Der große deutsche Märchenschatz
desertierte Soldaten gingen in eine Wildnis hinein. In dieser Wildnis stand ein Schloss. Die Fallbrücke war aber aufgezogen. Als sie so beim Schlosse stehenblieben und es betrachteten, gab sich die Fallbrücke herunter. Sie gingen darüber und in das Schloss hinein und gelangten in die Stube. Hunger und Durst hatten sie auch, darum zogen sie den Tischkasten auf; es lag aber nur ein Kartenspiel darinnen und darauf stand geschrieben: Niklös. Da sagten sie zueinander: »Für unsern Hunger und Durst wollen wir einmal karten.« Als sie anfingen zu karten, kam so ein altes Männlein hinein und fragte, was ihr Begehren sei? Sie antworteten ihm, sie hätten Hunger und Durst, und weil sonst nichts da sei, so wollten sie karten. Da sagte das Männlein, Essen könne er ihnen keines geben, aber Geld könnten sie haben, so viel sie wollten. Er führte sie darauf in die Silbergrube. Sie steckten ein, soviel sie konnten. Dann führte er sie in die Goldgrube. Da warfen sie das Silber weg und steckten dafür Gold ein. Zuletzt führte er sie zu den Edelsteinen. Nun warfen sie das Gold weg und packten Edelsteine ein. Als sie fertig waren, sprach das alte Männlein: »Jetzt habt ihr so viel als eine ganze Stadt Währschaft hat, kommt aber nicht mehr.«
Die Soldaten gingen nun wieder gegen ihre Heimat zu und hielten alle Tage Ball. Es ging aber ihr Geld doch zu Ende. Da hielten sie Rat und beschlossen, wieder zum Schlosse zu gehen, und führten den Entschluss auch richtig aus. Als sie hinkamen, war die Fallbrücke wieder hinaufgezogen. Nachdem sie ein wenig dagestanden waren, ging der Verschlag, die Fallbrücke, herunter. Sie gingen hinein, zogen den Tischkasten auf und taten die Karten heraus. Als sie diese herausgetan hatten, kam das alte Männlein wieder und sagte: »Habâ ich es euch nicht gesagt, dass ihr nimmer kommen sollt? Jetzt muss einer dableiben.«
Die drei Soldaten losten untereinander und der, den das Los traf, blieb da. Die anderen steckten so viel Edelsteine ein, als sie konnten, und gingen auf die Heimat zu. Zu dem, der dableiben musste, sagte das Männlein, jetzt müsse er Jahr und Tag am Falltor Schildwache stehen. Die Zeit vergehe ihm aber schnell; sobald es ihn hungere, sei sie herum. Das war richtig so. Als ihm der Hunger kam, war die Zeit herum und er ging ins Schloss zurück. Das Männlein wies ihm ein Zimmer an und sagte, in dem Zimmer müsste er drei Nächte liegen. Dabei sah der Soldat unter der Bodenstiege drei Schwäne sitzen. Das Männlein sagte noch, in der ersten Nacht, die er in dem Zimmer zubringe, kämen Männer, die fragen würden, wie viel Schläge er haben wolle? Und da solle er sagen: einen Schlag. Sie würden ihm wohl mehr anbieten, er aber solle nicht mehr sagen als einen Schlag. Nachts um elf Uhr kamen sie auch und fragten, wie viele Schläge er haben wolle? Da sagte er: »Einen Schlag.« Sie sprachen, er müsste mehr annehmen. Er aber blieb dabei, nicht mehr als einen Schlag nehmen zu wollen. Um zwölf Uhr verlieÃen ihn die Männer.
Als er früh herunterkam, waren die Schwäne unter der Bodenstiege schon etwas schöner. Vor der zweiten Nacht sagte das Männlein: »Heute antwortest du: zwei Schläge.« Um elf Uhr nachts kamen sie wieder und fragten, wie viele Schläge er haben wolle. Er antwortete: »Zwei Schläge.« Sie boten ihm zwar mehr an, er aber blieb auf seiner Aussage stehen. Um zwölf Uhr gingen sie wieder fort. Früh, als er herabkam, waren die drei Schwäne wieder schöner. Jetzt sagte das Männlein zu ihm: »Heutâ ist die letzte Nacht, heute sagst du drei Schläge, aber nur fest darauf geblieben! Sie werden dann Messer heraustun und sie wetzen, als wenn sie dich umbringen wollten.«
Um elf Uhr kamen sie wieder miteinander und fragten, wie viel Schläge er wolle. Er sprach: »Drei Schläge.« Sie aber sagten, er müsse mehr haben. Sie taten ihre Messer heraus und machten sie scharf. Aber um zwölf Uhr nachts gingen sie fort. Früh, als er erwachte, war das Zimmer an den Wänden golden. Er blieb noch etwas liegen und betrachtete das veränderte Zimmer.
Die drei Schwäne unter der Stiege aber waren drei verwünschte Königstöchter. Sie kamen jetzt, weil sie erlöst waren, in sein Zimmer und sagten zum Soldaten, er solle nun aufstehen. Als er aufgestanden war, sprachen sie zu ihm, er hätte jetzt die Wahl unter
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