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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ein Ende sein, und wir wollen alle zusammen ein freudiges Leben führen.«
    Sobald sie das nächste Mal hereinkam, hörte sie, wie die Braut und der Jüngling den Grafen ihren Vater nannten, und als sie die Schüssel auf den Tisch gestellt hatte, da sprangen ihr alle drei entgegen und nannten sie und begrüßten sie als Gemahlin und Mutter. Der Graf hieß sie nun ihre gräflichen Kleider wieder anziehen und sich zu ihnen an den Tisch setzen. Jetzt wurde die Hochzeit mit Ernst gefeiert, und Griseldele hatte von nun an keine schlimmen Tage mehr, sondern nur frohe und glückliche.
    * Überschüttel = eine Art schlechter Suppe

Der Stinkkäfer
    Vor langer, langer Zeit lebte ein armer Knabe, der eine böse Stiefmutter hatte. Sie war ihm so feindlich gesinnt, dass er ihr mit nichts recht machen konnte und alle Tage Scheltworte und Schläge bekam. Einmal gab sie dem guten, armen Kind einen großen Korb und sprach: »Mach dich, kleiner Darm, gleich in den Wald hinaus und suche Moosbeeren, und bringst du den Korb nicht voll zurück, so sollst du Schläge bekommen, dass dir die Rippen krachen.«
    Der arme Bursche nahm den Korb und lief mit weinenden Augen in den grünen Wald hinaus, denn er sah wohl, dass er, wenn er zehn Hände statt einer hätte, so viele Moosbeeren nicht pflücken könnte, und fürchtete sich vor den gedrohten Schlägen gar sehr. Im Wald kroch er von einer Staude zur andern und pflückte nach Leibeskräften. Allein er sah nur immer deutlicher, dass er den Korb nicht werde voll machen können. Er hatte schon einige Stunden gearbeitet, und die Sonne brannte gar heiß nieder. Da fing der Knabe an schläfrig zu werden vor lauter Hunger und Müdigkeit. Er sank ermattet in das Moos und begann zu schlafen, dass es eine Lust war. Die Sonne wollte schon Abschied nehmen, als der Knabe seine Augen aufschlug und mit Schrecken sah, dass es schon Abend war. Um wie viel größer war aber sein Schrecken, als ein winziges Männlein in einem grünen Röcklein vor ihm stand und ihm mit seinen kleinen, stechenden Augen fest und steif ins Gesicht schaute. Als der Zwerg den Knaben so erschrocken sah, redete er ihm freundlich zu und fragte ihn, was er hier mache.
    Â»Ja, ich muss hier Moosbeeren pflücken, den ganzen Korb voll«, erwiderte stotternd der Knabe, »und wenn er nicht voll wird, bekomme ich Schläge, denn die Mutter ist gar so streng zu mir.«
    Â»Sei getröstet«, sprach das Männlein und fing an, Moosbeeren zu pflücken, dass der Korb im Augenblick voll war. Dann gab er dem Knaben ein Schächtelchen mit den Worten: »Du bist ein braver Bub; bleibe so, und es soll dir nichts Übles zustoßen. Nimm das Schächtelchen, doch öffne es erst in der größten Not, wenn du sonst keinen Ausweg mehr siehst, und es wird dir geholfen werden.«
    Der Knabe versprach es dem alten Männlein, griff freudig nach dem Schächtelchen und dankte dafür, wie brave Kinder es tun. Kaum war dies geschehen, so war das Waldmännlein auch verschwunden. Der arme Bursche steckte das Schächtelchen behutsam ein, nahm den vollen Korb auf den Rücken und wanderte froher als je seiner väterlichen Hütte zu, denn er hatte ja einen Helfer in seiner Tasche.
    Als er müde und vom Schweiß triefend heimkam, stand seine böse Stiefmutter schon auf der Türschwelle und wollte ihn mit Scheltworten empfangen. Wie sie aber den vollen Korb sah, bekam sie Respekt vor dem Buben und machte ein süßes Gesicht. Seit diesem Tage quälte sie den Knaben nicht mehr so sehr und gab ihm oft freundliche Worte. In der Tat hasste sie das arme Kind doch wie früher und wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, ihn loszuwerden. Der Knabe hatte nun glückliche Tage und sah wohl oft, wenn er allein war, das Schächtelchen an, öffnete es aber nie, denn er hatte es ja dem Männchen versprochen, und Hilfe war ihm auch gerade nicht nötig. So ging es einige Wochen.
    Da kam einmal ein unbekannter Mann ins Dorf, und dieser hatte ein wunderliches Pfeiflein. Wenn er damit pfiff, mussten ihm alle Kinder, die nicht gesegnet waren, nachlaufen, und niemand konnte sie mehr von dem geheimnisvollen Pfeifer befreien. Wie der Hansl das Pfeiflein hörte, schoss es ihm auch in die Füße, dass er mitlaufen musste, denn die böse Mutter hatte ihn absichtlich nie gesegnet. Der Mann ging pfeifend voraus, ein großer, großer

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