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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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er dazu sagen sollte.
    Darauf ging er in den obern Saal zu seinem Bruder und sprach: »Nicht wahr, Bruder, ich bin doch Vize-König von Böhmen!«, und zu allen Kameraden, die es nicht hatten glauben wollen, ging er mit seiner Gemahlin und sagte immer: »Gelt, ich bin doch Vize-König!«, und verteilte unter alle viel Geld, dass sie die Nacht hindurch so lustig waren wie noch nie. Alle tranken auf seine und seiner Gemahlin Gesundheit, und er selbst tanzte mit ihr und feierte eine überaus fröhliche Nacht. Nachdem er sodann seine Eltern wie auch seinen Bruder reichlich beschenkt hatte, kehrte er mit seiner Gemahlin nach der Hauptstadt zurück und regierte in Frieden und Segen bis an sein Ende.

Die goldene Ente
    Es war einmal eine Witwe, die hatte drei Söhne namens Kasper, Melchior und Baltes, die erlernten alle drei ein Handwerk. Der älteste wurde ein Weber, der andere ein Schuhmacher, der dritte ein Sattler. Und als sie ausgelernt hatten, sollten sie wandern und in der Fremde ihr Glück versuchen. Da schickte die Mutter zuerst den Ältesten auf die Reise und füllte ihm, wie es in dem Orte Sitte war, das Felleisen mit selbstgebackenen Küchlein, so viele nur zu dem Zeuge, das er mitnahm, noch hineingingen, und sagte: »Lieber Sohn, wenn dir ein Armer begegnet, so teile ihm auch von diesen Küchlein mit!« Darauf zog er von dannen, und nachdem er einige Tage gewandert war, kam er in einen Wald; da begegnete ihm eine alte Frau und bat ihn, dass er ihr etwas zu essen geben möchte; er aber sagte: »Ich werde selbst noch brauchen, was ich habe.« Da bewirkte die Frau, welche ein Zauberfräulein war, dass er nicht weiter konnte und auf der Stelle nach Haus umkehren musste.
    Als nun die Zeit kam, wo der zweite Sohn seine Wanderreise antreten sollte, da tat ihm die Mutter gleichfalls Küchlein in sein Felleisen und sprach: »Nun will ich doch sehen, wie weit du kommen wirst. Vergiss aber nicht, auch den Armen von deinen Küchlein abzugeben!« Da zog er dieselbe Straße wie sein älterer Bruder und kam nach einigen Tagen in den Wald, wo das Zauberfräulein sich aufhielt. Das begegnete ihm alsbald und sagte, sie sei hungrig, er möge ihr doch etwas zu essen geben. Allein er sagte: »Die Küchlein esse ich selbst gern«, und wollte weitergehen. Da machte es aber das Zauberfräulein, dass er keinen Schritt mehr vorwärts tun konnte und auf der Stelle zu seiner Mutter zurückreisen musste.
    Endlich schickte die Mutter ihren dritten Sohn auf Reisen und sagte: »Wenn dir’s nur nicht ebenso wie deinen Brüdern geht; ich will sehen, wie du durchkommst; ich habe dir da auch Küchlein in dein Felleisen gelegt, die musst du aber nicht allein essen, sondern auch den Armen davon mitteilen.« Dann trat er wohlgemut seine Wanderschaft an und kam nach wenigen Tagen in den Wald, wo ihm die alte Frau begegnete und ihn um etwas zu essen bat. Da nahm er sogleich sein Felleisen vom Rücken und machte es auf und schüttete der Frau alle Küchlein, die er noch hatte, in den Schoß, worauf das Fräulein sehr vergnügt wurde und ihm sagte: »Weil du so gut gegen mich gewesen bist, so soll dir’s auch gut gehen. Da will ich dir eine Ente schenken, die hat goldene Federn und heißt
gute Gonda
. Das musst du dir merken; denn wenn jemand sie dir stehlen oder ihr eine Feder ausziehen will, so brauchst du nur den Namen auszusprechen und dabei zu sagen:
Es bleibe an dir hangen, was bei dir ist!
, so kann es nicht fort, sondern muss mit, wohin die Ente geht.« Darauf bedankte er sich und zog weiter durch den Wald und kam in ein Wirtshaus, wo er übernachten und sein Abendbrot verzehren wollte. Die Ente aber durfte auch mitessen und fischte sich besonders die Fleischbrocken aus der Schüssel heraus. Da guckten alle Leute groß auf, besonders aber drei Frauenzimmer, die ebenfalls in dem Wirtshause übernachteten, und baten den jungen Sattler, dass er ihnen doch eine Feder von der Ente schenken solle. Allein das schlug er ihnen ab; denn er mochte die kostbaren Federn seiner Ente nicht ausrupfen. Da besprachen sich die drei Mädchen mit dem Wirt, dass er sie mit dem Sattler in demselben Zimmer zusammen schlafen lassen möge, was der Wirt auch zugab.
    Als es nun Nacht war und sie meinten, dass der Sattler fest schliefe, da stiegen sie still aus ihrem Bett und gingen zu seinem Lager, wo die Ente danebensaß, und versuchten, ihr einige

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