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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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und Fahren, als ob die wilde Fahrt los wäre. Droben im Königsschlosse waren alle Türen und Tore bekränzt und im Saale wurde musiziert, als ob man im Himmel wäre. Der König und seine drei schönen Töchter empfingen oben im Saale die Ankommenden und waren so schön gekleidet, dass man nichts Schöneres sehen mochte. Es kam der Mittag, allein die drei Könige kamen nicht. Man setzte sich zur Tafel und aß und trank, aber der König war schwermütig und konnte nicht heiter werden. So ging es bis zum Abend. Da gingen die zwei jüngeren Töchter zum Vater und sagten: »Was sollen wir mit den prächtigen Geschenken tun? Die Könige kommen doch nicht mehr.« Da erwiderte der König: »Meinetwegen was ihr wollt, arme Kinder.«
    Die Älteste saß aber ruhig und ernst da und gab ihr Geschenk keinem. Sie dachte an den schönen Gärtner, der ihr so wohl gefiel und den sie heute noch nicht gesehen hatte. Die Schwestern merkten das und neckten sie mit dem Gärtnertroll, wie sie ihn nannten. Sie erwiderte kein Wort. Als man vom Tische aufgestanden war, holte sie das Geschenk und stieg in den Garten hinunter. Dort stand Werweiß sinnend bei den Rosen und war gar traurig. Wie sie ihn sah, hatte sie die größte Freude und gab ihm das prächtige Geschenk. Er küsste ihre Hand und wollte danken, aber da fiel ihm die Rede des Waldmännleins ein und er schwieg. Traurig gingen Werweiß und die Königstochter voneinander, denn es war ihnen gar schwer ums Herz. Noch trauriger war aber der alte König und es fraß ihm der Gram fast das Herz ab, weil morgen Hochzeit sein sollte und kein Bräutigam sich sehen ließ. Er konnte die ganze Nacht kein Auge schließen und seine Haare bleichten vor Kummer und Sorge über Nacht.
    Während aber der König so ohne Schlaf in seinem Bett lag, kam das Waldmännlein zum Werweiß in die Schlafkammer und brachte gar prächtige, goldgestickte Kleider, wie sie nur Könige tragen. Werweiß musste gleich aufstehen und sich ankleiden. Dann führte ihn das graue Männlein in den Hof hinaus und da saßen hundert und hundert Reiter auf stolzen Rossen.
    Â»Das ist alles dein«, sprach das Männchen. »Nun melde dich dem Könige und wirb um seine Tochter.« So sprach das Männlein und verschwand. Da bliesen einige Reiter in die Trompeten, und wie dies der König hörte, eilte er ans Fenster. Da sah er den König, der ihm die Schlachten gewonnen hatte, und seine Mannen und er hätte vor Freude und Staunen vergehen mögen. Er setzte sich nun gleich die Krone auf, eilte in den Hof hinunter und umarmte den Werweiß. Dieser entschuldigte sich aber, dass er erst heute habe kommen können, und der König war des zufrieden. Er führte nun den schönen Ritter hinauf in den Saal und bot ihm eine seiner Töchter an. Werweiß wählte sich die älteste und da musste sie neben ihm sitzen und war so glücklich, dass sie selbst mit den Engeln im Himmel droben nicht getauscht hätte, weil ihr Bräutigam dem Gärtnerjungen so glich wie ein Apfel dem andern. Es gab nun eine lustige Hochzeit, wie noch nie eine gefeiert worden ist, solange der Himmel blau und das Gras grün war. Und wie man so beisammensaß, sich Gesundheit trank und die Braut nie einen Blick von ihrem schönen Bräutigam wandte, öffneten sich plötzlich die Tore und ein schöner, stolzer König, dem der graue Bart bis auf die Brust niederwallte, trat mit einem großen Gefolge ein. Er eilte auf Werweiß zu und küsste ihn. Der König mit dem Barte war aber niemand anderer als das Waldmännlein, das endlich erlöst war, weil Werweiß sein Gebot so treu befolgt hatte. Nun ging es noch lustiger her als früher und die Freude hatte kein Maß.
    Werweiß und die älteste Königstochter gaben aber ein recht glückliches Paar und lebten bald beim Waldkönig, bald auf der Burg des Vaters. Als die Könige aber starben, erbte Werweiß beide Königreiche und war der reichste und glücklichste Fürst, der je lebte.

Griseldele
    Es war einmal ein armes, altes Bäuerlein, das hatte drei Töchter, die jüngste davon hieß Griseldele. Das Griseldele war weit schöner als seine zwei Schwestern und war auch so brav und fleißig, dass jeder Mensch darüber staunte. Sie musste immer auf den Berg gehen und hüten, war aber mit dem Hüten allein nie zufrieden, sondern

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