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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Haufen ungesegneter Kinder folgte ihm. Der Zug ging durch das Dorf dem Wald zu, wo ein kahler, grauer Berg aufragte. Als sie dort angekommen waren, tat der Mann einen lauten Pfiff, und der hohle Berg öffnete sich. Die armen Kinder mussten in den finsteren Schacht hinein, und hinter ihnen schloss sich polternd die Öffnung des Felsens.
    Da hättest du die armen Kinder sehen sollen! Von aller Welt verlassen befanden sie sich im stockfinsteren Berggewölbe, wohin nie ein Sonnenstrahl drang, und wussten nicht, was mit ihnen geschehen würde. Sie weinten und jammerten, dass es ein steinernes Herz hätte rühren mögen; doch alles war umsonst.
    So ging es drei Tage und drei Nächte, und Hansl weinte und klagte mit den übrigen Kindern. Am vierten Tag fiel ihm endlich ein, dass er ja das Schächtelchen noch ungeöffnet bei sich habe und dass ihm dieses vielleicht helfen könnte.
    Gedacht, getan! Mit der größten Vorsicht nahm er das Geschenk des Zwergleins aus seinem Sack und öffnete es behutsam. Wie fühlte er sich aber in seinen Erwartungen getäuscht, als er bemerkte, dass ein ganz gewöhnlicher Stinkkäfer daraus hervorkroch, der endlich summend und brummend aufflog und bald da, bald dort surrend anprallte. So war er längere Zeit herumgesurrt, als er sich auf den Boden niederließ, die Erde aufwühlte und endlich ein kleines, kleines Schlüsselein fand, das er dem Hansl brachte. Dieser war darüber nicht wenig erfreut, nahm das Schlüsselchen und tastete an allen Ecken und Wänden herum, um ein Schlüsselloch zu finden. Er hatte wohl schon lange herumgesucht, als er endlich ein kleinwinziges Schlösslein fand, in das der Schlüssel gerade passte. Er steckte ihn an, drehte ihn herum, und es sprang eine bisher nicht bemerkte Pforte auf. Welche Freude hatten da die armen Kinder, als das goldene Tageslicht in den hohlen Berg fiel und sie einen Ausgang sahen. Froh und munter eilten sie der Tür zu und ins Freie.
    Da war aber eine ihnen ganz unbekannte Gegend, die sich durch Schönheit und Anmut auszeichnete, fette Wiesen und kühle Wäldchen mit riesigen Eichen und Buchen, und zwischendurch rieselten und murmelten spiegelklare Bächlein. Die schönsten Blumen hoben ihre bunten, duftenden Kelche empor, und die prachtvollsten Schmetterlinge flatterten durch die laue, würzige Luft. Die Kinder kannten nun kein Ende der Freude, und das eine lief dahin, das andere dorthin.
    Hansl, der seinen Stinkkäfer wieder in das Schächtelchen gesteckt hatte, ging allein auf einem Steig, der sich durch ein Wäldchen schlängelte, fort und dachte nach, was er nun anfangen sollte, denn er hatte wenig Lust, wieder nach Hause zurückzukehren.
    Als er eine gute Strecke gegangen war, sah er plötzlich ein großes, prächtiges Schloss vor sich stehen. Es ragte mit seinen Türmen und Zinnen hoch über die riesigen Bäume empor, die es umgaben. Um das Gebäude zog sich ein herrlicher Garten mit grünen, stolzen Bäumen, leuchtenden Blumen und rauschenden Springbrunnen. Hansl konnte sich lange nicht an all dieser Pracht und Herrlichkeit sattsehen. Als er alles lange Zeit angegafft hatte, dachte er sich, ich muss doch schauen, wie es drinnen ausschaut. Er suchte nun einen Eingang, aber all sein Suchen war vergebens, denn nirgends fand er eine Tür oder ein Gitter. Er ging noch einmal um das Schloss herum und konnte gar nicht begreifen, wie man ein Haus ohne Aus- und Eingang bauen konnte. Wie er so dastand und schaute, hörte er plötzlich eine Stimme rufen: »Wenn du den Schlüssel findest, gehören dir Schloss und Hof.«
    Da war der Junge nicht verlegen und nahm zu seinem Schächtelchen Zuflucht. Der Käfer wurde losgelassen, und das kluge Tierlein flog und surrte herum, bis es sich endlich auf dem Boden niederließ, die Erde aufgrub und dort einen goldenen Schlüssel fand. Hansl war über diesen Fund nicht wenig erfreut und suchte nun am Turm hin und her, bis er das Schlüsselloch sah. Da steckte er lustig den Schlüssel an, drehte ihn herum, und im Nu war das Tor offen. Da hättest du dabei sein und all die Pracht und Herrlichkeit im Schloss sehen sollen. Und da gab’s einen Jubel und eine Freude, dass dem Hansl Sehen und Hören verging.
    Als er so dastand und vor Staunen nicht zu sich kommen konnte, kam ein alter König auf ihn zu, und dieser führte eine wunderschöne Prinzessin an seiner Hand. Der

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