest, das zwei Tage dauern sollte, und lud aus nah und fern Gäste ein. Selbst in die Nachbarländer sandte er Herolde und ließ Fürsten und Grafen zur Hochzeit laden. Seinen Töchtern aber gab er wundervolle prächtige Geschenke. Diese sollten sie den Königen als ihren Erwählten geben.
    Wie der Tag des Festes anbrach, gab’s ein Reiten

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